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Der 1. FC Köln ist wieder Tabellenführer der Zweiten Liga. Die Tabelle lügt nicht, der Platz an der Sonne ist immer auch verdient. Auch der 1:0-Sieg beim FC Erzgebirge Aue war irgendwie verdient. Dennoch bleibt die Leistung der Geissböcke über weite Strecken mal wieder ein Rätsel.
Aus Aue berichtet Marc L. Merten
Armin Veh brachte es auf den Punkt: “Das ist eines dieser dreckigen Spiele, die man mitnehmen muss”, sagte der Sportchef nach dem Sieg im Erzgebirgsstadion. Darüber hinaus aber ging die Betrachtung der 90 Minuten auf dem Acker von Aue – der Platz war in bemitleidenswertem Zustand – auseinander. Einig waren sich alle nur in einem Punkt: Der FC hätte das Spiel in der Schlussphase der ersten Halbzeit entscheiden müssen. Darüber hinaus leistete sich der Favorit eine Vorstellung im fußballerischen Graubereich des Erträglichen.
Das war gut
Gut waren aus Kölner Sicht in Aue das Ergebnis (1:0), die Gegentorbilanz (null) und Timo Horn (mehr dazu hier). Wie es dazu kam, war zumindest für das Fan-Auge hingegen schwer zu ertragen. Der Effzeh brauchte eine Viertelstunde, um sich gegen den FC Erzgebirge zu sortieren. Danach wartete Köln ab. Und wartete. Geduld mag in manchen Spielen gefragt sein, und tatsächlich bewies der FC diese. Das sah nicht schön aus, war aber erfolgreich. Aue spielte sich zwischen den Abwehrspielern und dem Torhüter den Ball hin und her, kam in den ersten 45 Minuten auf 56 Prozent Ballbesitz. Doch nach den ersten Großchancen in der Anfangsphase ließ Köln nicht mehr viel zu.
Im Gegensatz zu vielen anderen Spielen attackierte der Effzeh den Gegner nicht so hoch, wodurch lange Bälle hinter die Kölner Abwehr praktisch nicht vorkamen. Das reduzierte Angriffspressing (bis zur Führung) brachte dem FC die Kontrolle über den Gegner, allerdings unter der Prämisse, dass Aue den Ball hatte, nur damit nichts anzufangen wusste. Erst das 1:0 änderte diese Verhältnisse, das Stochertor von Marco Höger brachte die Balance der Auer ins Wanken. Hektisch verloren die Gastgeber die Bälle nun früher, und jetzt verstand es der FC auch, ins Angriffspressing zu kommen. Was dabei herauskommen kann, sah man in den folgenden zehn Minuten bis zur Pause, in denen die Geissböcke drei weitere Tore hätten schießen können, es nur nicht taten.
Es war die beste (und einzig gute) Phase in der Kölner Offensive, in der die Geissböcke die Bälle an der Mittellinie gewannen, schnell den Weg in die Tiefe suchten und so immer wieder vor allem Simon Terodde suchten. Weil Letzterer aber aktuell nicht mehr trifft, musste Timo Horn in Hälfte zwei noch einmal gegen Jan Hochscheidt retten. Dann war es geschafft. Der FC gewann ein unschönes Fußballspiel, und das dürfte in der Endabrechnung die einzig relevante Erkenntnis dieser 90 Minuten in Aue bleiben. “Die Tabellenführung ist ganz wichtig, weil wir eine Phase hatten, in der wir keine Ergebnisse erzielt haben. Jetzt haben wir zwei Siege geholt, in denen nur das Ergebnis zählte”, bestätigte Veh. “Diese Punkte brauchten wir, um unseren Weg weiter zu gehen. Sonst interessiert der Weg irgendwann niemanden mehr, wenn die Punkte ausbleiben.“
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Das war schlecht
Dass der Effzeh am Mittwoch die Tabellenführung übernehmen konnte, war auch dem Stolpern der Konkurrenz in den letzten Wochen geschuldet. Noch immer hat Köln erst neun Punkte in sechs Rückrundenspielen geholt. Dass die Geissböcke weiterhin an fast allem zu knabbern haben, war in den 90 Minuten in Aue deutlich zu erkennen. Nicht nur, weil die Spieler einmal mehr die Anfangsphase komplett verschliefen und offenbar ein Lerneffekt aus den frühen Gegentreffen gegen Bochum, Berlin und Sandhausen gänzlich ausgeblieben ist.
