Überzeugten in der Hinrunde: Czichos, Schaub und Drexler. (Foto: imago/Zink)

FC-Neuzugänge im Check: Schaub und Drexler überragen

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Durch den Abstieg in die 2. Bundesliga hat sich beim 1. FC Köln zum ersten Mal seit Jahren das Gefüge der Mannschaft spürbar verändert. Sieben externe Neue (ohne Anthony Modeste) holte der Effzeh – und dann auch noch einen neuen Trainer. Wie haben sich die Neuzugänge bislang geschlagen?

Köln – Im Sommer verließen Stammspieler wie Leonardo Bittencourt und Dominique Heintz den 1. FC Köln. Dafür verstärkte Sportchef Armin Veh den Effzeh schon vor dem bitteren Gang ins Unterhaus im vergangenen Winter mit Knipser Simon Terodde und Spielgestalter Vincent Koziello – zwei Glücksgriffe. Im Juni und Juli folgten weitere Neuzugänge – auch auf der Trainerbank. Wie haben sich die Sommer-Neuzugänge der Saison 2018/19 geschlagen? Der GEISSBLOG.KOELN hat den Check gemacht.

Defensive: Czichos gleich Chef, Bader braucht Zeit

Für eine Ablöse von knapp zwei Millionen Euro brachte Markus Anfang seinen Abwehrchef Rafael Czichos aus Kiel gleich mit zum Effzeh. Der 28-Jährige etablierte sich schnell und avancierte in der Hinrunde zu einer festen Größe in der Abwehr – egal in welchem System. Der Ex-Storch stand in allen Partien in der Startelf und zeigte sich meist unaufgeregt und robust. Ab und an wagte er sich mit (mitunter riskanten) Vorstößen in die gegnerische Hälfte. Auch bei Standards rückte er auf und strahlte Gefahr aus. Zwei Treffer und ein Assist sind seine Ausbeute. Zusammen mit dem etwas eleganteren Jorge Meré spielt der 1,88 Meter große Innenverteidiger bislang eine gute Saison. Allerdings war er nicht frei von Patzern, wie in der schwächeren Phase der Hinserie und zuletzt gegen den VfL Bochum.

Fazit: Czichos ist für den Effzeh die erhoffte Verstärkung für die Aufstiegspläne in der Zweiten Liga. Er konnte die Lücke, die Dominique Heintz hinterließ, füllen. Im DFB-Pokal gegen den FC Schalke 04 deutete er zudem an, dass er auch in der Bundesliga mithalten könnte.

Bei Benno Schmitz lief es nach seinem Wechsel von RB Leipzig in die Domstadt weniger rosig. Nach einer unauffälligen Vorbereitung warf den 24-Jährigen eine Verletzung zum Saisonbeginn lange zurück. Erst am 10. Spieltag stand der Rechtsverteidiger erstmals in der Startelf und brauchte Zeit, um sich zu akklimatisieren. Die Leistungen des ehemaligen U20-Nationalspielers waren allerdings noch wechselhaft. Seine Defensiv-Aufgaben erfüllte er meist solide, sein Spiel nach vorne war jedoch oft fehlerhaft. Mit zunehmenden Einsätzen wurde Schmitz aber sicherer und die Umstellung auf ein 3-5-2 spielte dem 1,82 Meter großen Abwehrspieler sichtbar in die Karten. Dennoch hat er noch Luft nach oben.

Fazit: Bislang erfüllt Schmitz die Rolle eines soliden Arbeiters. In einem gut funktionierenden Team fiel der 24-Jährige weder auf noch ab. Es wird spannend sein zu beobachten, was die Rückkehr von Lasse Sobiech für seine Rolle verändern wird.

