Ein Polizeihund vor der Gästekurve der Kölner Fans. (Foto: imago/Action Press)

Fan-Bashing greift zu kurz: Ein vielschichtiges Problem

Der 1. FC Köln unternahm am Donnerstag das, was nötig und möglich war: Präsident Werner Spinner traf sich schon mittags mit Ultras und anderen Fans in der Stadt. Der Vorstand kam auch vor dem Stadion zu den wartenden Anhängern und bat um Geduld und Ruhe. Als dann später die Fans in den Block gelassen wurden, war auch Geschäftsführer Alexander Wehrle zur Stelle und wirkte am Block auf die Anhänger ein. Im Vorfeld hatte sich der Klub bemüht, von Arsenal mehr Tickets zu bekommen, hatte die Gunners vor zu starken Beschränkungen gewarnt und auf den Umstand hingewiesen, dass die Geissböcke nach 25 Jahren in Massen nach London strömen würden. Vonseiten des Effzeh, so der allgemeine Tenor, waren alle möglichen Maßnahmen ausgeschöpft worden.

Der AFC gab auch den Tickethändlern vor dem Stadion die Schuld. Nicht zu Unrecht, denn ebenso wie auf dubiosen Online-Ticketbörsen wurden dort unter anderem eTickets an Leichtgläubige verkauft, die nun ein wohl vielfach ausgedrucktes, aber nur einmal gültiges Blatt Papier in den Händen hielten und dachten, im Besitz einer gültigen Karte zu sein. Ebenso florierte an diesem Tag der Dauerkarten-Zweitmarkt, auf dem eben jene desinteressierten Arsenal-Fans ihre Tickets an Kölner Anhänger weitergaben. Das Problem: Diese Praxis ist in England nicht gestattet, Fans zweier Lager sollen nicht im gleichen Block sitzen – und schon gar nicht nebeneinander jubeln. Fröhliche Koexistenz von Fanlagern wird in England per se als unmöglich erachtet und deshalb ausgeschlossen – eine fragwürdige Praxis, aber eine Realität, der sich auch die FC-Fans hätten stellen müssen, die entgegen aller Warnungen trotzdem mit Trikots und Schals versuchten in die Heim-Bereiche zu gelangen und so lange Schlangen an den Eingängen verursachten, da die Ordner angehalten waren, eben jene FC-Fans abzuweisen. So gab es nicht nur einen Stau vor dem Gästeblock, sondern auch vor den Heimbereichen, was ein entscheidender Grund für die Spielverschiebung war.

Und dann waren da noch die FC-Fans selbst: Die Anhänger des 1. FC Köln gaben seit Mittwoch den Ton an in London. Fröhlich, glückselig, Bier-selig und in Feierlaune: Zwischen 15.000 und 20.000 Kölner waren in die Metropole gekommen, die Bilder aus der Stadt beeindruckten jeden, der sie sah. Nun sind es rund 50 Anhänger, die diese Kölner Party in London in ein dunkles Licht rücken. Sie ließen sich provozieren, vielleicht waren sie sogar darauf aus. Das ist Spekulation. Fakt ist: Die Vorsänger der Ultras, die Capos, hatten vergeblich versucht, beruhigend auf die Meute einzuwirken. So sehr die Ultras in den letzten Monaten in die Kritik geraten waren, so sehr versuchten am Donnerstagabend die Anführer, für einen friedlichen Ablauf zu sorgen. Ohne Erfolg. Am Ende haben – mathematisch gesehen – 19.950 Zuschauer für ein atemberaubendes Spektakel gesorgt, über das wegen 50 Fans nun aber nur im Nachsatz gesprochen wird. Das ist die eigentliche Schande von London.

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