[nextpage title=”Sturmkollegen sind auch Sturmkonkurrenten”]
Hat sich Anthony Modeste mit seinem Doppelpack gegen Sandhausen in die Nähe eines Startelf-Einsatzes geschossen? Markus Anfang hat die Qual der Wahl: 23-Tore-Mann Simon Terodde, 11-Tore-Mann und Aufsteiger der Saison Jhon Cordoba – oder eben Rückkehrer Modeste. Einer muss in den kommenden Wochen auf die Bank. Wer wird es am Mittwoch in Aue sein?
Köln – Jhon Cordoba, Anthony Modeste oder Simon Terodde – alleine schon das Aufzählen der Namen kann eine vermeintliche Tendenz aufzeigen. Die alphabetische Variante ist daher die ungefährlichste, obwohl auch in sie sicherlich etwas hineingelesen werden könnte.
Markus Anfang musste schon seit Ende November ständig auf die Frage antworten, was denn wäre, sollte Modeste spielberechtigt sein. Das Szenario, das sich aber wohl nur die größten Optimisten ausgedacht hatten, sah vor: Modeste wird in seinem ersten Spiel eingewechselt und trifft. Modeste wird in seinem zweiten Spiel vor heimischem Publikum eingewechselt und trifft doppelt zum Sieg. Dass es so kam, hatte man beim FC gehofft. Dass es so kam, bringt nun die Frage nach dem Luxusproblem mit sich.
Es geht nicht um Einzelschicksale
Bizarrerweise würde Modeste wohl am ehesten Simon Terodde Konkurrenz machen (mehr dazu hier). Der 23-Tore-Mann auf der Bank? Eigentlich unvorstellbar nach dessen bislang bärenstarker Saison. Doch weil Cordoba inzwischen zum Publikumsliebling avanciert, eine zumindest nicht unwahrscheinliche Variante, sollte Modeste weiter derart auftrumpfen. “Wir sind froh, dass wir eine solche Qualität haben”, sagte Markus Anfang am Montag auf der Pressekonferenz vor dem Nachholspiel beim FC Erzgebirge Aue. “Es geht nur darum, dass wir unsere Ziele erreichen. Da geht es nicht um Einzelschicksale.”
Anfang wurde mehrfach auf Modeste und Terodde angesprochen, wurde gefragt, ob Modeste fit für 90 Minuten sei, wie er mit Terodde umgehe, wie er das Thema generell moderiere, was seine Überlegungen in der Englischen Woche hinsichtlich der Belastung der Stürmer sei. Die Fragen implizierten alle den Kern des Themas: Wann könnte Modeste, der einstige 25-Tore-Stürmer aus der Bundesliga und plötzliche Hoffnungsträger im Aufstiegsrennen, erstmals seit seiner Rückkehr von Beginn an stürmen, und neben wem?
“Wir werden die Mannschaft bringen, die hundert Prozent gehen kann, mit der wir aber auch noch mal nachlegen können”, sagte Anfang am Montag und deutete an, dass Modeste erneut von der Bank kommen könnte. Denn: “Mit dem Nachlegen hat das gegen Sandhausen ja gut funktioniert.” Doch dass Modeste ungeduldiger geworden ist, dürfte dem FC-Trainer auch nicht entgangen sein. “Ich wäre gerne schon früher gekommen”, hatte der Franzose am Samstag nach seinem Doppelpack gegen Sandhausen verraten. Modeste ist heiß, Modeste will endlich vollends von der Leine gelassen werden. Auch, wenn das bedeuten würde, dass einer seiner Sturmkollegen auf die Bank müsste. Doch die Sturmkollegen sind eben auch Sturmkonkurrenten.
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Jeder ist gerne Teil einer erfolgreichen Mannschaft
Anfang versuchte es am Montag mit Diplomatie. “Ich kann mich sehr gut in meine Jungs hineinversetzen. Niemand sitzt gerne draußen, niemand sitzt gerne auf der Tribüne. Aber jeder ist gerne Teil einer erfolgreichen Mannschaft, die ihre Ziele erreicht. Wir können nur elf Leute aufstellen.” Dem großen Ganzen unterordnen, sich in den Dienst der Mannschaft stellen – es gibt viele Floskeln für diese Forderung des FC-Coaches, die allerdings wichtig sein werden, um in den kommenden Wochen alle drei Topstürmer bei Laune zu halten.
Dass Anfang auf die Entwicklung seiner beiden aktuellen Startelf-Stürmer verwies, war daher kein Zufall. Der 44-Jährige weiß, was er den beiden Angreifern zu verdanken hat – und was sie ihm. Cordoba durfte in den ersten beiden Partien der Saison von Beginn an ran, hatte zu diesem Zeitpunkt aber noch kein Selbstvertrauen, um sich in Szene zu setzen. Terodde übernahm ab der ersten Pokal-Runde und knipste sich in die Herzen der Fans und an die Spitze der Torjägerliste. Nach der Umstellung auf ein 3-5-2 liefen fortan beide gemeinsam auf – der Erfolg war immens. Cordoba mit elf, Terodde mit 23 Toren – nur ein Treffer fehlt dem Kolumbianer, dann würde der 1. FC Köln die ersten beiden Plätze der Torjägerliste einnehmen.
Noch haben Terodde und Cordoba einen Vorsprung
Im November kam Modeste hinzu, erst nur im Training, seit Februar auch mit Spielgenehmigung. Auch den Franzosen gilt es noch, weiter aufzubauen. Körperlich ist der 30-Jährige noch nicht bei 100 Prozent. Doch ins Rollen gekommen ist er bereits. “Die Jungs haben sich dahin entwickelt. Tony hatte auch eine schwere Zeit. Wir brauchen alle drei auf einem Toplevel”, sagte Anfang und verpasste es nicht herauszustellen, dass die Form seiner drei Angreifer auch der Verdienst des Trainerteams ist. “Wenn du die Möglichkeit hast, mit dieser Qualität nachzulegen, die wir uns aufgebaut haben, ist das sehr wertvoll.”
Nun muss dieses Trainerteam von Spieltag zu Spieltag die beste Entscheidung für die Mannschaft treffen. In Aue dürfte es erneut auf Terodde und Cordoba hinauslaufen. Auch, weil Modeste wohl noch nicht über 90 Minuten das nötige Tempo würde gehen können. “Bei denen, die die volle Distanz drin haben, müssen wir besprechen, wie wir die Belastung verteilen”, sagte Anfang und kündigte an, mit seinem Trio zu sprechen, wie man Aue am Mittwoch und Ingolstadt am Sonntag bestreiten wolle. Gut möglich also, dass Modeste am Sonntag beginnen wird – in Aue aber wohl noch nicht. Denn: “Wir dürfen nicht das Risiko eingehen, jemanden zu bringen, der dann vier, fünf Tage Regeneration braucht.” Damit konnte nur der Franzose gemeint sein.
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