Bayern ließ den Hybridrasen wieder entfernen
Alles also nur Zufall, dass sich in der letzten Saison die Verletzungen deutlich häuften? Oder hat es doch mit der einzigen Veränderung zu tun, die seit dem Sommer 2016 vorgenommen wurde – die Verlegung eines Hybridrasens? Noch heute dementieren die Geissböcke, dass die sprunghaft gestiegene Zahl an Ausfällen mit dem neuen Untergrund zu tun haben könnte. Man habe damals eines der modernsten Produkte eingekauft, zudem sei der Rasen nun viel widerstandsfähiger und lasse auch im Winter ein besseres Training zu. Doch was genau verbirgt sich unterhalb der Grasnarbe wirklich?
Ein Korkboden wurde im Sommer 2016 verlegt, auf dem ein Naturrasen eingesät wurde. Schließlich rollten Maschinen über den frisch gewachsenen Naturrasen und schossen Plastikhalme in den Korkboden. Eine Kombination aus Natur- und Kunstrasen also mit stabilem Untergrund, auf den auch Pep Guardiola beim FC Bayern gesetzt hatte. Auffällig beim Rekordmeister: Dort erhöhten sich gerade die Muskelverletzungen massiv. Die Konsequenz: Die Bayern rissen im Trainingszentrum den Rasen wieder raus, wechselten zurück auf Naturrasen. Nur in der Allianz Arena ließ man den Hybridrasen liegen. Die Begründung: Die tägliche Belastung im Training solle minimiert werden, ein Spiel alle 14 Tage auf Hybridrasen in der Arena sei vertretbar.
Es braucht kein Muster in den Verletzungen
Das entscheidende Stichwort: Belastung: Auch die Spieler beim 1. FC Köln bestätigten nach den ersten Eindrücken im vergangenen Jahr, dass der neue Trainingsplatz härter sei als ein reiner Naturrasen. Er sei sehr angenehm zu bespielen, auch bei schlechtem Wetter in gutem Zustand, aber trockener und härter. “Das ist Knackpunkt”, sagte nun ein Physiotherapeut, der schon für einen Bundesligisten gearbeitet hat, dem GEISSBLOG.KOELN. Der erfahrene Physio und Reha-Coach wollte namentlich nicht genannt werden, machte aber deutlich: “Es braucht kein Muster in den Verletzungen. Der härtere Untergrund beansprucht den ganzen Bewegungsapparat stärker: Muskeln, Gelenke, Bänder.”
Dies sei vergleichbar mit Hobbyläufern, die einen Unterschied merkten, je nach dem, ob sie auf Asphalt, auf einem Waldweg oder einer Tartanbahn trainieren würden. Die Konsequenz: je höher die Beanspruchung, desto verletzungsanfälliger der Körper. Auch der Effzeh wusste um diese Problematik, auch, wenn es niemand öffentlich eingestehen will. Aber nach GBK-Informationen diskutierte der FC schon vor einem Jahr, ob der Hybridrasen die Verletzungsmisere ausgelöst haben könnte. Man befragte einen Experten, der aber zu dem Schluss kam, dass der Rasen keine Gefahr darstelle.
Pech alleine darf nicht als Erklärung ausreichen
In dieser Saison haben die Geissböcke durch die Europa League eine zusätzliche Belastung zu verkraften. Dies scheint einigen Profis nicht gut zu tun. Doch es bleibt auffällig, dass sich seit dem Sommer 2016 nicht nur die Verletzungen, sondern auch die Re-Verletzungen deutlich erhöht. Die jüngsten Beispiele sollten ausreichen, um die Alarmglocken schlagen zu lassen. Marcel Risse bekam nach der Rückkehr auf den Trainingsplatz wieder Knieprobleme. Jhon Cordoba musste in der vergangenen Woche wieder kürzer treten. Und auch in der vergangenen Spielzeit hatte sich unter anderem Matthias Lehmann eine Re-Verletzung zugezogen. Das, was über Jahre nicht passiert war, gehört nun zu den Risiken, mit denen der FC leben muss.
Ob der Hybridrasen tatsächlich eine entscheidende Einflussgröße sein könnte? Studien über die Verletzungsanfälligkeit auf Natur- und Kunstrasen haben in der Vergangenheit widersprüchliche Aussagen gebracht. Der FC könnte es wohl nur herausfinden, indem die Geissböcke wieder auf Naturrasen wechseln würden. Dies wäre aufgrund aufwändiger Umbaumaßnahmen erst wieder zur neuen Saison möglich. Doch vielleicht sollte sich Köln überlegen, ob der FC Bayern gute Gründe gehabt haben könnte, diese Entscheidung zu treffen. Es lässt sich jedenfalls nicht wegdiskutieren, dass der 1. FC Köln durch die Verletzungsanfälligkeit ein enormes Problem bekommen hat. Pech alleine darf da nicht als Erklärung ausreichen.
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