Die Bosse des 1. FC Köln bei der Klausurtagung in Bonn. (Foto: 1. FC Köln)

Jetzt müssen die Effzeh-Bosse die Zukunft anpacken

[nextpage title=”Kurz- und langfristige Planung für Veh”]

Das deutsche Transferfenster im Winter ist seit Mittwochabend geschlossen. Damit ist für Sportchef Armin Veh die Kaderplanung für diese Saison beendet. Am Montag und Dienstag trafen sich Veh und Alexander Wehrle mit dem Präsidium zu zwei Klausurtagen in Bonn. Es ging erstmals in Ruhe um strategische Themen, die über das Feuerlöschen der letzten Wochen hinausging.

Köln/Bonn – Am Mittwoch lag Armin Veh flach. Der Sportchef des Effzeh hat sich eine leichte Grippe eingefangen. Doch am Freitagabend für das Spiel gegen Dortmund will er wieder fit sein. Überhaupt hat sich der neue Geschäftsführer inzwischen in Köln eingefunden. Die Klausurtage mit dem Vorstand halfen, nun auch strategische Themen anzugehen. Zu viel musste Veh in den vergangenen Wochen seit seiner Amtsübernahme im Tagesgeschäft klären.

“Ich habe das Treffen als sehr positiv empfunden, weil wir mehr Zeit hatten, um viele Dinge zu besprechen”, sagte Veh dem GEISSBLOG.KOELN über seine ersten Klausurtage beim Effzeh. “Die Atmosphäre war gut, ich halte das für eine gute Idee.” Die meiste Zeit verbrachten die FC-Bosse zu fünft in Bonn, zwischenzeitlich reisten einzelne Abteilungsleiter zu besonderen Themengesprächen an. “Je länger ich jetzt schon dabei war, desto mehr habe ich mich mit den perspektivischen Themen beschäftigen können”, sagte Veh. Dabei dürfte sich vieles um folgende Themen gedreht haben.

Was ist im Winter passiert?

Der 1. FC Köln hat seinen Kader mit Simon Terodde und Vincent Koziello verstärkt. Konstantin Rausch verließ die Geissböcke. Jannes Horn spekulierte auf eine Chance, bei RB Leipzig unterzukommen, durfte aber nicht wechseln. Pawel Olkowski hätte wechseln dürfen, konnte sich bislang aber noch nicht zu einem Abschied durchringen. Insgesamt musste Köln noch einmal einen mittleren, einstelligen Millionenbetrag in die Hand nehmen, verzichtete auf der anderen Seite auf eine zweistellige Millionen-Ablöse für Horn, weil der 20-Jährige eine Lücke in den Kader gerissen hätte.

Was könnte noch passieren?

In der Kaderplanung sind nun keine Spielerkäufe mehr möglich, nur noch die Verpflichtung vertragsloser Spieler (wie in der Hinrunde Claudio Pizarro). Abgänge dagegen sind noch so lange möglich, wie in anderen Ländern das Transferfenster nicht geschlossen hat (u.a. Polen). Pawel Olkowski könnte also den 1. FC Köln noch verlassen, sollte der Rechtsverteidiger weiterhin auf der Tribüne sitzen und keine Zukunft mehr sehen. Veh erklärte dem GEISSBLOG.KOELN: “Bei ihm könnte in den nächsten Tagen trotzdem noch etwas passieren.”

Stadion und Geißbockheim

Zwei Themen gingen in den letzten Monaten nahezu gänzlich im sportlichen Absturz unter: die Stadionfrage und der Geißbockheim-Ausbau. Beide Projekte lagen zuletzt auf Eis. Letzteres Projekt im Grüngürtel hatte Alex Wehrle zu seinem persönlichen Auftrag gemacht, die Verhandlungen mit der Stadt Köln ziehen sich aber weiter in die Länge. Längst sind nicht alle Hürden überwunden. Ob und wann es zu einem Start der Bauvorhaben kommen könnte, ist aktuell völlig unklar. In Bonn wird sich Veh auf den neusten Stand gebracht haben, nachdem er nun selbst die Zustände am Geißbockheim kennen gelernt hat.

Die Stadionfrage dagegen kochte in den letzten Wochen immer mal wieder hoch, vor allem, als plötzlich aufgrund des Absturzes die Zuschauerzahlen deutlich zurückgingen und selbst das Heimderby gegen Borussia Mönchengladbach zwei Tage vor dem Anpfiff noch längst nicht ausverkauft war. Da der Effzeh seit über 20 Jahren keine Konstanz in seine perspektivische Ligazugehörigkeit bekommt, erscheint ein Stadionneubau aktuell wie ein wahnwitziges Unterfangen. Im vergangenen Sommer, mit Europa im Rücken und vier Jahren stetigen Erfolgs, schien es noch eine nachvollziehbare Option. Nun müssen die Geissböcke – auch in den Gesprächen mit der Stadt – mal wieder kleinere Brötchen backen. Denn plötzlich könnte es in der kommenden Saison wieder durchaus von Vorteil sein, zwar in der Bundesliga eine überaus hohe Pacht zu zahlen, in der Zweiten Liga dafür eine im Verhältnis deutlich niedrigere. Davon will man beim FC natürlich nichts wissen. Doch der sportliche Absturz hat gezeigt: Müngersdorf sollte die erste Option in der Stadionfrage bleiben. Ob zum Kauf oder zu einer Verlängerung der Pacht zu angepassten Konditionen. Auch darüber wird sich Veh informiert haben.

