Jhon Cordoba rieb sich nicht nur im Zweikampf mit Marcel Franke auf. (Foto: imago/Eibner)

Die zwei Gesichter: Das war gut, das war schlecht

[nextpage title=”Wieder einmal eine große Zweikampf-Schwäche”]

Eine Halbzeit lang war der 1. FC Köln im Spiel beim SV Darmstadt 98 klar unterlegen. Am Ende gewann Köln dennoch mit 3:0 (0:0). Eine Leistungssteigerung im zweiten Durchgang sorgte für den Auswärtserfolg der Domstädter. Dennoch bleibt die Frage, warum die Geissböcke immer wieder Probleme haben, die Zweite Liga wirklich anzunehmen.

Köln/Darmstadt – Vor dem Spiel gegen Darmstadt wusste der Effzeh nicht so recht, ob der deutliche 8:1-Heimsieg gegen Dynamo Dresden der erhoffte Befreiungsschlag gewesen war. Durch die Länderspielpause konnte Köln nicht sofort nachlegen, sondern musste zwei Wochen auf die nächste Gelegenheit warten, um die Antwort darauf geben zu können. Eine Halbzeit lang sollte es ein ernüchternder Auftritt der Geissböcke gegen die Lilien werden. Der Effzeh zeigte sich zwar auch phasenweise von seiner guten Seite, gut war die Leistung gegen Darmstadt aber nicht.

Das war schlecht

Zu sagen, der Effzeh hätte sich im ersten Durchgang der Partie schwer getan, wäre milde ausgedrückt. Vielmehr kam die Mannschaft von Markus Anfang überhaupt nicht ins Spiel. Das lag vor allem an der Spielweise der Gastgeber. Darmstadts Trainer Dirk Schuster ließ seine Mannschaft von Beginn sehr hoch stehen. Die Lilien setzten den Effzeh bei Ballbesitz sofort unter Druck und überraschten Köln damit komplett. “Wir hatten uns nicht darauf eingestellt, dass Darmstadt Mann gegen Mann über den ganzen Platz verteidigen würde. Deswegen haben wir uns in den ersten 45 Minuten nicht durchgesetzt”, erklärte FC-Abwehrchef Rafael Czichos die schwache Leistung der ersten Hälfte.

Die Folge der Darmstädter Manndeckung: Der Effzeh verlor viele Zweikämpfe und lud Darmstadt somit zu diversen Chancen ein. Die Gastgeber scheiterten aber entweder am starken Timo Horn oder an der eigenen Inkonsequenz im Abschluss. Unverständlich blieb jedoch, warum die Geissböcke einmal mehr die Eins-gegen-Eins-Duelle in der ersten Halbzeit nahezu gänzlich verloren. Es schien einerseits, als ob sich ein Großteil der FC-Profis einschüchtern ließ von der körperlich harten Gangart der Lilien. Andererseits machte es den Eindruck, die Spieler wären davon überzeugt, alleine mit spielerischen Mitteln letztlich schon zum Erfolg kommen zu können.

Ein Trugschluss, der vom Glück in der Defensive begleitet wurde, während es in der Offensive in Hälfte eins an allerlei mangelte: an den Zweikämpfen, aber auch an Konzentration. So führten eigene Einwürfe und Freistöße zu sofortigen Kontersituationen für die Gäste. Und weil das frühe Pressing der Darmstädter bei Köln für Unruhe sorgte, waren lange Bälle viel häufiger das Mittel der Wahl als eigentlich gewünscht. An einen geordneten Spielaufbau war nicht zu denken. Stattdessen passte sich der Effzeh der Spielweise der Hausherren an. So war das Beste aus Kölner Sicht, dass es zur Halbzeit noch 0:0 stand.

[nextpage title=”Wenn die Maschine einmal läuft…”]

Das war gut

Nachdem Köln in den ersten 45 Minuten überhaupt nicht ins Spiel gekommen war, fand Trainer Markus Anfang in der Kabine offenbar die richtigen Worte. “Der Trainer hat uns klar gemacht, dass wir das Spiel ohne Zweikämpfe nicht gewinnen werden”, sagte Czichos nach der Partie und deutete damit ein ziemliches Donnerwetter des FC-Coaches an. Tatsächlich hielt Köln im zweiten Abschnitt dagegen und konnte sich aus der Umklammerung der Lilien befreien. Die Gastgeber kamen zwar auch weiterhin zu Chancen, nun spielte aber auch der Effzeh mit.

Und so konnte Köln ausspielen, was auf diesem Niveau wohl kein anderer Klub in Liga zwei zu bieten hat: die individuelle Klasse der Geissböcke in der Offensive. Der Treffer zum 1:0 war ein typisches FC-Tor: Czichos überspielte mit einem öffnenden Pass mehrere Gegenspieler, Dominick Drexler trieb den Ball durchs Zentrum und spielte im richtigen Moment in die Tiefe auf Louis Schaub. Der Österreicher schaute hoch, nahm Maß und seine Flanke fand den Kopf des heranstürmenden Simon Terodde. Dieser hatte sich durch eine einfache Zurück- und Vor-Bewegung von seinem Gegenspieler gelöst und verwandelte per Kopf eiskalt.

Anfangs Mannschaft zeigte sich nun vor dem gegnerischen Tor eiskalt. Nur zehn Torschüsse gab der Effzeh in 90 Minuten ab, drei Mal landete der Ball im Netz. “Im zweiten Durchgang hatten wir unsere Szenen und haben diese auch genutzt”, sagte Marco Höger nach dem Spiel. Insgesamt hat Köln nun schon 35 Saisontore erzielt – genauso viele wie in der gesamten letzten Saison. “Das haben wir in der zweiten Halbzeit gut umgesetzt und waren in den Situationen vor dem Tor eiskalt. Sowas braucht man in solchen Spielen”, sagte Czichos und fügte hinzu: “Ich bin froh, dass wir mit der richtigen Einstellung aus der Kabine gekommen sind. Und das ist dann Zweitliga-Fußball, da geht es ums Kämpfen und darum, die wenigen Chancen, die man bekommt, rein zu machen.” In der zweiten Halbzeit nahm der Effzeh diesen Kampf an, und belohnte sich für die Leistungssteigerung und die Effizienz vor dem gegnerischen Tor mit drei Punkten.

So geht es weiter

Nach dem Auswärtsspiel in Darmstadt hat der Effzeh dieses Mal nur eine Woche bis zum nächsten Duell. Am nächsten Samstag (01.12.) empfängt Köln den Tabellenfünften Greuther Fürth. Es wird ein Spitzenspiel, dem sich die Kölner stellen müssen, indem die Geissböcke ihren Vorsprung ausbauen und ein Zeichen im Kampf um den Aufstieg setzen können.

In der Zwischenzeit wartet ganz Köln gespannt auf die Spielberechtigung für Anthony Modeste. Nicht, dass die Kölner aktuell einen weiteren Torjäger nötig hätten. Terodde und Cordoba trafen erneut, zeigten, dass sie aktuell jeder Abwehr in Liga zwei erheblichen Schaden zufügen können. Doch alleine die Möglichkeit, den französischen Angreifer als Joker am kommenden Samstag einsetzen zu können, würde den Domstädter einen weiteren Impuls geben. Dafür müssen sie aber vor allem an ihrer Einstellung arbeiten, um die eklatante Zweikampfschwäche abzustellen, die den FC zeitweise überkommt.

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