Leonardo Bittencourt räumt seinen Spind am Geißbockheim. (Foto: GBK)

Zehn Abgänge: Wie tief war der Schnitt beim FC wirklich?

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Der 1. FC Köln hat den notwendigen Schnitt vollzogen: Nach dem Abstieg haben zehn Spieler die Geissböcke verlassen. Doch wie tiefgreifend war der Umbruch wirklich? In Kitzbühel muss sich nun zeigen, wie schnell sich ein neues Mannschaftsgefüge mit neuer Hierarchie bilden kann. 

Aus Kitzbühel berichtet Marc L. Merten

Milos Jojic heißt der vorerst letzte Abgang beim 1. FC Köln. Vor dem Serben verließen bereits neun weitere Spieler den Effzeh. Insgesamt haben die Kölner knapp 17 Millionen Euro eingenommen und davon rund neun Millionen Euro in sechs neue Spieler und das neue Trainerteam investiert.

Was verbirgt sich hinter den Zahlen des Umbruchs?

Naturgemäß führte der Abstieg dazu, dass Großverdiener den Klub verlassen haben. Leonardo Bittencourt, Dominique Heintz und Claudio Pizarro gehörten zu dieser Kategorie, auch Yuya Osako und Milos Jojic konnten sich gut dotierter Verträge erfreuen. Die Personalkosten wurden reduziert, die sechs Neuzugänge kassieren im Vergleich deutlich weniger. Jedoch hat sich das Gehaltsniveau beim FC in den letzten Jahren generell erhöht, weshalb die heutigen Gehälter nicht mehr mit jenen aus den letzten Zweitliga-Jahren vergleichbar sind. Auch das Trainerteam verdient deutlich mehr als Peter Stöger und Manfred Schmid zu damaligen Zweitliga-Zeiten.

Was aber verbirgt sich hinter den Zahlen des Umbruchs? In Kitzbühel wird Trainer Markus Anfang nicht nur spielerisch und körperlich mit seinen Profis arbeiten müssen. Auch auf persönlicher Ebene muss sich die neu formierte Mannschaft erst finden. Vom alten Zusammenhalt aus den Jahren 2014 bis 2017 ist kaum mehr etwas übrig. Aus der einst verschworenen Gemeinschaft ist wieder eine normale Fußballmannschaft geworden. Im Vorjahr hatten die Verantwortlichen dramatisch unterschätzt, welchen Stellenwert Anthony Modeste nicht nur als Torjäger, sondern auch als Mensch in der Kabine im Team hatte. Einer, der unter dem Fehlen des Stürmers litt, war Leonardo Bittencourt. In der vergangenen Saison war Bittencourt einer der wenigen Spieler, die emotional auf dem Platz noch das Feuer repräsentierten, das zum Klassenerhalt nötig gewesen wäre.

Sportliche Aderlass begrenzt

Neben Bittencourt verließen mit Heintz und Osako zwei weitere Stammspieler den Klub. Darüber hinaus hielt sich der sportliche Aderlass aber in Grenzen. Dominic Maroh hatte zwei schwere Jahre hinter sich, in denen er kaum noch eine Rolle gespielt hat. Allerdings gehörte er zum Mannschaftsrat. Claudio Pizarro entpuppte sich als Fehlinvestition, Joao Queiros auch. Jojic konnte sein Potential nie dauerhaft abrufen, Pawel Olkowski und Lukas Klünter waren auf ihrer Position rechts hinten den Anforderungen der Bundesliga nicht gewachsen. Mit Sven Müller verließ der dritte Torhüter den Klub.

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Bewusste Entscheidung für frisches Blut

Der FC hat es also auf dem Papier geschafft, einen Großteil des Kaders zusammenzuhalten, der ein Jahr zuvor – Modeste eingerechnet – noch nach Europa gestürmt war. Doch der Abstieg hat auch gezeigt, dass dieser Kader in seiner Struktur im letzten Jahr ein überaus fragiles Gebilde war. Entsprechend schickte Sportchef Armin Veh bewusst Spieler weg, die man unter Umständen hätte halten können (wie Heintz) und setzte auf frisches Blut. Neue Stützen wie Rafael Czichos und Louis Schaub sowie die im Winter geholten Vincent Koziello und Simon Terodde sollen dem Kader als neues Rückgrat dienen. Ob sie dem gewachsen sind, wird aber erst die nächste Saison zeigen.

Mit Spannung erwartet wird in Kitzbühel nun die Zusammenstellung des neuen Mannschaftsrates. Anfang erklärte jüngst, dass sich ab einem gewissen Punkt in der Vorbereitung eine neue Hierarchie im Team bilden müsse. Die Wahl des neuen Rates ist dafür ein guter Anstoßpunkt. Zur Erinnerung: Der alte und über Jahre gewachsene Rat bestand aus Timo Horn, Thomas Kessler, Jonas Hector, Dominic Maroh und Kapitän Matthias Lehmann. Bis auf Maroh sind noch alle Spieler an Bord. Doch im Verein gab es in den letzten Monaten auch am Mannschaftsrat deutliche Kritik, hatte dieser doch die Missstände im Training unter Peter Stöger verschwiegen, anstatt intern die Probleme anzusprechen.

Neues Prozedere für den Mannschaftsrat

Anfang weiß das, obwohl er selbst nicht über die letzte Saison sprechen möchte. Deswegen wird das neue Trainerteam den Mannschaftsrat teils selbst bestimmen und nur teilweise von den Spielern bestimmen lassen. Es zeichnen also schon jetzt Veränderungen ab. Ein neuer Mannschaftsrat, aus dem dann der Kapitän gewählt werden soll – auch die Antwort der Kapitänsfrage wird einen Hinweis auf die neue Hierarchie im Team liefern. Sicher ist: Die Mannschaft muss sich in Kitzbühel nicht nur spielerisch finden, sondern auch persönlich näher zusammenwachsen.

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