Markus Anfang tröstet Jonas Hector nach der Niederlage gegen Bochum. (Foto: Mika Volkmann)

Reine Nervensache: Kölns größte Herausforderung für 2019

[nextpage title=”Ein Wandel dank richtungsweisenden Niederlagen”]

Nach 18 Spielen und 36 Punkten geht der 1. FC Köln mit einem Zwei-Punkte-Schnitt in die Winterpause. Die Geissböcke haben nach dem Abstieg die Wende hinbekommen und Kurs auf den sofortigen Wiederaufstieg genommen. Dabei verlief das erste halbe Jahr nicht sorgenfrei. In der Rückrunde wird eine besondere Qualität vonnöten sein, um das Ziel zu erreichen. Ein Fazit.

Köln – Die Konkurrenz tat dem FC zumindest in Teilen den Gefallen. Nach dem 2:3 am Freitagabend gegen Bochum gewann zwar der FC St. Pauli, dafür verloren Union Berlin in Aue und der Hamburger SV in Kiel. Weil die Störche und Heidenheim gewannen, stehen die ersten sechs Teams der Liga nur sieben Punkte auseinander. Die Liga ist eng, die Liga ist spannend – und damit so, wie es Sportchef Armin Veh und Trainer Markus Anfang am Geißbockheim erwartet hatten.

Nun sind Erwartungen immer auch Vorahnungen, solange sie nicht in den Köpfen der Spieler zu selbsterfüllenden Prophezeiungen werden. Der Effzeh hätte in dieser Saison mehrfach Spiele nutzen können, um sich von der Konkurrenz abzusetzen. Die Spiele gegen den SC Paderborn, den MSV Duisburg und den VfL Bochum gingen allerdings allesamt – und dann auch noch allesamt daheim in Müngersdorf – verloren. Diese drei Niederlagen, zusammen mit der vierten beim Hamburger SV, waren Rückschläge, die man zwar eingeplant hatte, auf die man aber gerne verzichtet hätte.

Zwei dieser vier Niederlagen stehen aber auch symbolisch für Entwicklungsschritte beim FC, die das Team durchlaufen hat. Am fünften Spieltag verlor Köln gegen Paderborn mit 3:5. Eine Niederlage, die hinterher schwerer wog als sie sich über die 90 Minuten hinweg angefühlt hatte. Der FC hätte nach 20 Minuten bereits mit 3:0 führen und das Spiel am Ende auch haushoch gewinnen können. Doch individuelle Fehler und der Platzverweis für Jonas Hector beim Stand von 3:3 kurz vor Schluss machten dies zunichte. Die fünf Gegentore, zusammen mit jenen dreien aus dem Spiel bei St. Pauli zuvor, führten zu einer Umstellung auf dem Rasen, zu einer weniger offensiven Ausrichtung, zu mehr Achtsamkeit in der Defensive, zu mehr Kontrolle.

Bis diese vermeintliche Kontrolle gegen Duisburg verloren ging und sich über einige Wochen zeitweise gar in Verunsicherung verwandelte, dass Markus Anfangs Spielidee und die Überzeugung der Spieler in die Vorgaben des Trainers zu wackeln begannen. Es brauchte ein reinigendes Gewitter mit der Niederlage in Hamburg, um eine größere Veränderung herbeizuführen. Das 3-5-2 war der Schlüssel für einen erfolgreichen Herbst, für persönliche Leistungsexplosionen einiger Spieler (Meré, Cordoba, Drexler) und eine mannschaftstaktische Geschlossenheit, die erst gegen Bochum durch erneute individuelle Fehler phasenweise destabilisiert wurde.

Ob die Niederlage gegen Bochum eine besondere Wirkung auf den FC haben wird, werden erst die Wochen nach der Vorbereitung Anfang Februar zeigen, wenn es gegen zwei direkte Konkurrenten (Union und Pauli) geht sowie zu zwei unangenehmen Gegnern auswärts (Aue und Paderborn) gehen wird. “Wenn wir die 36 Punkte aus der Hinrunde in der Rückrunde noch einmal holen werden, bin ich guter Dinge, dass wir wieder hoch gehen”, sagte Marcel Risse in der vergangenen Woche. Die drei Zähler aus dem Hinspiel gegen Bochum konnte Köln im Rückspiel zumindest schon einmal nicht bestätigten.

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Nach der Winterpause geht’s drum

Doch die ersten Spiele der Hinrunde und die ersten Spiele der Rückrunde werden wohl kaum zu vergleichen sein. Armin Veh sagte unlängst: “Ich sehe jetzt einen anderen FC.” Ein anderer FC, der die Schatten der letzten Saison abgelegt hat. Die gleichen Spieler der Vorsaison, die inzwischen aber nicht mehr an ihre vielen Fehler, an die schlechte Form der Abstiegssaison, an die vielen Niederlagen und die erfolglosen Monate denken. Die anderen, neuen Spieler, die sich integriert haben. Die gesamte Mannschaft, von der Veh erwartet, dass sie in der Rückrunde besser und souveräner, weil eingespielter, auftreten wird.

“Ich weiß nicht, ob es ein anderer FC ist”, sagte FC-Coach Anfang dazu, wusste aber, was sein Sportchef meinte. “Wir brauchten Zeit, hatten zwar am Anfang schon Erfolgserlebnisse, aber noch nicht die Sicherheit. Wir wissen, wo wir am Ende der Saison stehen wollen, aber zu diesem Weg dorthin gehören auch mal Tiefs. Aus denen sind wir rausgekommen, und aus diesem Tal rauszukommen, hat uns stärker gemacht.” Nicht unverwundbar, wie das Spiel gegen Bochum gezeigt hat. Grobe Schnitzer wie gegen den VfL darf sich Köln nicht mehr häufig erlauben. Doch weil die Fehlerquote in den vergangenen Wochen deutlich zurückgegangen war, zeigte sich Anfang schon unmittelbar nach der Pleite gegen Bochum optimistisch, dass die Vorbereitung im Januar dazu führen wird, zu der Stabilität und Überlegenheit zurückzufinden, die fünf Siege in Folge eingebracht hatte.

“Nach der Winterpause geht’s drum”, sagte Veh zuletzt. “Dann geht es in die entscheidende Phase, dann wird es auch eine Nervensache. Das wird es noch einmal eine andere Situation werden.” Der Sportchef weiß: Bislang galt es aus Kölner Sicht, sich lediglich eine gute Ausgangsposition im Aufstiegskampf zu verschaffen und sich an die Favoritenrolle zu gewöhnen. Im nächsten Jahr, in den restlichen 16 Partien, wird der FC ein gejagtes Team sein. “Ob wir es dann schaffen, die Nerven im Zaum zu halten, wird entscheidend sein”, sagte Veh. Reine Nervensache also – was auch bedeutet: Eigentlich kann sich der FC nur selbst schlagen. So wie gegen Bochum.

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