Der 1. FC Köln schlittert in Richtung Zweite Liga. (Foto: Mika Volkmann)

Körperlich unterlegen: Der FC ist nicht fit für die Bundesliga

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Der Absturz des 1. FC Köln ist spätestens seit der 3:4 (3:1)-Niederlage gegen den SC Freiburg nicht mehr aufzuhalten. Zu groß ist der Abstand auf die Konkurrenz. Und zu groß sind die Defizite, die die Mannschaft offenbart. Nicht nur spielerisch reicht es in diesem Jahr nicht für die Bundesliga. Vor allem körperlich können die Geissböcke nicht mit den Gegnern mithalten. 

Köln – Wäre man nicht selbst dabei gewesen, man könnte es kaum glauben: Nach 30 Minuten lag der Effzeh am Sonntagmittag gegen den SC Freiburg auf schneebedecktem Spielfeld mit 3:0 in Führung. Bei einem Spielstand, den es seit einiger Zeit in Müngersdorf nicht mehr zu bestaunen gab, glaubten wohl nur noch die ärgsten Pessimisten daran, dass die Kölner diesen Vorsprung noch verspielen könnten. Doch die ratlosen und entsetzten Gesichter von Fans und Spielern nach dem Schlusspfiff verrieten es: In dieser Saison gibt es nichts, was es nicht gibt. Der Effzeh verlor mit 3:4.

Katastrophaler Fitnessstand

Am Ende wird es wohl nur eine Frage der Zeit sein, bis der Abstieg im neuen Jahr auch rechnerisch besiegelt ist. Denn mittlerweile glaubt niemand mehr daran, dass sich diese Mannschaft am Ende noch retten kann. Viel zu groß sind die Defizite, die das Team ein ums andere mal offenbart. Gegen Freiburg verfiel der Effzeh nach dem Anschlusstreffer von Janik Haberer in eine Schockstarre. Nichts lief mehr bei den Geissböcken zusammen. Sämtliche Offensivbemühungen wurden eingestellt. Nicht, weil die Mannschaft nicht wollte. Sie konnte einfach nicht mehr. Die Spieler waren körperlich nicht mehr in der Lage, die Wege nach vorne zu suchen und Freiburg etwas entgegenzusetzen.

In den ersten 35 Minuten spielte der FC noch groß auf, doch schon gegen Ende der ersten Hälfte wurden die Beine schwer. Freiburg hätte beinahe noch vor dem Pausenpfiff nicht nur das 1:3, sondern auch den Anschlusstreffer zum 2:3 erzielt. Zwei Großchancen ließen die Breisgauer liegen. Nach dem Seitenwechsel bäumte sich Köln noch einmal kurz, von der Pause erholt, für zehn Minuten auf. Sehrou Guirassy hätte gar mit der Chance zum 4:1 den Deckel auf die Partie machen können. Doch danach ging das Spiel den Bach runter. Der FC war körperlich am Ende.

Das habe ich schon im Juni vermutet

Dass der Effzeh, der bis zum letzten Donnerstag mit der Europa League, dem DFB-Pokal und der Bundesliga noch auf drei Hochzeiten tanzte, aufgrund der vielen Verletzungen kaum eine Chance zum Rotieren hatte, steht außer Frage. Das sagte sogar SC-Coach Christian Streich: “Wir haben selbst schon Europa League gespielt, und wenn du immer einen Drei-Tages-Rhythymus hast und dann noch viele Verletzte, dann ist das Wahnsinn. Dass Köln, wenn sie Verletzte kriegen, es schwer haben wird, habe ich schon im Juni vermutet.” Doch der Fitnesszustand, ob bei den inzwischen verletzten oder noch gesunden Spielern, ist schon die gesamte Saison über nicht Bundesligatauglich.

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Zu lasches Leben im Sommerurlaub?