[nextpage title=”Sportliche Planung bei Profis und Nachwuchs”]

Sportliche Planung der Profis

Vehs Aufgabe ist es nun, zusammen mit dem neuen Leiter der Lizenzspielerabteilung, Frank Aehlig, die sportliche Zukunft der Profis zu planen. Das muss er bekanntlich zweigleisig tun: für die Bundesliga und für die  Zweite Liga. Das gilt für alle Bereiche: von den Transfers (personell wie finanziell) über die laufenden Verträge (welche Spieler bleiben, welche sollen gehen) bis hin zur Termingestaltung im Sommer und der Trainerfrage. Letztere ist nur bis zum Sommer mit Stefan Ruthenbeck gelöst. Was darüber hinaus passiert, ist nicht bekannt. Doch Veh wird sich in jedem Fall mit Alternativen zum amtierenden Chefcoach befassen müssen, vor allem für den Abstiegsfall. Darüber hinaus muss der Sportchef klären, ob neben dem vertraglich vereinbarten Trainingslager in Kitzbühel ein zweites Trainingslager eingelegt werden soll. Und schließlich gehört zur Planung auch, die WM 2018 zu berücksichtigen – was die eigenen Spieler (u.a. Jonas Hector), aber auch das Scouting angeht.

Umstrukturierung im Nachwuchs

Das Thema Scouting umtreibt Veh auch im Hinblick auf den Nachwuchs. Seit dem 1. Februar arbeitet Jörg Jakobs nicht mehr für den 1. FC Köln. Der ehemalige Sportdirektor galt als wichtiges Bindeglied zwischen dem NLZ und der Profi-Abteilung, insbesondere für das internationale Scouting und die Kaderplanung der U17, U19 und U21. Nun ist Jakobs nicht mehr da, überhaupt soll das Scouting des Effzeh umgestaltet und personell erweitert werden. Eine der entscheidenden Fragen, die sich Veh, aber auch Wehrle und der Vorstand stellen müssen, lautet: Wie will der FC künftig im Juniorenbereich konkurrenzfähig sein, um große Talente aus dem In- und Ausland für die Geissböcke zu gewinnen? In Zweiten, in denen inzwischen zweistellige Millionenablösen für 16-Jährige gezahlt werden, muss der FC konkurrenzfähig bleiben. Nicht finanziell, sondern qualitativ.

Eine weitere Frage in der Nachwuchsplanung über den Sommer hinaus betrifft die Trainerkonstellation. Daniel Meyer fungiert aktuell als U19- und als NLZ-Leiter gleichzeitig, da Stefan Ruthenbeck bis zum Sommer bei den Profis arbeitet, aber einen Anschlussvertrag als U19-Coach hat. Bleibt er Profitrainer oder kehrt er in der kommenden Saison in den Nachwuchs zurück? Was wird aus Patrick Helmes, der aktuell bis zum Sommer bei Rot-Weiß Erfurt beschäftigt ist, aber ebenfalls einen Anschlussvertrag bei den Geissböcken besitzt? Welchen Weg wird Markus Daun weiter beschreiten, der im Frühjahr seinen Fußballlehrer abschließen wird, aktuell als Ruthenbecks Assistent arbeitet, aber eigentlich die U17 trainieren soll? Viele dieser Fragen hängen, wie das meiste beim FC aktuell, an der Ligazugehörigkeit der Profis in der kommenden Saison.

Vermarktung & Digitalisierung

Schließlich geht es – neben der Finanzplanung in allen Bereichen – um ein großes Thema, das vor allem Wehrle umtreibt: die Vermarktung des FC über die Landesgrenzen hinaus, vor allem mittels fortschreitender Digitalisierung. Brandaktuell haben die Geissböcke eine Kooperation mit SK Gaming abgeschlossen, um in eSports einzusteigen. Dieser weltweite Markt soll dem FC neue Türen zu anderen Ländern eröffnen. Dies versuchten die Geissböcke bekanntermaßen bereits mit der China-Kooperation beim FC Liaoning. Nachdem der chinesische Klub nun in die heimische Zweite Liga abgestiegen ist und das gleiche Schicksal den Geissböcken droht, scheint kurzfristig diese Kooperation nicht unter dem besten Stern zu stehen. Gleichzeitig hat der FC in den USA einen Kooperationspartner gefunden, um künftig mit U-Mannschaften Trainingslager in den Vereinigten Staaten durchzuführen. Zusammen mit dem Engagement im eSports-Sektor könnte sich also der Blick der Kölner wieder mehr in Richtung amerikanischer Kontinent drehen.

Ob Veh diese Bereiche ebenso enthusiastisch wie Wehrle bearbeiten würde, ist nicht bekannt. Doch wohl auch deswegen hat der FC seine Geschäftsführung auf zwei Paar Schultern verteilt. Der neue Sportchef jedenfalls hat genügend Aufgaben vor sich, die weit über die laufende Spielzeit hinaus Auswirkungen auf den 1. FC Köln haben werden. Alleine, beim Effzeh hängt aktuell eben doch fast alles an der Frage: Schaffen die Geissböcke noch den Klassenerhalt?

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