Viel Einsatz, wenig Ertrag: Dominick Drexler gegen Heidenheim. (Foto: Mika Volkmann)

Vor dem Realitätscheck: Das war gut, das war schlecht

[nextpage title=”Widersprüchliche Analyse des Spiels”]

Der 1. FC Köln hat nur zwei Punkte aus den letzten drei Spielen geholt und steht doch weiter an der Tabellenspitze der Zweiten Liga. Doch der Platz an der Sonne darf nicht darüber hinweg täuschen, dass außer dieser Statistik bei den Geissböcken gerade wenig Erhellendes zu sehen ist. 

Köln – Rafael Czichos wollte zwar am Samstag gegen den 1. FC Heidenheim (1:1) in der ersten Halbzeit “richtig guten Fußball” gesehen haben. Doch abgesehen von dieser Einschätzung, die selbst die Verantwortlichen nicht teilten, sprach der Innenverteidiger Klartext: “Jeder redet von Druck, aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Wir spielen beim 1. FC Köln, wissen, dass wir aufsteigen müssen. Da sind drei Spiele ohne Sieg viel, viel, viel zu wenig.” Was hatte gegen Heidenheim gefehlt? Und was macht Mut?

Das war gut

Entgegen Czichos’ Analyse der ersten Halbzeit bleibt wohl nur festzuhalten, dass die Geissböcke nach einer schwachen Viertelstunde zumindest zur Stabilität fanden und sich vor der Pause einige Chancen herausspielten. Diese waren zwar nicht hochkarätig, aber immerhin hatte der Effzeh in dieser Zeit mehr Abschlüsse als in den beiden vorherigen Partien gegen Duisburg und Kiel.

Das Positive folgte in Halbzeit zwei: die energische Reaktion, der Sturmlauf direkt nach dem Seitenwechsel, der Ausgleich, das viel schnellere Überbrücken des Mittelfelds, die Läufe in die Tiefe, das Suchen der Abschlüsse. Immerhin 28 Torschüsse verzeichnete der FC, wenngleich diese nur selten wirklich zwingend wurden. Köln versuchte in Hälfte zwei die Wende zu schaffen und deutete zumindest an, dass die Mannschaft offensiv deutlich besser spielen kann als in den zweieinhalb Spielen zuvor.

[nextpage title=”Zum Siegen und zur Verbesserung verdammt”]

Das war schlecht

Einmal mehr verschlief der 1. FC Köln den Auftakt einer Partie. Markus Anfang und die Spieler müssen sich dringend fragen, woran die unkonzentrierten, teils schläfrigen Anfangsphasen liegen. Vor allem daheim – zuletzt gegen Ingolstadt, Duisburg und Heidenheim – gelang es den Geissböcken nicht wie eine Heimmannschaft auf dem Rasen zu agieren. Ängstlich, verunsichert, fehlerhaft: So baute Köln jeden Gegner sofort auf, anstatt die Heimatmosphäre zum Vorteil zu nutzen.

Zudem setzen sich die individuellen Fehler reihenweise fort. In Kiel waren es Meré und Horn, gegen Heidenheim Hector: Selbst der Nationalspieler ließ sich vom Außenseiter nicht nur zu Fehlern zwingen (verschuldete das 0:1). Der 28-Jährige verlor auch beinahe die Nerven. Sein Frustfoul kurz vor der Halbzeitpause hätte ein strengerer (und besserer) Schiedsrichter womöglich als unsportliches Foul mit der Roten Karte geahndet. Die Heidenheimer nervten den Linksverteidiger immer wieder, sodass man den FC-Kapitän häufiger als sonst lamentieren sah. Er stand damit bezeichnend für eine Mannschaft, die sich wie schon gegen Duisburg von der harten Gangart des Gegners in ihrem Spiel beeinflussen ließ. Etwas, das Markus Anfang eigentlich gar nicht leiden kann.

Es schien aber auch, als habe der FC das Zutrauen in die eigenen offensiven Qualitäten und in die Abläufe des Anfang’schen Systems etwas verloren. Erst in Hälfte zwei wurde es besser, doch da monierte ausgerechnet Czichos, ein Kenner der Spielidee seines Trainers, dass seine Mannschaft den roten Faden verloren und sich nicht mehr an die gewünschten Abläufe gehalten hätte. Aus Czichos’ Sicht hatte der FC also zwar Druck ausgeübt, aber nicht so gespielt, wie Köln es sich eigentlich vorgenommen hatte. Es hakt und klemmt also weiter gewaltig im Spielsystem des neuen FC-Trainers.

So geht es weiter

Armin Veh und Markus Anfang waren es selbst, die die Erwartungen an diese Saison im Sommer hochgeschraubt hatten. Der Sportchef hatte bereits im Winter erklärt, man bereite sich auf die Zweite Liga vor, und hatte daher ein halbes Jahr Zeit, den Kader nach seinen – und Anfangs Wünschen – zusammenzustellen. Nun müssen Veh, Anfang und die Spieler zeigen, dass diese Kombination erfolgreich sein kann. Als Tabellenführer mag der FC dem Anspruch des Endergebnisses zwar weiterhin gerecht zu werden. Die letzten drei Spiele müssen aber als Rückschritt gewertet werden.

Mit dem FC Schalke 04 kommt nur eine Mannschaft im DFB-Pokal nach Köln, die den Geissböcken den Druck des Favoriten zumindest für ein Spiel nehmen wird. Gleichzeitig können sich die FC-Profis erstmals seit dem Abstieg wieder auf Bundesliga-Niveau beweisen. Anschließend geht es zum Hamburger SV, das zweite “gefühlte” Bundesliga-Duell. Eine Woche des Realitätschecks also für die Geissböcke. Wo steht der FC wirklich? Klar ist: Es müssen wieder Siege her. Sollte dies nicht gelingen, würde es nach dann fünf sieglosen Spielen in Folge ungemütlich.

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