Wo aber liegen die Ursachen dafür, dass eine der einst fittesten Mannschaften derart eingebrochen ist? Die Ursachen lassen sich offenbar einmal mehr in den Nachwehen der Europa-League-Qualifikation im Sommer finden. Bereits in der Vorbereitung deutete Ex-Trainer Peter Stöger an, dass es sich einige Spieler im Urlaub wohl zu gut hatten gehen lassen. Der Kater nach der langen Europa-Party wirkte bei vielen nach, das Trainingsprogramm im Urlaub wurde vernachlässigt. Manch einer kehrte, so hört man nun, mit dem ein oder anderen Kilo zu viel zurück nach Köln. Ein Umstand, den man in der Vorbereitung erst einmal korrigieren musste, ehe sich die Coaches den eigentlichen Aufgaben widmen konnten. Während die Geissböcke in den Jahren zuvor immer auf einem bereits hohen Fitnesslevel ins erste Trainingslager flogen, glich die Woche in Bad Radkersburg einem Boot Camp. Nicht, wie Stöger der Öffentlichkeit damals verkaufen wollte, um sich auf Europa vorzubereiten, sondern um die Rückstände aus dem Urlaub aufzuholen.

Auffällig war, dass der FC auch gegen Ende der Vorbereitung noch nicht in der Lage war, einem Regionalligisten wie Steinbach körperlich überlegen zu sein. Ein Warnsignal, das auch medial erstmals aufgegriffen wurde, von den Verantwortlichen aber zurückgewiesen wurde. Man sei im Plan, hieß es damals noch. Doch Stöger wusste offenbar schon damals, dass die Vorbereitung nicht ausgereicht hatte, um sein Team körperlich aus dem Loch zu holen, das sich die Spieler selbst im Urlaub eingebrockt hatten. Das Resultat war ein Auftritt im ersten Bundesliga-Spiel in Gladbach, in dem die Kölner Spieler bleierne Beine zu haben schienen. Jegliche Spritzigkeit ging den Geissböcken damals ab. Ein Anzeichen, dass die Vorbereitung noch deutliche Spuren hinterlassen hatte.

Fitness- und Rehatrainer degradiert

Auch Interimstrainer Stefan Ruthenbeck hatte den Zustand der Mannschaft nicht für möglich gehalten und setzte in seinen ersten Tagen gleich zwei Trainingseinheiten pro Tag an. Schnell merkte jedoch auch er, dass die Spieler nach der ersten Einheit so kaputt waren, dass ein zweites Training am Tag nicht mehr den gewünschten Zweck erfüllen würde. Dennoch ließ er am Tag vor dem Freiburg-Spiel im Abschlusstraining die vollen 90 Minuten trainieren. Auf Nachfrage wollte Ruthenbeck sich nicht hinreißen lassen, seinen Spielern öffentlich die nötige Fitness abzusprechen: “Wie bei den verletzten Spielern auch, gibt es da keine Alibis. Ob ich verwundert bin oder nicht, ist völlig egal.”

Welche Rolle die mittlerweile bis Weihnachten freigestellten Benny Kugel und Marcel Abanoz in der schwachen Vorbereitung gespielt haben, darüber lässt sich weiter nur spekulieren. Fakt ist, dass auch nach dem Stöger-Aus beide nicht mehr auf dem Trainingsplatz zu finden sind. Aus sportwissenschaftlicher Sicht wäre es im Hinblick auf einen engen Spielrhythmus notwenig gewesen, den Spielern vor der eigentlichen Vorbereitung einen Trainingsplan mit in den Urlaub zu geben, in dem die Grundlagenausdauer im Vordergrund hätte stehen müssen. Ob es am Ende an den individuellen Trainingsplänen oder an der Umsetzung durch die Spieler lag, lässt sich nicht festhalten. Die Defizite kosteten am Sonntag aber einmal mehr Punkte. Es bleibt also dabei: Die Fehler, die der FC im Sommer machte, muss er nun teuer bezahlen.

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