[nextpage title=”Jhon Cordoba und die Frage: Was wäre gewesen, wenn…”]
Ihm will einfach nichts gelingen. Jhon Cordoba leidet auf dem Fußballplatz genauso wie die Fans des 1. FC Köln beim Anblick des Stürmers im Trikot der Geissböcke. Nun wurde der Kolumbianer zu allem Überfluss bei seiner Einwechslung gegen Schalke 04 von den eigenen Anhängern ausgepfiffen. Wie geht es dem 24-Jährigen? Und wie geht es mit ihm weiter?
Köln – Vor elf Monaten, am 20. Mai 2017, hätte Jhon Cordoba beinahe den Spielverderber gegeben. Vor 50.000 Zuschauern hatte es eine überragende Leistung von Dominique Heintz bedurft, um dem schnellen, bulligen Stürmer des 1. FSV Mainz 05 den Zahn zu ziehen. Eine Halbzeit lang war Cordoba immer wieder vor dem Tor des FC aufgetaucht und hatte für Gefahr gesorgt. Ein Schuss strich nur Millimeter über die Latte, ein anderer am Pfosten vorbei.
17 Millionen Steine auf den Schultern
Als tags darauf das erste Gerücht um den Angreifer hochkochte, schienen viele FC-Fans dies für eine gute Idee zu halten. Der Eindruck des starken Cordoba war frisch. Trotz seiner nur zweimal fünf Tore in den zwei zurückliegenden Spielzeiten schien er eine gute Wahl zu sein. Nicht als Eins-zu-eins-Nachfolger von Anthony Modeste, sondern als einer von zwei neuen Stürmern als Ersatz für den Franzosen. Bekanntlich kam darüber hinaus aber im Sommer niemand mehr – und Cordoba wurde der personifizierte Modeste-Ersatz mit einer völlig überzogenen Ablöse von 17 Millionen Euro.
Inzwischen ist klar: Der Gemeinsame Ausschuss als Gremium hätte den Transfer in dieser Höhe nicht genehmigen dürfen. Doch Sportchef Jörg Schmadtke und Finanzboss Alexander Wehrle wollten den Deal unbedingt umsetzen. Auch, weil Peter Stöger den Stürmer als seinen Wunschangreifer unbedingt haben wollte. So kam es. Und seitdem trägt der 24-Jährige die unsichtbare Last von 17 Millionen Euro auf seinen Schultern und kriegt fußballerisch kein Bein mehr auf den Boden.
Was wäre gewesen, wenn…
Im DFB-Pokal in Runde eins hatte er sich noch den Ball geschnappt und einen Elfmeter verwandelt, in der Hoffnung, sich so Selbstvertrauen zu holen. Gegen den FC Arsenal schoss er ein Tor, das wohl noch sehr lange vielen FC-Fans in Erinnerung bleiben wird. Doch schon am ersten Spieltag begann das Unglück für Cordoba, das die gesamte Saison des FC beschreibt. Drei Großchancen vergab der Angreifer. Ein Schuss strich am Torwinkel vorbei. Ein zweiter wurde abgeblockt. Den dritten parierte Yann Sommer im Tor von Borussia Mönchengladbach in Weltklasse-Manier. Nicht auszudenken, wie die Saison verlaufen wäre, hätte Cordoba damals den FC mit 1:0 in Führung gebracht. Bekanntlich kam alles anders. Jhon Cordoba wurde zum “Feindbild” vieler FC-Fans, wie es nun Trainer Stefan Ruthenbeck ausdrückte.
[nextpage title=”Gibt es noch eine FC-Zukunft für den Stürmer?”]
So entwickelt man gewisse Feindbilder
In den vergangenen zwei Spielen durfte Cordoba erneut für den FC ran. In Berlin wurde er schon nach 20 Minuten eingewechselt, bereitete das 1:0 durch Leonardo Bittencourt vor. Dann aber versagten ihm die Nerven vor dem gegnerischen Tor, als er kurz vor Schluss Rune Jarstein überlupfen wollte, anstatt Bittencourt zu bedienen oder den Ball einfach ins Netz zu nageln. Gegen Schalke kam er nur für die Schlussphase, doch die reichte, um ihn noch weiter zu frustrieren.
Es begann bereits mit seiner Einwechslung, die diverse Fans in Müngersdorf mit gellenden Pfiffen quittierten. Umso verunsicherter verstolperte Cordoba dann in der Schlussphase gleich zwei Möglichkeiten, was ihm weitere Pfiffe und unfreundliche Rufe von den Rängen einbrachte. “Ich muss Jhon in Schutz nehmen”, sagte Stefan Ruthenbeck nun. “Irgendwann machen Fans gewisse Spieler aus, die sie in die Verantwortung nehmen. So entwickelt man gewisse Feindbilder.” Der FC-Coach konnte sogar nachvollziehen, dass Fans so empfinden. “Nicht auf Jhon bezogen – aber es war selbst im Erfolg so, dass einige Spieler mehr kritisiert worden sind als andere.” Konstantin Rausch dürfte einem da als erstes einfallen.
Jhon kann nichts für die 17-Millionen-Ablöse
Cordoba hilft das wenig. Der Stürmer muss damit umgehen, aktuell der wohl größte Transferflop in der FC-Geschichte zu sein. Ruthenbeck richtete deshalb einen Appell an die FC-Fans: “Die Leute sollen wissen, dass Jhon ein sehr sensibler Junge ist und nichts für die 17-Millionen-Ablöse kann”, sagte der FC-Coach. “Der Junge versucht im Training zu arbeiten. Er macht Fortschritte, macht sich aber auch viele Gedanken, warum es nicht funktioniert. Der glaubt sicher nicht, er spielt eine überragende Saison und nächste Woche geht es ab zu Real Madrid. Er ist einfach aktuell gehemmt.”
Ob er diese Hemmschwelle in der kommenden Saison unter Markus Anfang wird überwinden können? Noch ist nicht gänzlich geklärt, ob der Kolumbianer tatsächlich mit in die Zweite Liga gehen wird. Doch klar ist: Ein anderer Verein müsste für den 24-Jährige viel Geld zu zahlen bereit sein, um ihn aus seinem Vertrag zu kaufen. Andernfalls wäre der finanzielle Verlust für die Geissböcke zu groß. Nur dürften die Leistungen der letzten Monate nicht dazu geführt haben, dass solche Angebote reihenweise auf dem Tisch von Sportchef Armin Veh landen werden.
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