Der 1. FC Köln hat zum zweiten Mal in der laufenden Rückrunde gewonnen. Doch gestärkt hat der Sieg gegen den SV Sandhausen Markus Anfang nicht in seiner Position als Trainer. Der Auftritt in Halbzeit eins wirkte auch nach dem 3:1 (0:1) noch wie ein Betäubungsmittel. Echte Freude über einen FC-Sieg wollte einmal mehr in dieser Saison nicht aufkommen.
Ein Kommentar von Marc L. Merten
Markus Anfang hat ein Problem. Der Trainer des 1. FC Köln kann in dieser Saison eigentlich nicht gewinnen. Zumindest nicht über die drei Punkte hinaus, die es für einen Erfolg gibt. Gewinnt seine Mannschaft, erfüllt sie gerade so die Erwartungen. Ein 4:1 gegen St. Pauli oder ein 3:1 gegen Sandhausen sind mehr oder weniger nur die Erfüllung der Pflichtaufgabe als haushoher Favorit der Liga. Echten Applaus bekommt der Coach dafür nicht. Da müsste schon ein 8:1 wie gegen Dresden herausspringen.
Markus Anfang hat aber noch ein zweites Problem. Wenn seine Mannschaft so siegt wie nun gegen Sandhausen, fehlt nicht nur echte Freude über den Erfolg. Der Sieg kommt gar als Bumerang zurück. Denn der Trainer musste nach dem 3:1 keine Fragen zu den drei Punkten beantworten, sondern zu dem Offenbarungseid seiner Spieler in Halbzeit eins. Die ersten 45 Minuten gehörten zu dem Schlechtesten, was der FC in dieser Saison bislang geboten hat. Die Spieler hielten sich reihenweise nicht an die taktischen Vorgaben. Einmal mehr verweigerte das Team die Abwehrarbeit in den ersten Minuten der Partie. Und wenn Anfang in Hälfte zwei nicht die individuelle Qualität von Marco Höger, Louis Schaub und Anthony Modeste hätte einwechseln können (womit er im Vergleich zum Spiel in Paderborn übrigens goldrichtig lag), die 90 Minuten gegen Sandhausen hätten wohl maximal zu einem Unentschieden gereicht – und den Trainer noch tiefer in die Kritik gebracht.
Veh darf diese Leistung nicht vergessen
Doch auch der Sieg konnte nicht übertünchen, dass die erste Hälfte das genaue Gegenteil dessen war, was die Spieler eigentlich als Antwort hatten geben wollen nach dem kollektiven Versagen in Paderborn. Am Ende retteten sich die Spieler nur selbst vor übermäßiger Kritik, indem sie dann doch irgendwie die Punkte einfuhren. Mehr aber auch nicht. Stattdessen ließen sie Anfang lange Zeit im Regen stehen, indem sie den spielerischen Ideen von der Trainerbank über weite Strecken der Partie nicht folgten. Erst als Sandhausen müde wurde, erst als die FC-Fans die eigenen Spieler mit Pfiffen daran erinnerten, dass sie für etwas anderes gekommen waren als für grottenschlechten Lustlos-Fußball, machten die FC-Profis doch noch, was man von ihnen in dieser Liga durchaus erwarten kann.
Das dürfte auch Sportchef Armin Veh wahrgenommen haben, der sich nach der Partie nicht äußern wollte. Man mag es den FC-Fans (und dem Klub) wünschen, dass sich Veh mit Blick auf die Kaderplanung in den kommenden Wochen an dieses Spiel erinnern und die richtigen Schlüsse daraus ziehen wird, auf welche Spieler der FC wirklich noch in Zukunft wird zählen können. Allerdings wird sich Veh weiterhin mit einer kurzfristigeren Frage befassen müssen. Passen dieser Kader und dieser Trainer noch zusammen? Am Kader wird Veh kurzfristig keine Veränderungen mehr vornehmen können. In der Rückrunde einer Saison, das gilt nicht nur für den FC, bleibt einem Manager immer nur noch eine Option, wenn ein Saisonziel in Gefahr gerät: Der Trainer ist dann bekanntlich das schwächste Glied in der Kette – obwohl gegen Sandhausen am schwächsten nur die Spieler waren.
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