Geschlagen und doch mit positiven Lehren: Markus Anfang. (Foto: Mika Volkmann)

“Die Zweite Liga ist anders”: Das war gut, das war schlecht

[nextpage title=”Konsequente Kontrolle im Spielaufbau”]

Nach aufreibenden 120 Minuten plus Elfmeterschießen war der 1. FC Köln am Mittwochabend gegen den FC Schalke 04 aus dem DFB-Pokal ausgeschieden. Doch die Niederlage war für Markus Anfang und seine Mannschaft ein gefühlter Sieg. Zumindest dann, wenn sie die Leistung in die Zweite Liga übernehmen können.

Köln – Die verdiente Führung hielt bis zur 89. Minute, und wenn Schiedsrichter Harm Osmers das Foul in der 85. Minute an Serhou Guirassy gesehen hätte, hätte der Effzeh einen Strafstoß erhalten und möglicherweise die Entscheidung herbeigeführt. So blieb am Ende eine Niederlage, die der FC verdauen muss, aus denen er aber wichtige und positive Lehren ziehen kann.

Das war gut

Drei triste Spiele gegen Duisburg, Kiel und Heidenheim hatten hinter dem 1. FC Köln gelegen. Die Leistung der Geissböcke gegen Schalke war daher umso bemerkenswerter. Gegen den Bundesligisten ging fast alles auf, was sich Trainer Anfang und seine Spieler vorgenommen hatten. Es fing beim Spielaufbau an. Der Effzeh spielte konsequent kontrolliert hinten raus, ließ sich nur selten zu langen Bällen zwingen. S04-Coach Tedesco sprach hinterher von “pressingresistenten” Kölnern, was auf diesem Niveau durchaus als Lob zu verstehen war.

Der Spielaufbau umfasste an diesem Tag aber nicht nur die Abwehr und das Mittelfeld, sondern auch die beiden offensiven Außenpositionen und Stürmer Jhon Cordoba. Weil die Schalker im Abwehrzentrum die Lufthoheit hatten, blieb dem Effzeh nichts anderes übrig, als auf hohe Flanken zu verzichten. Stattdessen gelang es Köln erstaunlich häufig, bis zur Grundlinie durchzugehen oder über die Strafraumkante in Richtung Tor zu ziehen. Das Tempo in den Läufen ohne Ball stimmte, Jonas Hector und Marco Höger sorgten durch kluge Laufwege dafür, dass sie anspielbar waren und im Mittelfeld immer wieder Überzahl schafften. Die von Anfang immer wieder angesprochenen Räumen wurden konsequent besetzt und bespielt. Mehr Ballbesitz über 120 Minuten, mehr gewonnene Zweikämpfe, mehr Torchancen – der Zweitligist war gegen den Erstligisten die bessere Mannschaft. Erstmals seit Wochen war wieder zu sehen, wie Anfang spielen lassen will.

Auch defensiv gelang es den Kölnern gut, die Schalker aufzuhalten. Wenn der Effzeh, insbesondere Marcel Risse und Jorge Meré, die Königsblauen nicht durch Fehlpässe zum Angriff einluden, gelang den Schalkern offensiv fast nichts. Standards blieben die einzige Waffe, die von den Geissböcken gut verteidigt wurden. Aus dem Spiel heraus lief Köln fast jeden Angriff der Gäste zu, brachte immer mehr Abwehrspieler als Angreifer hinter den Ball. Eine disziplinierte Leistung des Effzeh, die den Sieg verdient gehabt hätte. Wenn nicht die wenigen Fehler gewesen wären.

[nextpage title=”Die Chancenverwertung und die Cleverness”]

Das war schlecht

Was zum Sieg fehlte, war zweierlei: die Chancenverwertung und die Cleverness. Wie schon in den vergangenen Wochen gegen Duisburg, Kiel und Heidenheim mangelte es vor allem am letzten Pass, an der Genauigkeit im entscheidenden Zuspiel oder an der Konsequenz im Abschluss. Insgesamt 19 Mal schoss der FC aufs Tor, hatte die größeren Chancen als Schalke. Der entscheidende Punch, die Durchschlagskraft, die in der bisherigen Saison nur Simon Terodde dauerhaft nachweisen konnte, fehlte dem FC auch am Mittwochabend. Unter Anfang brillierte Holstein Kiel in der letzten Saison auch deswegen, weil ein halbes Dutzend Spieler sich regelmäßig in die Torschützenliste eintrug. Von dieser breiten Torgefährlichkeit im Kader ist beim FC bislang noch fast nichts zu sehen.

