Armin Veh, Alexander Wehrle und Werner Spinner gemeinsam auf dem Podium. (Foto: Jörg Schüler)

Abstieg spürbar anders: Gute Laune statt Tristesse

[nextpage title=”Veh will den Umschwung mitnehmen”]

Noch steht der Abstieg des 1. FC Köln nicht fest, doch am Samstag könnte es so weit sein. Nur mit einem Sieg gegen den SC Freiburg kann der Effzeh dem eigentlich Unausweichlichen noch einmal für eine Woche entkommen. Dabei haben sich die Verantwortlichen längst mit dem Gang in die Zweite Liga abgefunden. Von Abstiegstristesse ist der FC allerdings relativ weit entfernt. Ist das ein gutes oder schlechtes Zeichen?

Köln – Es wäre der sechste Bundesliga-Abstieg in der Geschichte des 1. FC Köln. In der Rückrunde keimte die Hoffnung auf den Liga-Verbleib zwar immer wieder auf, doch Köln ließ mehrfach beste Chancen aus, um sich noch einmal heran zu kämpfen. Die Hypothek der katastrophalen Hinrunde wog am Ende zu schwer. So wird es ein schleichender Abstieg sein.

Wunderliches Interview der FC-Bosse

Als sich Werner Spinner, Alexander Wehrle und Armin Veh unter der Woche im Kölner Stadt-Anzeiger in einem Gemeinschafts-Interview miteinander unterhielten, schien alles halb so wild zu sein. Wirkliche Fehler wollte man nicht gemacht haben. Okay, man habe schlecht kommuniziert, gab beispielsweise Wehrle zu. Aber zu viel mehr wollten sich die FC-Bosse nicht durchringen. Man ist sich sichtlich einig: Verbockt haben es Jörg Schmadtke und Peter Stöger, und die sind längst nicht mehr da. Warum also Trübsal blasen, wenn der FC wirtschaftlich kerngesund ist und der Abstieg mit einem finanziellen Kraftakt in der nächsten Saison korrigiert werden kann?

Es nahm schon außergewöhnlich Züge an, als zuletzt Jonas Hector und Timo Horn ihren Verbleib in Köln bekannt gaben. Veh konnte sich zurecht freuen, die Spieler hatten sich schon nach dem 2:2 gegen Schalke von den Fans bejubeln lassen. Überhaupt gab es in dieser Saison seitens der Fans kaum einmal echte Unmutsbekundungen gegenüber den Spielern. Und das während der phasenweise schlechtesten Saison aller Zeiten des Klubs. Echter Ärger, Frust? Echte Wut? Fehlanzeige! Auf den Rängen nahmen die Ultras zwar den Vorstand ins Visier. Doch das wäre auch ohne Abstieg passiert. Der FC geht, so scheint es, schiedlich, friedlich in Liga zwei.

Daraus können wir Stärke ziehen

Die interne Aufarbeitung wird aber folgen. Das muss sich auch. Doch Veh sagte dem GEISSBLOG.KOELN, der sechste Abstieg sei anders, als man es in den vergangenen Jahren bei anderen Klubs oder auch beim FC erlebt habe. “Es fühlt sich sicher anders an”, sagte der Sportchef und ergänzte: “Daraus können wir Stärke ziehen. Wenn wir das überstehen, trotz dieser bescheidenen Saison, kann uns das in der nächsten Saison helfen.” Nämlich dann, wenn die Geissböcke mit einer Mischung aus Trotz und Aufbruchsstimmung aus der Saison gehen sollten. Diese scheinen die Verlängerungen von Hector und Horn zumindest zu bewirken. Doch Veh kündigte auch harte Worte an.

[nextpage title=”Nicht alles harmonisch beim Gute-Laune-Abstieg”]

Nicht Friede, Freude, Eierkuchen

Den Abstieg vor Augen, schauen die Verantwortlichen zwar lieber in die Zukunft, statt mit der Gegenwart zu hadern. Doch Veh stellte am Donnerstag auch klar, dass eine interne Schlussrechnung vollzogen werden müsse. “Wir können nach der Saison nicht sagen, dass alles Friede, Freude, Eierkuchen ist.” Personell wird der Abstieg auch im Kader Konsequenzen haben. Veh wird dabei beweisen müssen, dass er auch schwierige Entscheidungen bereit ist zu treffen. Wirtschaftlich kann der 1. FC Köln den Abstieg allerdings verkraften. “Was das Finanzielle angeht: Wir sind kein reicher, aber ein sehr gesunder Verein”, sagte der Sportchef am Donnerstag auf der Pressekonferenz. “Dem FC geht es gut.”

Die üblichen Mechanismen der Selbstzerfleischung auf dem Weg in die Zweitklassigkeit greifen also bislang nicht. Auch, weil das große Beben mit der Trennung von Schmadtke, Stöger, Schmid und Bade schon Monate zurückliegt. Armin Veh war daraufhin nicht geholt worden, um mit aller Macht den Abstieg zu verhindern – wie die Folgemonate zeigten. Er wurde als Mann für den Neuaufbau geholt. Und diesen muss der Sportchef nun vorantreiben, um in der kommenden Saison eine schlagkräftige Truppe auf den Platz zu bringen.

Kein normaler Abstieg

„Wir werden Veränderungen haben. Das ist klar”, sagte Veh am Donnerstag. Welche Spieler den Verein verlassen werden, ist noch unklar. Sieben Spieler dürften es aber mindestens werden. Dominique Heintz, Dominic Maroh, Pawel Olkowski, Yuya Osako, Claudio Pizarro und Frederik Sörensen sind naheliegende Kandidaten. Aber Veh deutete an, auch vor Überraschungen nicht zurückzuschrecken. Diese könnten dann noch einmal etwas Staub aufwirbeln beim so harmonisch absteigenden 1. FC Köln. Doch sollte – bei allem erschreckenden Niedergang der letzten neun Monate – im Sommer eine positive Grundstimmung herrschen, dürfte das dem Ziel des direkten Wiederaufstiegs durchaus zuträglich sein. So seltsam sich ein Gute-Laune-Abstieg auch anfühlen mag. Wenigstens in dieser Hinsicht ist der 1. FC Köln aktuell tatsächlich spürbar anders.

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