Daniel Meyer im Interview mit dem GEISSBLOG.KOELN. (Foto: GBK/1. FC Köln)

“Jörg Jakobs war als Bindeglied zur Lizenzabteilung für uns ideal”

[nextpage title=”Das Trainer-Puzzle mit Ruthenbeck und Helmes”]

Daniel Meyer ist beim 1. FC Köln aktuell nicht zu beneiden. Der Leiter des Nachwuchsleistungszentrums arbeitet derzeit in Personalunion als U19-Coach. Dabei muss der Jugendkoordinator diverse Personalentscheidungen vorbereiten. Viele davon hängen an zwei Namen: Stefan Ruthenbeck und Patrick Helmes. 

Köln – Der GEISSBLOG.KOELN traf den 38-jährigen und sprach mit ihm über die Pläne mit Patrick Helmes, über die unklare Situation aufgrund der Personalie Ruthenbeck, über den Kampf um internationale Talente und über die Veränderungen durch den Abgang von Sportdirektor Jörg Jakobs.

GBK: Herr Meyer, Sie sind gerade Coach der U19 und Leiter des Nachwuchsleistungszentrums. Mit wem sprechen wir also gerade?

DANIEL MEYER: Das kommt darauf an.

Wer sind Sie denn häufiger?

Der NLZ-Leiter. Wir haben einen zusätzlichen Co-Trainer für die U19 dazu genommen, um das Team hinter dem Trainer größer aufzustellen. Wir haben intern einiges umgestellt und dazu von außerhalb noch Jan Schäfer von Rot-Weiß Erfurt dazu geholt.

Oh, wenn Sie Erfurt schon ansprechen: Patrick Helmes arbeitet ja gerade für RWE. Wie kam es dazu?

Über Stefan Emmerling. Die haben hier in der U21 gut zusammenarbeitet, und es kam relativ schnell die Anfrage, ob Pat ihm folgt. Dann hatten wir die traurige Entwicklung in der U21 mit dem Tod von Uwe Fecht. Da war es für Pat notwendig, hier mal rauszukommen.

Das Puzzle ist kompliziert, weil es Abhängigkeiten gibt

Und wie sind Sie mit ihm verblieben über den Sommer hinaus?

Der Deal gilt erst einmal bis Saisonende. Patrick Helmes hat einen langfristigen Vertrag, sollte im nächsten Jahr den Fußballlehrer machen. Grundsätzlich haben wir uns alle den Verlauf natürlich etwas anders vorgestellt. Wir werden uns demnächst zusammensetzen, denn es gab einerseits den Todesfall, der einschneidend war. Andererseits  war es aber auch sportlich nicht optimal in der U21. Wir wollen deshalb jetzt Ruhe einkehren lassen, Pat soll in Erfurt wertvolle Erfahrung sammeln und dann werden wir alles aufarbeiten.

Wie sehen die nächsten Schritte dann aus?

Wir hatten ursprünglich geplant, dass er ab dem Sommer die Ausbildung zum Fußballlehrer macht und wir die Stellen entsprechend besetzen. Jetzt ist viel passiert, weshalb wir alles noch mal besprechen müssen. Wir stecken ja auch in einem Personalpuzzle.

Wie gestaltet sich das Puzzle denn?

Das Puzzle ist kompliziert, weil es Abhängigkeiten gibt. Der Einschnitt war extrem. Für jede Abteilung im NLZ haben wir hier einen Teamleiter, aber fast alle sind weggebrochen, weil sie zu den Profis hochgegangen sind. Stefan Ruthenbeck als Chef der U19, Markus Daun Chef der U17, Max Weuthen war Chef der Athletikabteilung, Dennis Morschel war Chef der Physio und Chef der Reha in Personalunion. So sind einige Stellen gerade offen, aber es ist genauso offen, ob einige im Sommer wieder ins NLZ zurückkehren. Das macht es schwer, weil wir keine befristeten Teilzeitkräfte hinzuholen wollen und gleichzeitig den Betroffenen garantieren wollen, auf ihren alten Posten zurückkehren zu können, wenn es so käme.

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Stefan hat die Option ins NLZ zurückzukehren

Das gilt auch für Ihre Rolle als U19-Übergangstrainer, falls Stefan Ruthenbeck zurückkommt.

So ist es. Wir haben mit einem Kandidaten gesprochen, waren in den Gesprächen auch recht weit.

Mit wem?

Guter Versuch. (lacht) Wir haben mit Stefan Ruthenbeck im Sommer gezeigt, wie wichtig uns die U19 ist. Wir wollen jemanden, der sich in dem Bereich auskennt, aber auch schon gesehen hat, was im Profibereich nötig ist. Da hatten wir neben Stefan Ruthenbeck eine andere Idee, die wir jetzt wieder aufgewärmt haben. Das hätten wir wohl auch hinbekommen, aber Stefan hat die Option ins NLZ zurückzukehren, sollte es nicht bei den Profis weitergehen. Deswegen haben wir gesagt, dass ich es zunächst bis April weiterführe. Einen Sechs-Monats-Vertrag mit jemand anderem wollten wir nicht machen.

Einige Dinge, wie sie jetzt geschehen, haben sie noch mit Jörg Schmadtke in die Wege geleitet. Wie funktioniert jetzt der Austausch mit Armin Veh?

