[nextpage title=”Kölns Totgesagte klopfen wieder am Sarg”]
Leonardo Bittencourt war nicht nur der überragende Mann beim 1. FC Köln. Der 24-Jährige lieferte nach der Vorlage zum Führungstor im Derby gegen Bayer Leverkusen auch den Spruch des Tages. “Die Leiche hat am Sarg geklopft”, sagte der Offensivspieler und meinte damit die totgesagten Geissböcke, die nun wieder hoffen dürfen. Die Stimmen zum Spiel.
Dominique Heintz: „Die letzten Wochen haben die Teams vor uns auch immer gepatzt, jetzt haben wir es endlich mal genutzt. Jetzt sind wir dran, jetzt sind wir da. Wir haben ein richtig gutes Spiel gemacht. Jeder hat für jeden gekämpft. Wir sind vorne drauf gegangen, wie gegen Stuttgart, nur diesmal haben wir es zu Ende gespielt. Der Platzverweis kam uns auch zugute, aber das muss man erst mal so fertig spielen. Vielleicht ist es gar nicht so gut, jetzt auf die Tabelle zu schauen. Die Länderspielpause kommt uns gar nicht mal so gelegen. Danach kommen sieben entscheidende Spiele. Da wollen wir noch mal alles rausholen.“
Ich hatte richtig Bock, bis ich komische Nudeln gegessen habe
Timo Horn: „Es tut extrem gut, den letzten Platz verlassen zu haben. Heute hätten es uns nur die Wenigsten zugetraut. Begünstigt durch die Rote Karte, aber vor allem durch unser aggressives Auftreten von der ersten Minute haben wir gut ins Spiel gefunden, sind früh in Führung gegangen und hätten es nur schon früher viel besser ausspielen müssen, anstatt auf einen Fehler der Leverkusener zu warten. Das regt mich ein bisschen auf, weil es nicht selten bestraft wird. Jetzt haben wir beide Heim-Derbys gewonnen, das nimmt uns keiner mehr, egal, wie es am Ende der Saison ausgeht. Weg waren wir nie, jetzt gibt uns der Sieg Auftrieb. Aber wir haben bislang nur den letzten Tabellenplatz verlassen, mehr nicht. Es sind noch immer fünf Punkte, das wird noch immer sehr schwer. Aber wir haben etwas Druck aufgebaut und hoffen, dass wir Konkurrenz weiter nicht so punktet.“
Leonardo Bittencourt: „Ich hatte richtig Bock auf das Spiel, bis ich ein paar komische Nudeln gegessen habe, durch die mir etwas flau geworden ist. Da musste ich aber durch. Ich hatte richtig Bock, das erste Mal wieder von Beginn an, ich hatte schon gegen Bremen darauf gehofft. Ich weiß, dass ich der Mannschaft dieses Feuer übermitteln kann, weil ich als Typ so bin. Wir leben noch immer, und jetzt wollen wir uns die nächsten greifen. Die Leiche hat an den Sarg geklopft, jetzt wollen wir in den nächsten Wochen das Türchen aufmachen und noch rausklettern können. Totgesagte leben länger. Man darf nicht vergessen: Wir stehen seit dem 3. Spieltag ganz unten, trotzdem zerfleischt sich niemand. Wir wollen es alle packen, jetzt sind es nur noch fünf Punkte. Vor Euphorie strotzen dürfen wir nicht, das hat uns immer wieder den Stecker gezogen. Aber mal sehen, was am Ende bei rauskommt. Vielleicht ist es gut, dass jetzt Länderspielpause ist. Wir haben in den letzten Wochen immer sofort wieder verloren, weil so viel Euphorie im Raum war. Von daher können wir vielleicht jetzt mal den Kopf frei bekommen, das tut uns allen bestimmt gut. Wir haben enormen Druck, aber das Spiel heute hat gezeigt: Die Mannschaft kann damit umgehen.“
[nextpage title=”Trainer-Stimmen, Veh-Lob und Völlers Maroh-Analyse”]
Ein Zeichen, dass wir noch leben
Stefan Ruthenbeck: „Wir sind sehr gut ins Spiel reingekommen, wir waren sehr aggressiv gegen den Ball, haben den Gegner hoch angelaufen und sind auch nach dem 1:0 gierig geblieben. Die Rote Karte hat uns gut getan. Alario ist ein Klassespieler. Nach der Pause haben wir uns dann schwer getan in den ersten zehn Minuten. Das ist oft so, die Phase muss man dann überstehen. Aber wir haben über die 93 Minuten gesehen verdient gewonnen und sind nicht mehr Letzter. Wir haben die Berechtigung noch an das Wunder zu glauben. Mehr nicht, aber die drei Punkte sind ein Zeichen, dass wir noch leben.“
Armin Veh: „Diese Mannschaft hat ein Stehauf-Männchen-Talent. Das zeichnet sie aus. Was mich beeindruckt, ist, dass wir jetzt auch Fußball spielen. In Hamburg haben wir zum Beispiel 2:0 gewonnen, aber keinen Fußball gespielt. Das ist jetzt anders. Das war ein richtig gutes Spiel, in dem wir es spielerisch gelöst haben, auch bei Elf gegen Elf. Es ist schön, das zu sehen, weil es die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass wir Spiele gewinnen. Ich habe aus Spaß gesagt: Wenn wir das noch schaffen, ist die Mission hier für mich beendet. (lacht) Wir sind noch fünf Punkte hinten dran. Ich halte den Ball flach und versuche mich nicht von den Emotionen leiten zu lassen. Es wäre viel einfacher, wenn wir weiter in der Ersten Liga spielen würden.“
Maroh ist clever, dass er den sterbenden Schwan spielt
Heiko Herrlich: „Für eine Mannschaft mit unseren Ambitionen kann man nicht so in ein Spiel gehen. Das war fast körperlos, ich weiß nicht, was mit meiner Mannschaft los war. Als Alario die Tätlichkeit begeht, hatten wir gerade umgestellt, um mehr Zugriff zu bekommen. Dann mussten wir uns in die Pause retten. Nach der Pause ging es dann, wir haben mit mehr Intensität gespielt. Nach dem 2:0 war aber der Ofen aus. Das Ding geht so in Ordnung, es ist nur schade, dass wir heute so eine Leistung gezeigt haben. Bitter, dass es im Derby passiert.“
Rudi Völler: „Das war heute sicherlich die schlechteste erste Halbzeit der Rückrunde mit dem Höhepunkt eines Platzverweises. Das war eine selbst verschuldete, unnötige Niederlage. Ich habe mir die Szene zur Roten Karte sofort angeschaut und wusste, was da kommen würde. Lucas Alario weiß, dass er einen Fehler gemacht hat. Ich kenne das aber selbst von früher, wenn du eine halbe Stunde lang permanent festgehalten wirst. Der Maroh hat die große Qualität, immer zu klammern und festzuhalten. Wenn der Schiri das nicht ahndet, ist das legitim, aber du darfst da nicht die Nerven verlieren. Er wollte sich wehren, aber das war die falsche Art und Weise. Es war nicht so dramatisch. Maroh ist nicht nur clever, dass er hält, sondern auch, dass er den sterbenden Schwan spielt, wenn er leicht einen mit dem Ellenbogen abbekommt. Aber das ist keine Kritik an Maroh. Das gehört zum Fußball dazu.“
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