Den Geissböcken fehlte aber auch ein Schuss Cleverness – nicht nur vor dem gegnerischen Tor. Als Serhou Guirassy in der 85. Minute gefoult wurde, hätte es Elfmeter geben müssen. Doch der Franzose hätte sich leichtens noch einen zweiten erarbeiten können. In der Verlängerung zog der Franzose in den Schalker Strafraum ein. Salif Sané kam in hohem Tempo herangestürmt, rempelte den FC-Stürmer an. Guirassy versuchte, stehen zu bleiben, kam aber aus dem Takt und ließ sich den Ball abjagen. Dabei hatte der Franzose den Senegalesen kommen sehen, hätte sehen müssen, dass ihm ein Schritt zwischen Sané und den Ball ausgereicht hätte, um den Gegner mit voller Wucht auflaufen zu lassen. Der Schalker hätte den Kölner über den Haufen gerannt, und Osmers hätte keine andere Möglichkeit gehabt als auf den Punkt zu zeigen.

Es sind Kleinigkeiten wie diese, die dem FC aktuell fehlen. Die letzte Konsequenz, die Kaltschnäuzigkeit, das Erzwingen von Chancen. Aber auch Anfang selbst hätte kurz vor Schluss ein Zeichen setzen können. Dafür aber hätte er Frederik Sörensen vertrauen müssen. Bei Holstein Kiel hatte Anfang in der Schlussphase den wochenlang verletzten Matthias Lehmann in die Partie gebracht, wissend, dass Kiel fast nur noch mit langen Bällen agieren würde. Der kopfballstarke Sörensen blieb draußen. So auch gegen Schalke in der Schlussphase, in der die Königsblauen fast nur noch auf Standards gingen und der Däne zumindest in diesen Situationen eine Option hätte sein müssen, um die letzten Flanken und Angriffe mit zu verhindern. Doch Mauern ist nicht Anfangs Stil.

So geht es weiter

“Ich denke, die Leute sind zufrieden nach Hause gegangen, auch wenn wir gegen Schalke verloren haben”, sagte der FC-Coach nach dem verlorenen Elfmeterschießen. “Ich hoffe, dass wir für Montag gegen Hamburg viele gute Dinge mitnehmen können. Auch, wenn in der Zweiten Liga vieles anders läuft als heute.” Damit hatte Anfang das große Problem des Spiels gegen Schalke angesprochen. Die Spielweise des Gegners und die damit verbundenen Räume, die Köln nutzen konnte, werden die Geissböcke in Liga zwei außer gegen den HSV wohl kaum noch einmal vorfinden. Stattdessen werden die Gegner wie zuletzt auch Beton anrühren. Insofern bleibt abzuwarten, welche Lehren aus dem Pokal-Fight wirklich auch für Liga zwei gelten werden.

Sicher ist aber, dass Anfang einige Spieler in inzwischen guter Form vorfindet, die zuletzt nur unregelmäßig zum Einsatz gekommen waren. Salih Özcan glänzte gegen Schalke mit enormer Präsenz im Mittelfeld. Sofern er seine Fehlerquote gering hält, könnte er nun den erhofften Entwicklungsschritt gehen. Das gilt auch für Guirassy, der mutig, unorthodox und erfolgreich gegen Schalke aufspielte und sich auf links in den Blickpunkt gearbeitet hat. Zudem durfte sich Jhon Cordoba freuen: über sein Tor, über eine gute Leistung, aber auch über die Sprechchöre, die ihm bei seiner Auswechslung zuteil wurden. Mit ihm hat Anfang einen Stürmer, den er jederzeit ins Spiel bringen kann. Das war vor einigen Monaten auch noch gänzlich anders.

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