Jörg Schmadtke ist mal wieder auf Schnäppchen-Jagd. Mit dem U17-Nationalspieler Aly Malle aus Mali hat der Sportchef des 1. FC Köln gerade erst einen Rohdiamanten aus Afrika zum Probetraining bei den Geissböcken eingeladen. Doch die Suche nach unentdeckten Talenten wird immer schwieriger. „Es gibt kaum einen Spieler mehr, der nicht bekannt ist“, klagt Schmadtke.
Köln – Trainer Peter Stöger war nach dem ersten Testtag des 17-Jährigen erwartet zurückhaltend, fand aber schon Lob für Malle. „Man hat schon gesehen, dass er technisch gute Anlagen hat, ein feines Passspiel. Klar ist es nicht so leicht, wenn man das erste Mal in Europa ist. Aber er hat einen guten Eindruck gemacht.“ Stöger will ihn sich genau ansehen, testet ihn deshalb nicht in der U19 oder U21, sondern hat das Probetraining des Nachwuchskickers aus Afrika zur Chefsache erklärt. Denn: „Perspektivisch sollte er ja für uns oben in Frage kommen.“
Kaum ein Spieler, der nicht bekannt ist
Einige Trainings-Kiebitz diskutierten am Dienstag bereits: Hat Sportchef Schmadtke mit Malle mal wieder einen seiner berühmten No-Name-Spieler aus dem Hut gezaubert, der es in der Bundesliga schaffen könnte? Das zu beurteilen ist noch viel zu früh. Doch Malle bekommt eine Woche Zeit sich zu beweisen. Ein Zeichen, dass man es ernst mit ihm meint.
Schmadtke und sein goldenes Händchen: Seit der Verpflichtung von Didier Ya Konan und Mohammed Abdellaoue bei Hannover 96 gilt der Manager als Mann mit Auge für die besonderen Transfers. Auch beim Effzeh holte er mit Kazuki Nagasawa bereits einen Spieler, der bis dato nur Universitäts-Fußball in Japan gespielt hatte, den Sprung nach Deutschland aber problemlos schaffte. Doch der 51-Jährige weiß: „Es gibt kaum einen Spieler mehr, der nicht bekannt ist“, sagte er dem GEISSBLOG.KOELN.
Die Welt ist kleiner geworden
Schmadtkes Arbeit in den letzten zehn Jahren hat sich verändert – einerseits vereinfacht, weil mittlerweile detailliertes Scouting-Videomaterial zu den meisten Ligen (und Spielern) der Welt professionell von Agenturen erstellt wird. So kann Schmadtke Vorauswahlen von interessanten Spielern treffen, ohne ständig unterwegs sein zu müssen. Andererseits hat sich seine Arbeit dadurch aber auch erschwert. Denn: „Als ich vor 14 Jahren angefangen habe, war ich in Skandinavien im Stadion teilweise der einzige Vereinsvertreter. Das gibt es heute nicht mehr.“
Schmadtke muss immer tiefer graben, um Talente wie Aly Malle zu finden, die der Konkurrenz bislang durch die Lappen gegangen sind. „Die Listen der Konkurrenten sind umfangreicher geworden. Es ist einfacher geworden“, sagte Schmadtke. „Die Welt ist kleiner und überschaubarer geworden.“ Vorbei die Zeit, als Regionen wie Skandinavien deutsche Scouts kaum interessiert hat. Heute ist Schmadtke nirgendwo mehr allein. Zumindest sagt er das. Denn die Märkte, die er neu ins Visier genommen hat und von denen er sich künftig eine Menge verspricht, will er nicht verraten. Gut möglich, dass er sich den afrikanischen Kontinent zuletzt deutlich genauer angeschaut hat.
Was Peter Stöger zu Aly Malle sagt – hier im Video:
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