Beim 1. FC Köln ist nach der 1:2 (1:0)-Niederlage bei Hertha BSC wohl auch das letzte Fünkchen Hoffnung auf den Klassenerhalt erloschen. Gegen eine schwache Berliner Mannschaft ging der Effzeh im ersten Durchgang zwar in Führung, ließ in der zweiten Hälfte jedoch jegliche Körpersprache und den Willen auf die drei Punkte vermissen.
Aus Berlin berichten Marc L. Merten und Sonja Eich
Der 1. FC Köln hatte schon vor dem Spiel in Berlin so langsam aber sicher Klarheit für die kommende Saison geschaffen. Nicht nur, dass die Mannschaft mit dem 1:1-Unentschieden gegen Mainz 05 in der Vorwoche fast alle Chancen auf den Klassenerhalt verspielt hatte und damit wohl für die Zweite Liga planen kann. Auch in der Trainerfrage räumten die Geißböcke in dieser Woche mit den Spekulationen auf. Stefan Ruthenbeck wird die Profis als Cheftrainer zum Ende der Saison definitiv verlassen. Während die Zeichen in der Trainerfrage auf Markus Anfang von Holstein Kiel deuten, kämpfte der Effzeh heute bei Hertha BSC um den Funken Resthoffnung im Abstiegskampf.
Ausgangslage
Nach der Punkteteilung gegen Mainz und dem gleichzeitigen Sieg des HSV über Schalke 04, hatten die Kölner wieder die Rote Laterne übernommen. Sechs Punkte betrug nach wie vor der Rückstand auf den Relegationsplatz. Die verbleibenden Spiele werden dabei immer weniger. Um im Kampf um den Klassenerhalt doch noch einmal eingreifen zu können, setzte Trainer Stefan Ruthenbeck gegen Berlin auf die volle Offensive. Mit Frederik Sörensen, Jorge Meré, Dominique Heintz und Jonas Hector hatte der Coach nur vier gelernte Verteidiger mit in die Hauptstadt genommen. Dass diese schließlich in der Startaufstellung zu finden waren, überraschte nur wenig. Sörensen kehrte für Lukas Klünter zurück auf den Platz. Zusätzlich veränderte der Trainer seine Elf auf zwei weiteren Positionen: Simon Zoller und Claudio Pizarro rückten für die gegen Mainz schwachen Koziello und Terodde in die Mannschaft.
Moment des Spiels
Es waren nur noch wenige Minuten auf der Uhr, als Jhon Cordoba völlig frei auf Rune Jarstein zulief. Der Kolumbianer hätte auf den mitgelaufenen Bittencourt ablegen können, doch der Stürmer entschied sich dafür, die Situation alleine zu lösen. Mit einem Lupfer wollte er Jarstein bezwingen, der Ball landete jedoch auf dem Tornetz. Statt dem Ausgleich folgten Frust und die Gewissheit, den Abstieg wohl nicht mehr abwenden zu können.
Die wichtigsten Szenen
Beinahe hätte die Partie mit einer kalten Dusche für die Geißböcke begonnen: Gerade einmal 20 Sekunden waren auf der Uhr, als Hector Selke völlig frei flanken ließ und in der Mitte Kalou per Direktabnahme abschloss. Doch Timo Horn war hellwach und lenkte den Ball mit den Fingerspitzen um den Pfosten. In der Folge kam der Effzeh jedoch besser ins Spiel und erarbeitete sich die Feldüberlegenheit. Nachdem Pizarro nach vier Minuten knapp eine Hereingabe von Zoller verpasste, hatte Osako in der zwölften Minute die größte Chance des Effzeh in der Anfangsphase. Nach einer perfekten Flanke von Höger war der Kopfball des Japaners allerdings zu ungenau. Doch auch Berlin kam zu seinen Chancen. Vor allem der seit über 500 Minuten torlose Vedad Ibisevic tauchte mehrfach gefährlich vor Timo Horn auf. Doch sowohl Heintz als auch Meré konnten den Bosnier in letzter Sekunde am Torerfolg hindern. Schon nach 20 Minuten musste Ruthenbeck das erste Mal wechseln. Simon Zoller verletzte sich dem Anschein nach erneut am hinteren Oberschenkel. Für ihm kam Jhon Cordoba aufs Feld, der nur acht Minuten später im Mittelpunkt stand: Einen langen Ball von Horn verlängerte der Kolumbianer per Kopf in den Lauf von Leonardo Bittencourt. Der Flügelflitzer setzte sich im Duell gegen den Ex-Kölner Mitchell Weiser durch und stocherte den Ball durch die Beine von Hertha-Keeper Rune Jarstein zur Gäste-Führung ins Tor.