Auch Matthias Bader wurde von einer Hüftverletzung am Ende der Vorbereitung hart getroffen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte der Neuzugang vom Karlsruher SC durchaus gute Ansätze gezeigt. So kam der 21-Jährige erstmals am fünften Spieltag beim 3:5 gegen den SC Paderborn zum Einsatz. Der Rechtsverteidiger ist im Vergleich zu Schmitz zwar im Angriff spielfreudiger, dafür aber in der Defensive bei Weitem nicht so stabil. Auch gegen Arminia Bielefeld und den MSV Duisburg versuchte Anfang Bader als Rechtsverteidiger, seine Auftritte waren jedoch von großer Nervosität geprägt. Er gehörte in der Folge nicht immer zum Kader und spätestens die Systemumstellung verringerte seine Einsatzchancen weiter.

Fazit: Bader galt von Beginn an als Transfer für die Zukunft. Im 3-5-2 gibt es für den Rechtsverteidiger keine klare erste Position, und so könnte ihm eine Rückrunde mit wenig Spielpraxis bevorstehen.

Lasse Sobiech kam als Abwehrchef vom FC St. Pauli ablösefrei zum Effzeh – mit dem Anspruch Stammspieler zu werden. Der 1,96 Meter große Abwehrhüne musste sich allerdings mit Jorge Meré um die Position in der Viererkette neben dem gesetzten Rafael Czichos streiten. Zu Beginn der Saison schien er das Duell mit dem Spanier für sich entschieden zu haben. Sobiech stand an den ersten neun Spieltagen sechs Mal in der Startelf und er machte seine Sache gut. Zweikampfstark und in der Luft kaum zu bezwingen, einzig im Aufbauspiel mit klaren Nachteilen gegenüber dem Spanier. Mitte Oktober setzte den 27-Jährigen dann ein Zehenbruch außer Gefecht. Der Innenverteidiger wird Anfang für die Rückrunde wieder zur Verfügung stehen. Dann wird sich Sobiech wohl mit Schmitz um die Position neben Czichos und Meré streiten – und könnte durch seine Kopfballstärke eine weitere Waffe werden.

Fazit: Sobiech erscheint wie Czichos als passender Transfer, um das Ziel des Aufstiegs zu erreichen. Der Innenverteidiger hat klare Stärken, die in Liga zwei von enormer Bedeutung sind – und Schwächen, die im Unterhaus noch nicht so ins Gewicht fallen. Mit Czichos und Meré bildet er eine schwer bezwingbare Zentrale.

[nextpage title=”Offensive und Trainer: für besondere Momente”]

Offensive: Drexler und Schaub überragen

Über den Umweg FC Midtjylland folgte der Ex-Kieler Dominick Drexler seinem Trainer Markus Anfang in die Domstadt. Die Ablösesumme von vier Millionen Euro hat sich bislang bezahlt gemacht. Der Offensivspieler, der sowohl auf die linke Seite als auch im offensiven Mittelfeld eingesetzt werden kann, gehörte zu den überragenden FC-Akteuren der laufenden Spielzeit. Drexler ist ein unangenehmer Gegenspieler, geht weite Wege und ist sich für defensive Zweikämpfe nicht zu schade. Im Angriff sind seine Bewegungen unorthodox und daher so wertvoll. Vier Treffer und zehn Assists des 28-Jährigen sprechen eine klare Sprache. Auch im DFB-Pokal waren seine Leistungen mit zwei Treffern und drei Assists in zwei Partien herausragend. Dort erlebte er jedoch auch seinen negativen Höhepunkt: In der zweiten Runde verschoss er gegen Schalke den entscheidenden Elfmeter, der Effzeh flog aus dem Wettbewerb.

Fazit: Drexler ist ein Top-Neuzugang. Er hat großen Anteil an der torhungrigen FC-Offensive.

Ähnliches gilt für Louis Schaub. 3,5 Millionen Euro überwiesen die Köln nach Wien, um sich die Dienste des Österreichers zu sichern. Der 23-Jährige zahlte das Vertrauen mit starken Leistungen zurück und bestätigte Vehs Einschätzung, kein Zweit-, sondern eigentlich ein Erstligaspieler zu sein. In der Offensive meist auf der halbrechten Seite eingesetzt, ließ Schaub seine Gegenspieler mit Tempo-Dribblings und gutem Auge verzweifeln. Die FC-Fans honorierten seine Aktionen schon früh in der Saison mit Szenenapplaus. Der 1,77 Meter große Wirbelwind war kaum zu halten. Neun Tore legte er seinen Mitspielern bereits auf, nur Drexler hat einen Assist mehr. Einzig beim Torabschluss könnte der österreichische Nationalspieler besser sein. Bislang stehen zwei Treffer auf seinem Konto.

