Ballkünstler Vincent Koziello in Aktion. (Foto: GBK)

“Schau mich an! Sehe ich aus wie ein typischer Fußballer?”

[nextpage title=”Koziello ohne Angst und mit neuer Rolle in Liga zwei”]

Beim 1. FC Köln sind in dieser Woche alle Augen auf Neuzugang Dominick Drexler gerichtet. Doch der Mann für die besonderen Momente könnte in der kommenden Saison Vincent Koziello sein. Der Ballzauberer des 1. FC Köln wurde von Sportchef Armin Veh geholt, um die Geissböcke zurück in Liga eins zu führen. Der Franzose ist alles, nur kein normaler Fußballer.

Köln – Vincent Koziello hat Zeit gebraucht, um beim 1. FC Köln anzukommen. Ex-Trainer Stefan Ruthenbeck schenkte dem Franzosen erst nach einigen Wochen das Vertrauen im Mittelfeld. Danach sah man, dass der 1,68 Meter kleine Techniker das Zeug zu außergewöhnlichen Momenten hat. Nun könnte sich seine Rolle auf dem Platz verändern. Denn unter Neu-Trainer Markus Anfang soll Koziello anders agieren als er bisher in seiner Karriere gewohnt war.

Koziellos neue Rolle unter Anfang

In Nizza, bei seinem ehemaligen Klub, wo er zum Profi geworden war, und auch in seinem ersten Halbjahr in Köln spielte Koziello meist die zweite Sechs in der Mittelfeldzentrale. Koziello war dafür zuständig, sich den Ball tief in der eigenen Hälfte oder spätestens am Mittelkreis abzuholen, das Spiel zu öffnen und den Ball zu verteilen. Er musste sich oft fallen lassen, um den Ball dann nach vorne tragen zu können. Nicht so unter Markus Anfang. “Ich spiele jetzt höher. Der Trainer möchte, dass ich offensiver stehe und die Bälle zwischen der gegnerischen Abwehr- und Mittelfeldreihe bekomme”, erzählt Koziello, als sich der GEISSBLOG.KOELN mit dem Franzosen trifft. “Ich mag diese Rolle.”

Koziello weiß, was von ihm gefordert wird: mehr Zug zum Tor. Armin Veh formuliert es so: “Das muss doch auch der Anspruch eines offensiven Mittelfeldspielers sein. Wenn ich ein Achter oder Zehner sein will, muss ich lernen, Tore zu erzielen.” Bislang war Koziello aber kein offensiver Mittelfeldspieler. Er war ein zweiter Sechser. Nun also die offensivere Rolle und der damit verbundene Auftrag, torgefährlicher zu werden. Für den 22-Jährigen eine Herausforderung. “Ich möchte, dass mein Spiel zwingender wird, dass ich die entscheidenden Pässe spiele und auch selbst Tore schießen”, sagt der Franzose. “Das will ich häufiger schaffen.” Bislang steht im Trikot des FC ein Tor zu Buche, jenes beim Sieg in Leipzig.

Ich habe vor niemandem Angst auf dem Fußballplatz

Ob es Koziello gleich zu Saisonbeginn in Anfangs Startformation schafft, ist noch nicht absehbar. Klar ist, dass Anfang und Sportchef Veh viel von dem Franzosen halten. In der oftmals ruppigen Zweiten Liga könnte der 22-Jährige gegen die wohl oft tiefstehenden Gegner mit seinen Pässen und seinem Blick für die Räume den Unterschied ausmachen. “Wenn Armin Veh gedacht hätte, ich könnte keine Zweite Liga spielen, hätte er mich nicht geholt”, sagt Koziello, der zwar um die harte Gangart im deutschen Unterhaus weiß, aber selbstbewusst sagt: “Ich habe vor niemandem Angst auf dem Fußballplatz.“

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Der Moment, als er Tah abgrätschte

Wer sich an die Grätsche mit der anschließenden Diskussion gegen Jonathan Tah von Bayer Leverkusen erinnert, der wird sich vorstellen können, dass Vincent Koziello in Liga zwei keine großen Probleme bekommen dürfte. Zumal sich der giftige Zweikämpfer zu wehren weiß. Leichtgewicht hin, fehlende Körpergröße her – Koziello geht mit diesem Unterschied zu anderen Fußballern schon sein ganzes Leben um.

Für den Franzosen ist sein Körperbau auch eine Art Symbol für sein Wesen. Koziello sticht heraus, nicht nur, weil er nach jedem Training noch kunstvoll mit dem Ball jongliert und manche Mitspieler ihm dabei zuschauen. Auch, weil Koziello abseits des Platzes sich mit anderen Dingen beschäftigt, Köln schon ausgiebig erkundet hat, auch gerne ins Museum geht. “Schau mich an!”, ruft er auf die Bemerkung, dass seine Hobbies nicht zu den Stereotypen des Fußballs passen würden. “Sehe ich aus wie ein typischer Fußballer?” Er lacht – und kommt ins Erzählen.

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Seine Eltern hätten nie etwas mit Fußball zu tun gehabt. Sie hätten keine Spieler gekannt, keine Matches geschaut, höchstens mal, wenn die französische Nationalmannschaft gespielt hätte. Erst ihr Sohn habe sie im Laufe der Jahre für diesen Sport begeistert. Doch weil die Eltern mit Fußball nicht viel anfangen konnten, erlebte Vincent Koziello als Jugendlicher keinen Druck im Elternhaus, unbedingt Profi zu werden. Im Gegenteil. “Ich hatte eine ganz normale Kindheit”, erzählt er. Zuhause aufgewachsen in Grasse, dem kleinen Städtchen an der Côte d’Azur, das für die Parfümindustrie bekannt ist und wo Patrick Süskinds Roman “Das Parfüm” spielt. In Cannes und Nizza in den Akademien zum Fußballer herangewachsen. Koziello blieb bis zu seinem Wechsel nach Köln ein Kind seiner Heimat. “Das hat mir mental sehr geholfen.”

Man nimmt Koziello ab, wenn er von Fußball als seine Leidenschaft spricht, vom Training, das er nie als Verpflichtung empfunden habe. “Vielleicht habe ich deswegen auch nie den Druck verspürt, es schaffen zu müssen. Ich wollte es einfach.” Genauso wie seine Eltern wollten, dass er immer über den Tellerrand hinaus schaut. Er ging auf eine internationale Schule, lernte früh Englisch, spricht neben seiner Muttersprache Französisch auch noch ein wenig Italienisch. Nach einem halben Jahr in Deutschland versteht er inzwischen vieles, was hier gesagt oder geschrieben wird. Nur das Sprechen fällt ihm noch etwas schwer. Doch er will es lernen. “Sprachen sind mir wichtig. Sie werden mir mein ganzes Leben helfen. Ich will die Sprache des Landes sprechen, in dem ich lebe.” Und in Köln, so sagt er, will er noch länger bleiben.

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