Eine bedenkliche Erkenntnis, die allerdings nicht die einzige blieb am Mittwochabend. In der ersten Halbzeit war Aue auf bemerkenswert viel Ballbesitz gekommen, ohne damit etwas anfangen zu können. Nach der Pause drehte sich das Bild etwas – doch das Ergebnis blieb dasselbe. Nur, dass diesmal der FC nichts mit dem Ballbesitz anfangen konnte. Von den einstudierten Abläufen, die Markus Anfang von seinen Spielern sehen will, gab es in Aue fast nichts zu bestaunen. Vom zweiten Tor waren die Kölner in Hälfte zwei ähnlich weit entfernt wie die Veilchen vom Ausgleich. Ein in jeder Hinsicht glücklicher Erfolg also, dessen Tor des Tages in seiner Entstehung Symbolcharakter hatte.
Schließlich überraschte FC-Coach Anfang noch mit einer Personalie, die beinahe zum Eigentor geworden wäre. Johannes Geis auf der Vier zwischen Rafael Czichos und Jorge Meré war von seiner Nominierung in dieser Rolle selbst derart überrascht, dass er in der Anfangsphase nicht ins Spiel fand, viele Fehler machte und seiner zentralen Aufgabe, dem Verteidigen, kaum nachkam. Warum Anfang nicht den deutlich zweikampfstärkeren Marco Höger in diese Rolle beorderte und den eher als Feingeist denn als Defensivspezialisten bekannten Geis auf die Sechs stellte, blieb offen. Zumal Höger gegen Sandhausen in dieser Rolle überzeugt hatte, man Geis dagegen noch immer die fehlende Spielpraxis anmerkt. Ein Risiko, das weder den Spielern half noch dem FC-Spiel. Denn weder Geis noch Höger konnten sich aus dem Spiel heraus positiv an den Kölner Offensivbemühungen beteiligen.
So geht es weiter
Armin Veh betonte nach der Partie einmal mehr, dass solch knappe Spiele ein Merkmal dieser Saison bleiben könnten. “Wenn man unsere Tordifferenz (+28) und die des HSV (+5) vergleicht und wir nur einen Punkt auseinander sind, sieht man, dass sie öfter solche Spiele hatten und nur knapp gewonnen haben”, sagte der Sportchef. Ob die Geissböcke es schaffen, in den kommenden Spielen ihre Defensive im Griff zu haben, wird darüber entscheiden, ob die Tabellenführung bestehen bleiben kann.
Insofern war das 1:0 in Aue tatsächlich ein Erfolg, denn das Zu-Null-Spiel sollte Sicherheit geben. Allerdings hatte man auf einen solchen Effekt beim FC in dieser Saison schon häufiger gehofft. Nun bieten die nächsten Wochen dem FC aber eine große Chance, sich abzusetzen. In Ingolstadt, daheim gegen Biefefeld und in Duisburg stehen vor der Länderspielpause im März drei Partien gegen Mannschaften aus der unteren Tabellenhälfte an. Der FCI ist zwar unter Jens Keller wieder im Kommen, doch gerade daheim gegen die Arminia und beim Tabellenletzten MSV wird der FC als klarer Favorit in die Partie gehen. Nur muss es bis dahin spielerisch wieder besser laufen, andernfalls könnten noch mehrere Spiele wie in Aue auf die FC-Fans warten.
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