Fazit: Schaub war neben Drexler der Glücksgriff für die Offensive. Seine Entwicklung scheint noch längst nicht zu Ende. An ihm dürften die Fans noch viel Freude haben.

Auch für den Transfer von Niklas Hauptmann griff Sportchef Armin Veh tief in die Tasche. 3,4 Millionen Euro bezahlte Köln für den zentralen Mittelfeldspieler an Dynamo Dresden. Bislang hat sich diese Investition aber noch nicht ausgezahlt. Der 22-Jährige ist zwar ein Versprechen an die Zukunft, seine fußballerischen Anlagen sind nicht zu übersehen, zudem ackert Hauptmann unheimlich viel. Auf dem Platz konnte er dies aber noch kaum zeigen. Zu unruhig am Ball, zu hektisch im Spiel nach vorne, zu inkonsequent im Rückwärtsgang. Drei Mal stand er in der Startelf, fünf Mal wurde er eingewechselt. Anfang glaubt an Hauptmann, betonte aber bereits, dass der 22-Jährige noch Zeit brauchen wird.

Fazit: Bislang kommt Hauptmann nicht über den Status einer Investition in die Zukunft hinaus. Der zentrale Mittelfeldspieler wird sich steigern müssen.

Das Trainerteam: Die Umstellung wirkt

Mit Markus Anfang und Tom Cichon holte Veh nicht nur gebürtige Kölner in die Domstadt, sondern auch einen Chefcoach, der mit Holstein Kiel beinahe von der 3. in die 1. Liga durchmarschiert wäre. Das Ziel in Köln: der direkte Wiederaufstieg. Nach der Hinserie liegen die Geissböcke auf Kurs. Allerdings hat der FC-Coach eine turbulente Hinserie hinter sich. Der FC kam gut in die Saison und holte aus den ersten acht Spielen sechs Siege. Die Ergebnisse stimmten, doch spielerisch konnte die Mannschaft noch nicht die Ansprüche erfüllen, die Veh und Anfang selbst verkündet hatten. Anfang bat um Zeit und sprach gebetsmühlenartig von einem “Prozess”, den die Mannschaft durchlaufe. Mitte der Hinserie rutschte der Effzeh jedoch in eine Mini-Krise. Fünf Pflichtspiele ohne Sieg gipfelten in einer 0:1-Niederlage beim Hamburger SV, bei der Köln eine desaströse Leistung bot. Anfang geriet in die Kritik – und reagierte. Der Coach wich von seinem eigentlich in Stein gemeißelten System ab. Aus einem 4-1-4-1 wurde ein 3-5-2. Die Folge: fünf Siege in Serie, bei denen Köln auch spielerisch in weiten Teilen überzeugte. Die 2:3-Niederlage am 18. Spieltag gegen Bochum trübte allerdings die Stimmung vor der Winterpause. Dennoch: Elf Siege aus 18 Spielen, 36 Punkte und eine Tordifferenz von plus 25 bedeuten Rang zwei – und somit eine gute Bilanz.

Fazit: Mit der Verpflichtung von Anfang hat Veh einen Trainer verpflichtet, dessen Spielidee einen gänzlich anderen Ansatz verfolgt als über Jahre beim FC gesehen. Diese Umstellung erforderte Mut und wird vor allem noch Zeit benötigen. Die Leistungen der Mannschaft waren wechselhaft, doch die Ergebnisse stimmen in weiten Teilen. Zudem bewies Anfang mit seiner Systemumstellung, dass er seine Philosophie nicht auf biegen und brechen durchsetzen will. Diese Qualität trug dazu bei, dass der FC inzwischen klar auf Kurs Bundesliga liegt.

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