Peter Stöger wurde am 3. Dezember 2017 beim 1. FC Köln nach fast viereinhalb Jahren entlassen. (Foto: Mika Volkmann)

Seit Freitag war alles klar: So lief das Stöger-Aus

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Alexander Wehrle deutete es bereits vor dem Spiel gegen den FC Schalke 04 an: Es gebe “neue Komponenten” außer der sportlichen Situation, die über die Trainerfrage beim 1. FC Köln entscheiden würden. Doch da war sie bereits getroffen worden: die Entscheidung, sich von Peter Stöger zu trennen.

Köln – Wann es genau begann, wann die ersten Risse auftraten, lässt sich kaum mehr sagen. Genauso lässt sich inzwischen kaum mehr beurteilen, wer von den Verantwortlichen in den letzten Tagen die Wahrheit sagte und wer nicht. Gesagt wurde jedenfalls eine ganze Menge. Inoffiziell und offiziell. Am Ende dürfte die Chronik der Trennung ungefähr so ausgesehen haben.

Der Stöger-Abschied beginnt gegen Hertha

Am Sonntag, den 26. November, treten die FC-Bosse nach dem 0:2 gegen Hertha BSC zur Krisensitzung an. Sie sind sich nicht einig, Peter Stöger erhält die Ein-Spiel-Jobgarantie bis zum Duell gegen Schalke. Am Montag verkünden die FC-Bosse den Eiertanz um den Trainerposten, ihnen fehlt aber noch immer eine Alternative für den Fall, dass es gegen Schalke schief läuft. Am Mittwoch kontaktiert Sportdirektor Jörg Jakobs den U19-Trainer Stefan Ruthenbeck und fragt ihn, ob dieser bereit wäre, als Interimscoach bis zur Winterpause einzuspringen. Ruthenbeck gibt sein Okay.

Am Donnerstagmittag trifft sich Stöger zunächst mit Alexander Wehrle. Der Trainer teilt dem Geschäftsführer mit, dass er auf der darauf folgenden Pressekonferenz mit deutlichen Worten eine Entscheidung in der Trainerfrage fordern wird. Dies geschieht um 13 Uhr: Stöger fordert Klarheit und wirft dem Präsidium vor, ihn hinzuhalten. Noch am gleichen Abend setzen sich die FC-Bosse noch einmal zusammen, auch Stöger ist dabei. Es reift die Idee, sich nach dem Schalke-Spiel zu trennen. Der Vorstand ist sauer aufgrund der öffentlichen Kritik, Stöger sieht sich in seinen Worten bestätigt. Am Freitag setzen sich der Österreicher, Geschäftsführer Wehrle und das Präsidium erneut zusammen. Die Auflösungsverträge werden vorbereitet, aber noch nicht unterschrieben. Dennoch ist klar: Nach dem Schalke-Spiel ist Schluss.

Ruthenbeck verplappert sich

Am Samstag vor dem Spiel legen Wehrle und Stöger schauspielerische Glanzleistungen hin, erklären lediglich, dass nach dem Spiel gegen Schalke eine Entscheidung her muss. Bis dahin ist aber längst durchgesickert, dass es zur Trennung kommen wird. Denn: Ruthenbeck hat sich verplappert. Der U19-Coach klärt am Samstagmittag bereits seine Mannschaft auf, kündigt an, bis zur Winterpause die Profis zu übernehmen. Auf Schalke endet derweil die Partie 2:2, Stöger teilt noch auf dem Platz den Spielern seine Entscheidung mit, per SMS werden die verletzten Spieler zeitgleich informiert. Anschließend kommt es zu den emotionalen Szenen vor der Fankurve der Geissböcke.

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Letztes Treffen am Sonntagmorgen

Die Rückkehr nach Köln fällt schweigsam aus. Peter Stöger und Manfred Schmid fahren zurück nach Köln ans Geißbockheim, sprechen aber nicht mehr öffentlich. Mehrere Reporter sind vor Ort, rund 20 Fans. Das Duo zieht sich über eine Stunde ins Büro zurück, packt Koffer und Kisten, lässt sie aber noch stehen. Der Abschied ist beschlossen. Ruthenbeck wird abends noch am Geißbockheim gesehen, bekommt das Okay von der Führungsetage und wird informiert, am nächsten Tag das erste Training zu leiten. Dieses wird von 10 Uhr auf 13 Uhr verschoben, bis dahin steht noch ein Meeting an.

Am Sonntagmorgen treffen die Bosse ab kurz vor 9 Uhr ein. Toni Schumacher ist der erste, es folgen Alexander Wehrle, Jörg Jakobs, Werner Spinner und Markus Ritterbach. Stöger und Schmid nehmen den Hintereingang. Über zwei Stunden lang besprechen sich die FC-Verantwortlichen ein letztes Mal, auch Justiziar Oliver Zierold stößt hinzu, um die Auflösungsverträge fertig zu machen. Um 11.10 Uhr verkündet der FC, eine Pressekonferenz werde um 12 Uhr stattfinden. Diese verzögert sich aber noch, weil die Gespräche länger dauern.

Um 12.23 Uhr endet die Ära Stöger

Um 12.23 Uhr ist es dann soweit. Der 1. FC Köln verkündet: “FC und Stöger trennen sich”. Wenige Minuten später beginnt die Pressekonferenz mit Spinner und Wehrle, während sich Stöger zeitgleich von den Spielern verabschiedet und über den Hinterausgang das Geißbockheim verlässt. Nach 25 Minuten ist die Pressekonferenz um kurz vor eins beendet. Wenige Minuten später soll das Training der Profis mit Stefan Ruthenbeck beginnen.

Frauen-Spiel wird verschoben

Das Problem: Die FC-Frauen sollen eigentlich um 14 Uhr das DFB-Pokal-Spiel gegen den SC Sand im Franz-Kremer-Stadion bestreiten. Doch jetzt zeigt sich, welchen Stellenwert der Frauenfußball in der Gesamtwelt des Fußballs hat. Die Profis der Geissböcke bekommen Vorrecht, das Pokalspiel wird um eine Stunde nach hinten verschoben, damit Ruthenbeck mit sechs (!) FC-Profis im Franz-Kremer-Stadion eine Dreiviertelstunde trainieren darf. Eine kurze Ansprache des neuen Coaches, ein kurzes Training, anschließend seine erste Presserunde vor den Kameras.

Gegen 15 Uhr wird Alexander Bade dabei gesehen, wie er Koffer und Kisten aus der Geschäftsstelle in ein Auto trägt. Der Torwarttrainer und enge Freund von Peter Stöger übernimmt den Auszug. Damit endet die Ära Stöger beim Effzeh am 3. Dezember 2017 nach 1643 Tagen und 168 Pflichtspielen, einem Aufstieg in die Bundesliga und dem historischen Einzug in die Europa League.

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