Markus Anfang an der Seitenlinie. (Foto: Mika Volkmann)

Das Trainer-Interview: “Für mich hat sich nichts verändert”

[nextpage title=”Anfang über Veh und die Rückschläge”]

Markus Anfang steht unter Druck. Der Trainer des 1. FC Köln muss mit seiner Mannschaft liefern. Noch spürt er die Rückendeckung des Vereins, wie er im Interview mit dem GEISSBLOG.KOELN sagt. Doch Armin Veh hat sich klar positioniert. 

Das Interview führte Marc L. Merten

GBK: Herr Anfang, nach den letzten Spielen hat man das Gefühl, die Stimmung beim 1. FC Köln droht zu kippen. Wie empfinden Sie die Situation?

MARKUS ANFANG:Das sehe ich anders. Natürlich machen Niederlagen nicht glücklich. Die Spieler ärgern sich. Wir alle ärgern uns. Und das Umfeld ist so, wie ich es kenne: In Köln herrscht für den FC eine große Begeisterung und damit verbunden ist eine hohe Erwartungshaltung. Damit müssen wir umgehen.

Wie bewerten Sie Ihre eigene Situation als Trainer?

Damit befasse ich mich nicht. Es geht nicht um mich, sondern auf die Aufgabe, den FC zurück in die Bundesliga zu führen. Köln ist eine Stadt, in der es zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt schnell hin und her geht. Als Kölner kenne ich das gut. So ist es halt.

Armin Veh hat am Samstag zum zweiten Mal nach dem 0:1 in Hamburg Luft geholt und deutliche Worte gefunden. Wie bewerten Sie diese Aussagen?

Armin wollte noch einmal dafür sensibilisieren, dass wir aufpassen müssen. Er hat bei allen die Sinne geschärft.

„Bei allen“ heißt auch: beim Trainerteam.

Meine Aufgabe als Trainer hat sich dadurch aber nicht verändert. Ich muss seit dem ersten Tag als Trainer des 1. FC Köln Lösungen für meine Mannschaft und gegen andere Mannschaften finden. Wir mussten vorher Spiele gewinnen. Und jetzt? Müssen wir Spiele gewinnen.

Aber muss sich eventuell der Weg ändern, wie der FC Spiele gewinnen kann?

Wenn wir 80 Minuten in Paderborn das Spiel kontrollieren und 2:0 führen, war nicht alles schlecht. Natürlich war das und auch andere Ergebnisse schlecht, aber wir sind weit davon entfernt, jetzt in Aktionismus zu verfallen.

Warum schafft es Ihre Mannschaft denn nicht, über 90 Minuten konzentriert zu bleiben?

Menschen neigen dazu, unter Stress in alte Muster zu verfallen.

Alte Muster aus den letzten Jahren?

Wir haben vor der Saison gesagt: Wir müssen geduldig sein, weil die Mannschaft lange keine Erfolgserlebnisse hatte. Und obwohl wir zu Beginn Siege geholt haben, ist kein richtiger Lauf entstanden. Natürlich haben wir einige Punkte liegen gelassen. Aber wir haben vor dem Spiel in Paderborn die meiste Zeit auf einem direkten Aufstiegsplatz gestanden. Wenn wir das Nachholspiel gewinnen sollten, sind wir wieder voll auf Kurs.

[nextpage title=”Was kreiden Sie sich als Trainer selbst an?”]

Was kreiden Sie sich als Trainer selbst an?

Es gibt immer Dinge, die man im Rückblick anders machen kann. Armin Veh und ich tauschen uns jeden Tag aus, sprechen vor und nach den Spielen, was war gut, was war schlecht. Unabhängig davon ist es wichtig, dass man im Moment, wenn man am Spielfeldrand steht und reagieren muss, voller Überzeugung entscheidet und vorher alle Eventualitäten durchgegangen ist.

Spüren Sie noch die uneingeschränkte Rückendeckung im Klub?

Definitiv. Für mich hat sich nichts verändert. Ich tausche mich nach wie vor permanent mit Armin Veh aus. Ich rede mit meinem Trainerteam, mit der Mannschaft, mit dem Funktionsteam. Abläufe, Umgang und Inhalte haben sich für mich nicht verändert. Deswegen fühle ich auch keine Veränderung.

Fühlen Sie sich denn zumindest stärker unter Beobachtung?

Wir werden alle an den Ergebnissen gemessen. Das ist klar. Aber auch als wir Tabellenführer waren, war es gefühlt nicht genug. Als Trainer stehst Du immer im Fokus.

Am Samstag geht es zuhause gegen Sandhausen. Werden Sie Veränderungen vornehmen?

Weil wir gegen Paderborn in den letzten zwölf Minuten das Spiel verloren haben, werden wir jetzt nicht in Aktionismus verfallen. Das wäre nicht das richtige Zeichen. Wir haben mit unserer Art Fußball zu spielen, gegen St. Pauli gewonnen. Unsere Mannschaft hat aber nicht nur in diesem Spiel gezeigt, dass sie eine richtig gute Qualität hat, sondern auch in all den Spielen vor der Winterpause, die wir erfolgreich bestritten haben.

Erwarten Sie denn ein Signal der Mannschaft?

Ich erwarte, dass wir aus dem Spiel in Paderborn lernen. Natürlich. Das hat etwas mit Widerstandsfähigkeit zu tun. Egal, was für Widerstände kommen, müssen wir unser Spiel durchziehen.

Was für einen Gegner erwarten Sie?

Eine Mannschaft, die sehr kompakt und sehr stabil agieren wird. Ich erwarte, dass sie uns auch mal höher attackieren. Sandhausen hat viele groß gewachsene Spieler, ein gutes Kopfballspiel, sodass sie bei Standards gefährlich sind, weshalb wir in dieser Woche viele Standards trainieren. Wir müssen das Spiel von der ersten Minute annehmen wie das Spiel gegen St. Pauli.

Nach Sandhausen geht es in die Englische Woche nach Aue und Ingolstadt. Sind drei Siege in der jetzigen Situation für den FC Pflicht?

Ich will jedes Spiel gewinnen. Jeder Spieler will jedes Spiel gewinnen. Das ist unsere Erwartungshaltung. Trotzdem bleibe ich dabei: Die Liga ist schwer. St. Pauli verliert zuhause gegen Aue. Der HSV holt kurz vor Schluss in Heidenheim gerade noch einen Punkt. Es wird niemand durch diese Liga marschieren. Der Verein, der die Ruhe bewahrt und sich auf seine Stärken besinnt, wird am Ende souverän aufsteigen – wenn man in dieser Liga überhaupt von souverän sprechen kann.

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