Der Austausch läuft sehr gut, mit Armin Veh und mit Frank Aehlig. Sie stehen den Dingen sehr offen gegenüber, merken, dass viele gute Dinge dabei waren, bei dem, was wir in der Vergangenheit gemacht haben. Sie unterstützen uns.

Die Realisierung dieser Transfers lag bei Jörg Jakobs

Jetzt ist Jörg Jakobs gegangen. Was verändert das für Sie?

Für uns war es ideal, mit Jörg Jakobs das Bindeglied zur Lizenzabteilung immer am Tisch zu haben. Im Tagesgeschäft hat sich Jörg Jakobs um internationale Transfers und intensiv um die U21 gekümmert. Dazu hatte er einige übergeordnete Themen auf seinem Schreibtisch, bei denen wir jetzt schauen müssen, was zu Armin Veh und Frank Aehlig übergeht und was bei uns bleibt.

Wenn Sie schon die internationalen Transfers ansprechen: Die Profiabteilungen verpflichten immer jüngere Spieler, 17-Jährige, 16-Jährige – alle für Millionenbeträge. Das sind ja keine Spieler mehr für die Nachwuchsabteilung. Auch der FC hat mit Nikolas Nartey vor einem Jahr einen 16-Jährigen geholt, jetzt den 18-jährigen Nebiyou Perry. Wie gehen Sie dieses Thema künftig an?

Wir müssen uns den Entwicklungen stellen. Unser Kerngeschäft bleibt zwar unser Regionalscouting. Aber klar dürfen wir andere Bereiche nicht verpassen. Wir besetzen jetzt immer mehr internationale Turniere, haben ein Netzwerk an Informanten im Ausland. Ab der U17, das ist klar, hängt aber immer auch die Profiabteilung mit drin, ob das mit der längerfristigen Kaderplanung der Profis Sinn macht. Die Realisierung dieser Transfers lag zuletzt bei Jörg Jakobs. Wir werden sehen, wie wir das künftig regeln werden.

Wie sehen Sie persönlich den Run auf die Talente?

Wenn man sich die Ablösesummen bei den Erwachsenen ansieht, versucht inzwischen jeder, Vorgriffe zu tätigen, ehe diese Spieler nicht mehr bezahlbar sind. Ich finde es schwer, bei einem 16-Jährigen voraussagen zu können, ob er in vier, fünf oder zehn Jahren noch funktioniert. Abgesehen davon, dass er in diesem Alter sofort einen Rucksack aufbekommt durch die mediale Begleitung und die Ablösesumme. Das macht ja nicht nur etwas mit ihm, sondern auch mit den Spielern, mit denen er zusammenspielen soll. Das macht es nicht einfach.

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Ich halte die U21 für einen Wettbewerbsvorteil

Wie ist das bei Nartey oder Perry?

Bei beiden war es so, dass ihre Verträge ausliefen. Nikolas Nartey konnten wir so mit relativ geringen Mitteln ein halbes Jahr vor Vertragsende rausholen, bei Nebiyou Perry war der Vertrag bereits ausgelaufen. Bisher waren wir weit, weit von Millionentransfers in diesem Altersbereich entfernt. Wir werden auch in der nächsten Zeit nicht diejenigen sein, die den dicksten Scheck ausstellen. Wir wollen für die Jungs einen guten Plan haben, in dem sie sich gut ausgebildet und betreut fühlen.

Welche Rolle spielt da die U21? Andere Klubs lösen ihre Zweitvertretung auf. Der FC nicht.

Ich halte die U21 mittlerweile für einen klaren Wettbewerbsvorteil. Und es würde mich mal interessieren, wie es inzwischen die Klubs sehen, die ihre U21 oder U23 abgeschafft haben.

Es gibt U19-Spieler, die sagen: Die U21 ist nicht mein Niveau.

Warum?

Weil nicht jeder 18-Jährige schon dafür geschaffen ist, zu den Profis zu wechseln. Was macht man mit diesen Spielern dann? Jonas Hector ist ein Paradebeispiel. Andere Beispiele sind jetzt Filip Kusic, Anas Ouahim und Chris Führich. Manche machen den großen Sprung, auch körperlich, erst zwischen 19 und 21. Das können diese Spieler in der U21 erreichen, weil sie sich dann nach dem Abitur auch mal zwei Jahre vollkommen auf den Fußball konzentrieren können. Denn sie laufen bei der U21 in einem Profi-Konstrukt mit. Sie trainieren mehr als die Profis, machen in zwei Jahren 50 bis 60 Regionalligaspiele und nutzen die ganze Power eines Bundesligaklubs. Sie sind hier definitiv besser aufgehoben als bei manchem Drittligisten.

Und das ist ein Argument für die Talente?

Ja, weil sie wissen, dass sie nach den A-Junioren nicht sofort im Niemandsland verschwinden, sondern bei einem Bundesligaklub in der zweiten Mannschaft noch zwei Jahre weiter eine Top-Ausbildung genießen. Und wer den Sprung dann nicht zu den Profis schafft, kann sich seinen Klub anschließend in der Zweiten oder Dritten Liga fast aussuchen.

Sehen das alle Spieler so?

(lacht) Nein. Es gibt Spieler in der U19, die sagen: Die U21 ist nicht mein Niveau. Die sehen sich viel weiter und wollen sich die U21 nicht antun. Das halte ich für eine Fehleinschätzung.

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