Nach dem Treffer musste Heintz einmal mehr vor dem Einschussbereiten Ibisevic klären. Auf der anderen Seite hatte Osako die Chance auf 2:0 zu stellen. Nach einer Hereingabe von Bittencourt war ein Berliner jedoch vor dem Japaner am Ball, sodass es mit einer durchaus verdienten Halbzeitführung gegen eine schwache Berliner Mannschaft in die Pause ging.
Nach dem Seitenwechsel machte es die Hertha besser als im ersten Durchgang. Nach wenigen Sekunden vergab der eingewechselte Leckie zwar, doch in der 49. Minute klingelte es im Kasten von Timo Horn. Plattenhardt flankte von links unbedrängt in den Strafraum, wo Heintz unfreiwillig in die Füße des von Hector völlig alleingelassenen Selke verlängerte. Der Berliner Stürmer fackelte nicht lange und knallte den Ball unhaltbar zum 1:1 in die Maschen. Nur drei Minuten später waren alle Hoffnungen des Effzeh dann zunichtegemacht: Wieder flankte Plattenhardt, wieder traf Selke zum 1000. Heimtor der Berliner. Statt eines Aufbäumen des Effzeh spielte zunächst weiter nur die Hertha. In der 59. Minute verhinderte Horn mit einer Glanzparade gegen Leckie zunächst schlimmeres.
In der 69. Minute dann mal wieder eine ansehnliche Aktion des Effzeh. Cordoba passte in den Lauf von Bittencourt, der den eingewechselten Marcel Risse auf der rechten Seite bediente. Die Ballananahme dauerte jedoch zu lange, sodass die Berliner klären konnten. Auch die Einwechslung von Simon Terodde sorgte noch einmal für einen Hauch von neuem Schwung im Kölner Spiel. Nach einer Hereingabe des Torjägers verpasste erst Cordoba, dann scheiterte Bittencourt. Auf der anderen Seite rettete Horn noch zweimal stark gegen Selke und Schieber. Beim Effzeh verpassten Terodde und Sörensen per Kopf, ehe Jhon Cordoba die Mega-Chance zum Ausgleich vergab. Der Kolumbianer war frei durch, hätte auf Bittencourt ablegen können, entschied sich aber für einen Lupfer. Dieser landete passend zu seiner Saison auf dem Tornetz. Damit war nicht nur die Effzeh-Niederlage besiegelt, sondern gleichzeitig wohl auch der sechste Abstieg der Vereinsgeschichte. Während die Kölner nach einer schwachen ersten Halbzeit der Hertha noch wie das bessere Team aussahen, fehlte in Durchgang zwei die nötige Leidenschaft und auch die Körpersprache, gegen die “alte Dame” etwas mitzunehmen.
Fazit
Zum Freuen: Gibt es noch etwas, worüber man sich freuen kann?
Zum Ärgern: Der Effzeh verliert erneut nach eigener Führung und kann damit wohl auch die letzte Hoffnung auf den Klassenerhalt begraben.
Mann des Tages: Jhon Cordoba – erst der Vorlagengeber zur Führung, dann der tragische Held mit einer vergebenen Riesenchance zum Ausgleich.
Aufstellung
Horn – Sörensen, Meré, Heintz – Clemens (75. Terodde), Höger, Hector, Bittencourt – Zoller (21. Cordoba), Pizarro (66. Risse), Osako
Tore
1:0 Bittencourt (28.), 1:1 Selke (49.), 1:2 Selke (52.)
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