Team hat sich wieder zurückentwickelt
Peter Stöger hat es nicht verdient angezählt zu werden wie ein taumelnder Boxer. Er stand auch in den letzten Wochen offen und authentisch für den Weg, für den sein Trainerteam und er sich entschieden haben. Einen derart verlässlichen Übungsleiter für seine Spieler findet man in der Bundesliga fast nirgends sonst. Dennoch scheint seine Mannschaft aktuell nicht in der Lage zu sein, den sportlichen Absturz aufzuhalten. Auch, weil der FC-Coach den Spielern zuletzt nicht mehr die Lösungen vermitteln konnte, um die Wende herbeizuführen. Eine Trennung wäre ohne Frage tragisch: Es würde sich anfühlen wie nach einer langen, glücklichen Beziehung, die vor allem durch äußere Umstände und falsche Entscheidungen an anderer Stelle in einer Sackgasse gelandet ist. Doch Peter Stöger und der FC haben in den letzten Wochen vergeblich versucht, ähnlich wie in einer Paartherapie, einen Ausweg zu finden.
Am Samstag war das Team gegen biedere Mainzer einmal mehr nicht in der Lage, über die vollen 90 Minuten eine konzentrierte Leistung auf den Platz zu bringen. Ihr fehlten in der zweiten Halbzeit zudem die spielerischen Mittel und Ideen, um trotz Überzahl eine allenfalls durchschnittliche Bundesligamannschaft in Bedrängnis zu bringen. Zwischenzeitlich, in Spielen wie gegen Bremen, Leipzig, Stuttgart, Belgrad und Borissow, hatte man einen Aufwärtstrend erkennen können. Sichtbar wurde dieser Trend durch die beiden Siege im DFB-Pokal und in der Europa League. Doch gegen Leverkusen, Hoffenheim und Mainz hat sich die Mannschaft wieder zurückentwickelt.
Woher soll der nächste Impuls kommen?
Nun droht genau das einzutreten, wovor Peter Stöger selbst gewarnt hatte. Je länger eine Krise anhält, desto schwieriger ist es, sich immer und immer wieder neu zu motivieren. Ein Teufelskreis, der kaum zu durchbrechen ist – manchmal eben nur durch einen neuen Impuls von außen. Als Jörg Schmadtke noch Manager war, versuchte der FC diesen Impuls durch die nachträgliche Verpflichtung von Claudio Pizarro zu erzeugen. Dieser Impuls verpuffte allerdings, als sich der Peruaner verletzte und ausfiel. Der zweite Impuls sollte durch die Trennung von Schmadtke erfolgen. Und tatsächlich zeigte dieser zumindest indirekt und kurzzeitig Wirkung, als Köln in Berlin gewann.
Nun ist das Kartenhaus, das man gerade erst wieder in Teilen mühsam wiederaufgebaut hatte, erneut über dem FC eingestürzt. Die resignierenden Reaktionen der Spieler nach der Partie in Mainz sprachen Bände. Man fragt sich, wie diese Mannschaft aktuell überhaupt noch ein Spiel gewinnen will. Braucht es also einen weiteren Impuls? Und woher könnte dieser kommen? Die verletzten Leistungsträger werden erst im nächsten Jahr wieder zurückerwartet. Von ihnen ist also kein Schub zu erwarten. Das Heimspiel in der Europa League gegen Arsenal als eine Befreiung vom Alltag zu betrachten, ist auch gewagt. Selbst für ein Kölner Team in Bestform wäre ein Sieg über die Gunners eine Sensation – von dieser Form kann allerdings keine Rede sein. Dennoch werden die Geissböcke versuchen, das Unmögliche möglich zu machen.
Stögers Kredit beginnt zu bröckeln
Wie aber wollen die Geissböcke in der Bundesliga endlich auf die Füße kommen? Berlin, Schalke und Freiburg heißen die nächsten Gegner. Peter Stöger wird wohl weiterhin auf der Trainerbank sitzen. Alle Seiten sind noch immer gewillt, gemeinsam die Wende zu schaffen. Aber wie lange noch? Inzwischen weiß niemand mehr, was passieren sollte, falls auch die nächsten beiden Spiele gegen Arsenal und Berlin verloren gehen sollten. Der Kredit, den sich Stöger mit seiner herausragenden Arbeit über vier Jahre in Köln aufgebaut hat, bröckelt. Das weiß er. Das wissen die FC-Bosse, die nach einem neuen Sportchef fahnden und damit noch eine gänzlich neue Dynamik in die Trainerfrage bringen könnten. Und das spüren auch die Spieler, über die der Coach öffentlich weiter die schützende Hand hält. Alleine, sie zahlen es nicht zurück.
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