Schreit die Freude über den Derbysieg raus: Trainer Stefan Ruthenbeck. (Foto: Mika Volkmann)

Der Mut wird belohnt: Das war gut, das war schlecht

[nextpage title=”Kölner Mut wird belohnt”]

Der 1. FC Köln hat tatsächlich noch einmal ein Ausrufezeichen im Abstiegskampf gesetzt. Die Geissböcke haben mit dem 2:0 gegen Bayer Leverkusen die Tür zur Rettung noch einmal einen Spalt geöffnet. Mit Mut und großem Willen, mit Konzentration und den richtigen Entscheidungen des Trainers.

Köln – Die Anfangsphase beim SV Werder Bremen hatte bei den Verantwortlichen des Effzeh noch bis zum Derby gegen Leverkusen für Verstimmung gesorgt. Das durfte den Kölnern gegen Bayer nicht passieren. Das mussten die Geissböcke unbedingt ändern. Es gelang in fast allen Bereichen.

Das war gut

Die Umstellungen des Trainers griffen. Stefan Ruthenbeck zog die richtigen Asse aus dem Ärmel und ging dabei auch ins Risiko. Er stellte Jorge Meré auf die rechte Seite gegen Leon Bailey. Eine Maßnahme, die perfekt aufging. Der Spanier zog dem Leverkusener Wirbelwind den Zahn, Bailey konnte seine Stärken nie ausspielen. Dafür rückte Dominic Maroh ins Zentrum und zeigte, warum er in den letzten Jahren so wichtig für die Mannschaft war: Lautstark dirigierte er seine Mitspieler, ging konsequent in die Zweikämpfe, war der unangenehme, nervige und provokante Gegenspieler, der Alario schließlich zur Tätlichkeit brachte. Die Defensive stand mit Meré rechts und Maroh im Zentrum so sicher wie lange nicht mehr.

Die Offensive baute Ruthenbeck ebenfalls mutig um. Simon Terodde fehlte ohnehin verletzt, doch neben dem zuletzt schwachen Mittelstürmer nahm der FC-Coach auch den starken Claudio Pizarro aus der Mannschaft. Leonardo Bittencourt kam auf links und spielte im ungleichsten Duell des Tages Leverkusens Schwachpunkt, Tin Jedvaj, schwindelig. Dieses im Amerikanischen “Mismatch” genannte Eins gegen Eins ließ Ruthenbeck seine Spieler immer wieder heraufbeschwören. So fiel das 1:0 und so hätte Köln auch noch weitere Tore erzielen können.

Die vierte Personalie war Simon Zoller, der aufgrund seiner Schnelligkeit gegenüber Pizarro den Vortritt bekam. Der Angreifer, gegen Leipzig und Stuttgart noch auf der Tribüne, zahlte es mit hoher Laufintensität und vielen Wegen über außen zurück. Am 27. Spieltag absolvierte Zoller mit 43 Sprints die zweitmeisten der gesamten Liga (hinter Yussuf Poulsen, 46). Einer dieser Sprints verhalf ihm zum 2:0. Dieser zweite Treffer des Spiels war zudem das Paradebeispiel für Kölns Willen an diesem Tag. Bis auf die ersten Minuten in der zweiten Hälfte hetzte der FC die Leverkusener über den Platz, griff immer wieder mutig an, attackierte früh und hoch, lauerte auf Fehlpässe und Unsauberkeiten im Spiel. Ruthenbecks Matchplan mit einer veränderten Startelf ging so perfekt auf.

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Das war schlecht

Dass Julian Brandt in der 47. Minute beinahe das 1:1 erzielt hätte und Timo Horn seine ganze Klasse aufzeigen musste, gehörte zu den einzigen beiden Schwächen des Effzeh an diesem Tag. Die erste ist damit erklärt, dass Brandt überhaupt den Ausgleich hätte erzielen können. Denn bis dahin hatte Köln in der ersten Hälfte bereits mehrere Kontersituationen liegen gelassen, um das zweite Tor zu erzielen. Timo Horn beklagte nach der Partie zurecht: “Wir hätten es schon früher viel besser ausspielen müssen, anstatt auf einen Fehler der Leverkusener zu warten. Das regt mich ein bisschen auf, weil es nicht selten bestraft wird.” Dieses Mal ging es gut, doch der FC muss weiter hart an seiner Konsequenz im Abschluss arbeiten.

Zudem zeigten die ersten Minuten nach dem Seitenwechsel, dass die Kölner nicht alles über die gesamten 90 Minuten unter Kontrolle hatten. Das zu erwarten wäre gegen eine Klassemannschaft wie Leverkusen zu viel. Doch gegen zehn Mann hätte der FC in der Anfangsphase der zweiten Hälfte cleverer agieren müssen, um die Bayer-Elf gar nicht erst zurück ins Spiel zu lassen. So mussten die 50.000 Fans in Müngersdorf bis zum 2:0 zittern, weil die Geissböcke (wie beim Brandt-Konter) zwischenzeitlich zu viel wollten und ein ums andere Mal in ihrer Defensive zumindest kleine Fenster für die gefährlichen Gegenstöße der Elf von Heiko Herrlich öffneten.

So geht es weiter

Dominique Heintz wollte sich nicht recht freuen über die anstehende Länderspielpause. “Die kommt uns gar nicht mal so gelegen”, sagte der Innenverteidiger, war sich darin aber nicht mit Leo Bittencourt einig. “Vielleicht ist es gut, dass jetzt Länderspielpause ist”, sagte der Offensivspieler. “Wir haben in den letzten Wochen nach einem Sieg immer sofort wieder verloren, weil so viel Euphorie im Raum war. Von daher können wir vielleicht jetzt mal den Kopf frei bekommen, das tut uns allen bestimmt gut.”

Der Effzeh hat nun also die Chance, nach dem 2:0 über Leverkusen durchzuatmen und den Fokus anschließend auf die letzten sieben Spiele der Saison zu richten. Aber Schritt für Schritt: Zwar ist das direkte Duell gegen Mainz 05 am 7. April schon in Reichweite. Eine Woche vorher aber, am 31. März, geht es zu 1899 Hoffenheim. Ein Duell, das eine ähnliche Konstellation bietet wie das Derby gegen Leverkusen. Köln der Außenseiter, die TSG der spielerisch starke Gegner. Allerdings wird der FC an diesem Spieltag nicht wie zuletzt nachlegen, sondern vorlegen. Wolfsburg spielt am gleichen Tag erst abends in Berlin, der Konkurrent aus Mainz beschließt mit einem Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach den Spieltag.

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