Peter Stöger und Jörg Schmadtke. (Foto: Mika Volkmann)

Ein Jahr danach: Eine Trennung, die den FC verändert hat

Vor einem Jahr ging eine Ära beim 1. FC Köln zu Ende. Jörg Schmadtke verließ die Geissböcke inmitten des beispiellosen Absturzes des Effzeh, entrückt von der Vereinsführung, vom Trainer und der Mannschaft. Seine Trennung wird noch lange im Gedächtnis des Klubs bleiben, denn sie hat den FC verändert.

Köln – Die Pressemitteilung kam am 23. Oktober 2017 um 18.41 Uhr. “FC und Jörg Schmadtke lösen Vertrag einvernehmlich auf”, lautete der Titel. Es war die überraschende Wende an einem Tag, an dem man eher hatte erwarten können, dass Peter Stöger als Trainer entlassen werden würde. Am Ende aber ging der Manager, nahm viel Geld mit und eine Diskussion um Verantwortung und das Wort “einvernehmlich” begann.

Der 23. Oktober 2017 war der Montag nach dem 0:0 gegen den SV Werder Bremen. Zuhause hatten die Geissböcke gegen die ebenfalls im Tabellenkeller stehenden Werderaner auf den ersten Saisonsieg gehofft. Doch erst hatte sich Claudio Pizarro vor seinem ersten Startelfeinsatz für die Kölner beim Aufwärmen verletzt. Dann hatte Serhou Guirassy kurz vor Schluss einen Ball aus vier Metern über die Querlatte statt ins leere Tor geschossen. Einen Tag später stand eine Trennung fest – aber nicht von Trainer Stöger, sondern von Sportchef Schmadtke.

Vergangenheit: Wie konnte es dazu kommen?

Die Aufarbeitung dieser Trennung dauerte lange an und ist für viele Fans noch immer nicht abgeschlossen, wie die Mitgliederversammlung vor zwei Wochen zeigte. Die 3,3 Millionen Euro Abfindung, die Schmadtke mitnahm, obwohl er selbst nur noch unter angeblich nicht mehr hinnehmbaren Umständen bereit gewesen wäre weiterzuarbeiten, werden wohl noch viele Jahre ein Gesprächsthema unter Fans bleiben. Ähnlich wie die einstige Rekord-Ablösesumme für Marco Reich, die verschwundenen Häßler-Millionen oder der Modeste-Cordoba-Deal.

Die Gründe für die Trennung, die verschiedenen Sichtweisen und die Kontroversen wurden in den zwölf zurückliegenden Monaten erschöpfend diskutiert. Wie auch immer man zu der Causa Schmadtke stehen mag, in einer Sache dürften sich alle im Umfeld des FC einig sein: Diese Trennung hat den Klub wohl auf lange Zeit verändert. Sie war der Anstoß für die Vertiefung bereits existierender Konflikte wie jenen zwischen dem Vereinsvorstand und dem Mitgliederrat, zwischen dem Vorstand und den Ultras. Die zwei zentralen Fragen lauteten stets: Wie hatte es zu dieser Trennung kommen können? Warum wurde eine solche Abfindung gezahlt?

Zukunft: Wie kann so etwas künftig verhindert werden?

Die Frage, die den Klub aber noch länger bewegen wird, lautet: Wie kann solch eine Situation in Zukunft verhindert werden? Klar ist, dass sich Jörg Schmadtke im Klub immer mehr isoliert oder dies zumindest so empfunden hatte. Mit seiner rechten Hand, Jörg Jakobs, hatte er gebrochen. Mit Peter Stöger fand kein Austausch mehr statt. Seinen Pressesprecher Alex Jacob hatte er vor die Tür setzen müssen. Mit dem Vorstand gab es immer mehr Spannungen. Nur mit Alexander Wehrle schien der Austausch noch lebhaft, doch dass Wehrle nichts von den Problemen zwischen Schmadtke und Stöger mitbekommen hatte, gehört bis heute zu den Rätseln dieser Zäsur beim FC.

Kommunikation lautet seitdem das Schlüsselwort, das der Vorstand und Wehrle immer wieder in den Mittelpunkt rücken. Diese müsse verbessert werden. Zwischen den Gremien, zwischen dem Vorstand und der Geschäftsführung, aber auch untereinander in den Büros zwischen Geschäftsführern, Abteilungsleitern, Trainern und Spielern. Weil diese Kommunikation aber auf Vertrauen basiert und sich die sportliche Führung nicht in ihre Entscheidungen reinreden lässt, bleibt auch in Zukunft das Risiko neuer Konflikte, Alleingänge und Zerwürfnisse bestehen – so wie überall dort, wo starke Persönlichkeiten in ihrem Bereich ein bedeutendes Maß an Entscheidungsfreiheit einfordern. Zumindest hat die Causa Schmadtke vor genau einem Jahr beim FC dazu geführt, dass nun alle Gremien dafür sensibilisiert sind, dass Vertrauen gut ist, Kontrolle aber auch nicht so schlecht.

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