Der Einsatz in Bocklemünd. (Foto: Polizei NRW Köln)

Fragen und Antworten zu Bocklemünd und den Folgen

[nextpage title=”Was die Polizei sagt – waren es Hooligans?”]

Vor dem Spiel des 1. FC Köln beim BFC Dynamo sorgen sich die Verantwortlichen beider Klubs sowie der Sicherheit um mögliche Auseinandersetzungen beider Fan-Lager. Ein Grund sind die Vorfälle aus der Nacht von Montag auf Dienstag in Bocklemünd. Ist die Sorge berechtigt?

Köln/Berlin – Hat der Fußball ein “neues” Gewaltproblem? Gibt es wirklich eine “neue Dimension” des Hasses und der Aggressivität zwischen rivalisierenden Fan-Lagern, wie es die Polizei interpretierte? Oder stammt das Problem aus einer anderen Richtung? Eine Aufarbeitung der wichtigsten Fragen.

Was ist laut Polizei passiert?

Nach den Erkenntnissen der Kölner Polizei hatten rund 100 vermummte Täter einen Fanbus angegriffen. Sie waren mit Sturmhauben maskiert gewesen, mit Teleskopschlagstöcken bewaffnet, mit Pyrotechnik ausgestattet, dazu mit Drogen aufgepumpt, auffällig in rot und weiß gekleidet. Es flogen Steine. Aus dem Berliner Fanbus stürmten als Reaktion laut Polizei ebenfalls vermummte Männer. Die Einsatzkräfte drängten diese in den Bus zurück, die Kölner Angreifer zurück auf einen nahe gelegenen Parkplatz. Von dort aus hatten die Angreifer versucht in unbeleuchteten Autos zu flüchten, sodass die Polizei unter Androhung des Schusswaffengebrauchs einige Autos stoppte. 28 Angreifer wurden festgenommen und ihre Personendaten erfasst. Der angegriffene Berliner Fanbus wurde zum Kölner Polizeipräsidium eskortiert, wo die Personalien der 77 Insassen festgestellt wurden. Auf beiden Seiten wurden Handys beschlagnahmt.

Polizeipräsident Uwe Jacob sprach in einer Pressekonferenz am nächsten Tag von einer „neuen Dimension der Gewalt nach Fußballspielen“, von “blankem Hass” und einem “nicht hinnehmbaren Angriff auf unser Rechtssystem”. Eine Ermittlungseinheit prüft nun Anzeigen wegen Landfriedensbruch, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, gefährliche Eingriffe in den Straßenverkehr und Verstöße gegen das Versammlungsgesetz. In besonders schweren Fällen würden diese Vorwürfe zu Gefängnisstrafen führen.

Waren es “Hooligans”?

In Teilen der Medienberichterstattung wurden die Angreifer als “Hooligans” bezeichnet. Aber waren es auch solche? Und was bedeutet der Begriff “Hooligan” eigentlich? Der Spiegel setzte sich vor zwei Jahren ausführlich mit dem Begriff “Hooligan” auseinander. In der teils auch juristischen Ausarbeitung hieß es damals unter anderem: “Von normalen Fußballfans und Ultras unterscheiden sich Hooligans durch ihr geringes Interesse für Vereinssport. Fußball war nie Voraussetzung für Hooliganismus, sondern immer nur Gelegenheit: Spiele an Wochenenden, unübersichtliche Menschenansammlungen, Polizei.”

In der Nacht von Montag auf Dienstag wurden 28 Angreifer namentlich identifiziert. Im Laufe der Woche wurde bekannt, dass einige unter ihnen als “Gewalttäter Sport” bekannt seien und teils bereits Stadionverbote auferlegt bekommen hatten. Es handelte sich bei den Angreifern aber nicht um eine homogene Gruppe. Nach GBK-Informationen handelte es sich in Teilen um Fans des 1. FC Köln und Borussia Dortmund, teils aus der Ultra-Szene, teils aus befreundeten Gruppierungen, teils um einfache FC-Mitglieder mit Dauerkarten, teils aber auch um Männer, die bislang nicht im Umfeld von Fußballspielen aufgefallen oder namentlich identifiziert worden waren, sondern in der Subkultur des Vollkontaktkampfsports Mixed-Martial-Arts zu finden sind. Darüber hinaus soll ein Großteil der Angreifer laut Polizei nicht am Vorabend im Stadion gewesen sein, sondern sich während des Spiels auf den Angriff vorbereiten haben.

