Stefan Ruthenbeck. (Foto: GBK)

“Das ist falsch!” Energie-Rede statt fauler Zauber

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Die Pressekonferenz am Donnerstagmittag am Geißbockheim war gut fünf Minuten alt, als Stefan Ruthenbeck seine Nervosität ablegte. Bis dahin hatte er aufrecht am Mikrofon gesessen, wissend, dass die PK des 1. FC Köln vor dem Duell gegen Borussia Dortmund live im Fernsehen übertragen wurde. Dann aber wurde er emotional. Ein Vorgeschmack auf Freitagabend?

Köln – Die Geschichten sind erzählt. Peter Stöger kehrt zurück ins RheinEnergieStadion. Den großen Tageszeitungen hat er Interviews gegeben. Am Donnerstag hielt er selbst die übliche Pressekonferenz ab und sagte: “Der FC hat sich positiv verändert.” Er lachte dabei, und man darf ihm wohl ruhig glauben, dass er dem FC den Klassenerhalt von Herzen wünscht. Nur nicht die drei Punkte am Freitagabend.

Gott sei Dank sind die Ergebnisse wieder positiver

“Gott sei Dank sind die Ergebnisse wieder positiver”, sagte Stöger. “Die Mannschaft hat zu ihrer Organisation zurückgefunden. Spieler sind zurückgekehrt, die lange verletzt waren. Das hilft dem Team.” Stöger warnte vor dem Umschaltspiel unter seinem Nachfolger Ruthenbeck, erwähnte auch Simon Terodde als neuen Zielspieler im Angriffszentrum. Eine neue “Stabilität” hat Stöger ausgemacht, die ihm in seinen letzten Monaten als FC-Coach abhanden gekommen war.

Dass Stöger seinen Wechsel nach Dortmund verteidigte, überraschte nicht. Wie auch beim nun vollzogenen Wechsel von Alexander Bade zum BVB werden die genauen Details, Zeitverläufe und Absprachen hinter den Kulissen – vor allem die genaue Reihenfolge der Geschehnisse – je nach Sichtweise immer unterschiedlich dargestellt werden. Unter dem Strich bleibt: Stögers Rückkehr am Freitagabend wird emotional verlaufen – für den Österreicher, für seine Assistenten Manfred Schmid und Alex Bade. Alle drei werden wohl nicht wissen, was sie erwartet und wie sie selbst reagieren werden. Nach dem Spiel wird man mehr wissen. Bis dahin gilt: Unter dem Strich geht es um drei Punkte.

Nicht ich oder Peter Stöger spielen das Spiel, sondern die Spieler

Das wollte auch Stefan Ruthenbeck vermitteln, als er am Donnerstagmittag ans Mikrofon trat. “Es geht um Punkte. Unsere Situation ist schlecht. Wir brauchen jeden Punkt. Nicht ich oder Peter Stöger spielen das Spiel, sondern die Spieler.” Und die müssen es aus Kölner Sicht richten, egal, ob der Gegner Gladbach, Hamburg, Augsburg oder Dortmund heißt. Heimspiel, 21. Spieltag, Freitagabend, Flutlicht, ausverkauftes Haus – Vollgas. So lautet Ruthenbecks Devise.

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Brandrede über Druck und Leidensfähigkeit

Zu Beginn der Pressekonferenz wirkte Ruthenbeck angespannt. Spürte da der Trainer des FC den neuen, gestiegenen Druck? Der FC ist kein abgeschlagener Tabellenletzter mehr, hat den Anschluss hergestellt. Hatten die Geissböcke womöglich nur deshalb zuletzt häufiger gewinnen können, weil sie praktisch nichts mehr zu verlieren hatten? Das wurde Ruthenbeck gefragt. Es waren eben jene ersten fünf Minuten der Pressekonferenz vorbei. Da platzte es aus dem 45-Jährigen heraus. “Das ist falsch”, rief er, deutete mit dem Finger auf den fragenden Journalisten. Die folgenden Worte flossen energisch aus ihm heraus. Ruthenbeck war kaum zu bremsen.

“Die Jungs hatten enormen Druck. Wir hätten die schlechteste Mannschaft aller Zeiten in der Bundesliga sein können. Das will doch keiner in seiner Historie drin stehen haben. Der Druck war von Anfang an riesengroß. Ihr müsst davon weggehen, dass die Spieler hätten frei aufspielen können. Die Jungs haben sich das zu Herzen genommen. 14 Spiele, nur drei Punkte – das hat ihnen weh getan. In dieser Zeit haben sie eine Leidensfähigkeit entwickelt. Dass sie gegen Augsburg noch mal nachgelegt haben, zeigt, dass sie absolut gewillt sind. Die Jungs hauen alles raus, der Druck ist brutal. Das war aber schon vor Wochen so. Nur ist der Druck jetzt etwas positiver, weil wir uns wieder in der Lage versetzt haben, etwas verlieren zu können. Das hat sich die Mannschaft auch erarbeitet.”

Wir sitzen hier nicht in ‘nem Harry-Potter-Film

Es war ein klares Signal an die Öffentlichkeit. Ja, der FC hat wieder etwas zu verlieren. Aber nein, das wird den Druck auf die Spieler nicht verändern. Zumindest soll es das nicht. Insofern könnte Dortmund als Gegner genau richtig kommen. Der BVB wird der Favorit sein, auf Köln lastet nicht die Erwartung, das Spiel machen zu müssen oder den Gegner zu dominieren. Stattdessen werden Mentalität und Leidenschaft eine große Rolle spielen. Schafft es der FC, die Stöger-Truppe zu verunsichern? Schafft es Köln, die Emotionalität im eigenen Stadion in positive Energie umzuwandeln?

Niemand weiß es besser als Peter Stöger, was in einer Flutlicht-Partie zwischen dem FC und Borussia Dortmund möglich ist. Vor zwei Jahren, im Dezember 2015, im letzten Spiel vor Weihnachten, taumelte Köln durch die Bundesliga, war angeschlagen, lag früh gegen den BVB zurück. Dann aber, in einer unvergesslichen Schlussphase, drehten die Geissböcke die Partie. Eine Eruption in Müngersdorf löste sich, als Simon Zoller und Anthony Modeste den FC zum 2:1-Sieg schossen. Eine Kraft, die auch jetzt wieder die Mannschaft erfassen und tragen soll. “Wir sitzen hier nicht in ‘nem Harry-Potter-Film. Du kannst nicht jedes Spiel gewinnen. Aber egal, was für ein Ergebnis bei rauskommen wird, die Mannschaft wird marschieren und um den Sieg spielen”, versprach Ruthenbeck. “Daran werden die Fans ihre Freude haben.”

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