Marco Höger wird von Gideon Jung übel gefoult. (Foto: imago/MiS)

Das neue körperliche Spiel: Der FC hält die Knochen hin

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Der 1. FC Köln hat nicht nur drei Spiele in Folge gewonnen. Nach der katastrophalen Hinserie präsentiert sich das Team von Trainer Stefan Ruthenbeck robuster. Auch, weil die FC-Spieler im Abstiegskampf die Knochen hinhalten.

Hamburg – Es lief die 31. Spielminute. Marco Höger schnappte sich an der Mittellinie den Ball, zog an einem Hamburger vorbei. Auch an Gideon Jung spitzelte der Kölner Sechser das Leder vorbei. Doch der HSV-Abräumer packte die Sense aus. Mit offener Sohle traf Jung Höger frontal am Schienbein und sah dafür Gelb. Höger blieb länger als sonst liegen – das Gesicht schmerzverzerrt.

“Ich muss auch einstecken können”

Es war eine Szene, die zu einer Roten Karte hätte führen können – vielleicht sogar müssen. Aber es war auch eine Szene, die symbolisch war für das Duell beim HSV und für die wiedergewonnene körperliche Kraft des 1. FC Köln. “Ich bin ganz gut im Austeilen, deswegen muss ich auch einstecken können. Von daher ist das nicht dramatisch. Ich will Gideon Jung nichts unterstellen, aber auf dem Platz hatte ich das Gefühl, dass er mit Gelb sehr, sehr gut bedient war”, sagte Marco Höger nach dem Spiel. “Wenn ich da nicht wegziehe, weiß ich nicht, ob ich das Spielende im Stadion miterlebe.”

Die Mannschaft wirkt fitter

Der Hamburger SV gab sich gegen Köln kämpferisch und warf sich in die Zweikämpfe – größtenteils ging es dabei fair zur Sache. Im Kalenderjahr 2017 kaufen die Hanseaten damit dem FC den Schneid ab, gewannen alle drei Partien des Jahres. Doch dieses Mal war es anders. Köln nahm den Kampf an und hielt körperlich dagegen.

Insgesamt wirkt der 1. FC Köln wieder deutlich fitter als in der Hinrunde – körperlich und mental. Im Herbst und Winter ging die Mannschaft sichtlich auf dem Zahnfleisch. Nun ist die alte Power wieder da. Die Rückkehr der Verletzten, die wenn auch kurze Winterpause und die nun fehlende Dreifachbelastung haben Köln gut getan.

Terodde und Horn als Symbolfiguren

Beispiele fand man dafür im Volksparkstadion am Samstagabend zuhauf. Da waren zum Beispiel die ständigen Duelle, die sich Doppeltorschütze Simon Terodde und HSV-Verteidiger Kyriakos Papadopoulos lieferten. Über elf Kilometer spulte der FC-Stürmer ab, obwohl er sich dauernd in Zweikämpfen mit dem Griechen aufreiben musste. Schon gegen Gladbach hatte der Angreifer über zwölf Kilometer abgespult.

Auch das Laufduell, das sich Timo Horn mit André Hahn liefern musste, um einen missglückten Rückpass von Frederik Sörensen zu erlaufen, gehörte dazu. Mit allem, was er hatte, warf sich der FC-Keeper in den Ball. Beide Spieler prallten zusammen, es schepperte gewaltig. Horn musste behandelt werden. “Das war zwar nicht das Knie, an dem ich operiert wurde. Aber André Hahn hat in dieser Situation nicht zurückgezogen. Man hat in dieser Szene schon gesehen, dass es für beide Mannschaften um extrem viel ging”, sagte Horn.

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Wir laufen jetzt mehr

Auch dem Torhüter ist aufgefallen, dass sich der Effzeh in der Rückrunde deutlich fitter präsentiert. “Der große Unterschied ist, dass wir jetzt mehr laufen. Ich weiß nicht, wie viele Kilometer wir heute oder gegen Gladbach gelaufen sind. Das waren bestimmt sieben oder acht Kilometer mehr als in der Hinrunde. Da sind wir oft in den entscheiden Situationen nicht an den Ball gekommen.”

Damit hat Horn allerdings nur teilweise Recht. Im Derby gegen Gladbach lief die Mannschaft zwar stolze 123,2 Kilometer – ein Topwert. Gegen den HSV hatte der Effzeh mit 111,7 Kilometern jedoch die geringste Laufleistung des Spieltags. Der HSV lief mit 114,0 Kilometern jedoch nur unwesentlich mehr. Die geringe Laufleistung lag vor allem darin begründet, dass der Effzeh in der 67. Minute das 2:0 erzielte. Danach, das zeigten die Statistiken, gingen die Laufwerte aller 22 Spieler auf dem Feld stark zurück. Köln verwaltete das Spiel, mehr war nicht mehr nötig.

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Zum Vergleich: In den Hinrundenspielen gegen Mainz und Freiburg war die Mannschaft beispielsweise auch nur 113 Kilometer gelaufen – lief dabei aber dem Geschehen und dem Gegner irgendwann nur noch hinterher. Inzwischen, insofern hatte Timo Horn aber doch Recht, läuft Köln unter Stefan Ruthenbeck im Schnitt rund zwei Kilometer pro Spiel mehr als unter Peter Stöger.

Kriegen immer noch einen Fuß an den Ball

Diese wiedergewonnene Fitness und Spritzigkeit beschrieb Horn denn auch aus der Sicht eines Torhüters mit einem großen Vorteil. “Jetzt kriegen wir in den entscheidenden Situationen immer noch einen Fuß an den Ball. Dann übersteht man auch Drangphasen. Wir haben in Hamburg nicht über 90 Minuten gut gespielt, aber wir waren sehr effektiv.” Tatsächlich lief Köln zwar weniger als Hamburg, doch bei der Anzahl der Sprints lagen beide Teams gleichauf. Die HSV-Spieler legten 215 Sprints zurück, die Kölner 212. In den intensivsten Duellen gaben sich die Mannschaften also nichts.

Özcan als Dauerläufer

Einer, der wie kaum ein anderer für diese neue Körperlichkeit steht, ist Salih Özcan. Der Youngster ist in seinem Spiel zwar weiterhin nicht fehlerfrei. Dennoch arbeitet er im Zentrum unermüdlich. Das zeigte sich schon in der Vorbereitung. “Salih hat einen Laktatwert, den gibt es eigentlich gar nicht. Das ist überragend“, hatte Ruthenbeck den 19-Jährigen gelobt. Das Eigengewächs stand seit dem Spiel in Hannover am 24. September in jedem Spiel auf dem Platz und spulte regelmäßig deutlich über zehn Kilometer ab. Gegen den HSV lief Özcan 11,5 Kilometer, gegen Gladbach waren es 12,3 Kilometer. Werte, die zwar nicht dafür sorgen, dass der Ball im gegnerischen Tor landet oder nicht im eigenen Gehäuse. Doch die Kölner haben sich im wahrsten Sinne wieder zurück in die Liga gebissen.

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