[nextpage title=”Was der FC, Union und die Stadt sagen”]

Was sagt der FC?

Nach Bekanntwerden des Vorfalls äußerte sich der 1. FC Köln zunächst zurückhaltend: “Der 1. FC Köln verurteilt Gewalt ohne Wenn und Aber. […] Der FC tut alles, was in seiner Macht als Fußballverein steht, um Personen, die den Fußball und die Vereine als Bühne und Vorwand für ihre Gewalttaten missbrauchen, vom Verein und vom Stadion fernzuhalten.” Am Freitag folgte dann die Reaktion in Form von bundesweiten Stadionverboten gegen alle identifizierten “Störer”, wie der FC sie nannte. Der Klub deutete aber auch an, dass diese Maßnahme wohl kaum einen nächsten Vorfall wie in Bocklemünd verhindern werden, denn in der Mitteilung hieß es auch: “Außerhalb des Stadions und abseits unserer Spiele sind die Vereine im Kampf gegen Gewalt auf Polizei und Justiz angewiesen.“ Dass die Polizei auf ihrer Pressekonferenz erklärte, man hätte sich gewünscht, der FC hätte an der Pressekonferenz teilgenommen, stieß deshalb im Klub auf wenig Verständnis.

Was sagt Union Berlin?

Auf wenig Verständnis stieß das Vorgehen der Polizei in der Nacht von Montag auf Dienstag derweil bei Union Berlin. Die Eisernen kritisierten die Maßnahmen der Kölner Einsatzkräfte gegen die Insassen des Fan-Busses. Diese waren mehrere Stunden lang festgehalten und erkennungsdienstlich behandelt worden, zudem waren Handys beschlagnahmt worden. “Sowohl die Aussagen der Polizei als auch unserer Fans lassen keinen Zweifel daran, von wem die Gewalt in Köln ausging. Es ist daher äußerst fragwürdig, warum im Rahmen der Ermittlungen die Opfer wie Täter behandelt werden“, sagte der Berliner Vereinssprecher Christian Arbeit. Dabei ließ der Klub jedoch unkommentiert, dass erstens auch vermummte Personen den Fan-Bus verlassen hatten, um die Angreifer zu attackieren und zweitens, dass die Polizei eine mögliche Verabredung beider Lager prüft und deshalb die Mobiltelefone beschlagnahmte.

Was sagt die Stadt Köln?

Bislang haben sich weder Politiker oder Parteien noch die Oberbürgermeisterin Henriette Reker offiziell zu den Vorfällen geäußert. Lediglich Natalie Neuen von der Kölner Staatsanwaltschaft wurde bislang zitiert. Man werde prüfen, “inwiefern wir Haftbefehle beantragen”. Polizei und Justiz müssten auf eine “zunehmende Radikalisierung” reagieren. “Sonst haben wir bald keine Fußballspiele mehr, sondern befassen uns nur noch mit Gewalt im Fußball.” Eine Einordnung zu der Definition, dass Fußball keine Voraussetzung für Hooliganismus sein müsse, sondern nur Gelegenheit, gab es nicht. Denn von offizieller Seite wurden die Täter bislang nicht einstimmig als Hooligans eingestuft.

Was bedeutet das für das Pokalspiel in Berlin?

In Berlin fürchten nun die Sicherheitskräfte ein Aufeinandertreffen der Kölner und Berliner Fans. Den Anhängern des BFC Dynamo wird in Teilen eine Nähe zu Gewalt und der Konfrontation mit anderen Fangruppen nachgesagt. Zudem sollen sie sich immer wieder mit befreundeten Fangruppen aus dem In- und Ausland verbünden, um sich Auseinandersetzungen zu liefern. Diese Sorge soll aber zumindest im Umfeld des Olympiastadions in Berlin nicht gerechtfertigt sein, hieß es. Was einen Vorfall wie in Bocklemünd freilich nicht ausschließen würde. Denn dabei handelte es sich um eine Tat, die unabhängig des Spiels weit abseits des Stadions verübt wurde.

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