Am 3. März macht Armin Veh die Sprachnachricht indirekt öffentlich und bricht mit Präsident Spinner. Ein Affront des Geschäftsführers, der im Gemeinsamen Ausschuss ohne Folgen für Veh bleibt. Stattdessen muss Spinner gehen. Es ist der Anfang einer monatelangen Schlammschlacht um die Macht beim FC. (Foto: imago/Hoffmann)

Veh gegen Spinner: Droht dem FC das führungslose Chaos?

[nextpage title=”Wer hat das Sagen am Geißbockheim?”]

Der 1. FC Köln hätte am Rosenmontag eigentlich geschlossen Karneval feiern wollen. Doch von Geschlossenheit ist bei den Geissböcken zumindest auf Führungsebene keine Rede mehr. Der Bruch zwischen Armin Veh und Werner Spinner ist am Sonntag offen zutage getreten. Jetzt droht dem Effzeh ein Machtkampf, in dem es nur Verlierer geben könnte – vor allem den Klub selbst.

Köln – Rosenmontag ist traditionsgemäß der Höhepunkt des kölschen Karnevals. Beim 1. FC Köln könnte der Rosenmontag 2019 dagegen ein vereinspolitischer Tiefpunkt werden. Nach der wortgewaltigen Äußerung von Armin Veh (mehr dazu hier), wenn auch ohne den Namen des FC-Präsidenten zu nennen, dürfte die Rückkehr von Werner Spinner aus dessen Skiurlaub am Montag der Anfang eines politischen Machtkampfes werden.

Der Zeitpunkt verwundert. Drei Siege, neun Punkte, Tabellenführung, Rosenmontag vor der Tür. Am Sonntagnachmittag hätte beim FC trotz spielerischer Defizite der Mannschaft alles positiv sein können. Doch für Armin Veh war offenbar schon länger nicht mehr alles positiv. Er sah den Rückhalt durch den Präsidenten schwinden, vor allem aber glaubte er ihn hinterrücks Politik contra seine Person und pro Trainer Markus Anfang zu betreiben und störte sich überdies daran, dass immer häufiger Interna wie jene um die Causa Anthony Modeste an die Öffentlichkeit gedrungen waren. Ein Umstand, den er auch dem Präsidenten anlastete.

Die Fassade fällt wie nach dem Schein-Frieden 2017

So schien für Veh am Sonntag der richtige Moment gekommen zu sein, um in Richtung Spinner eine öffentliche Ansage zu machen. Aber mit welchem Ziel? Hat Veh die Lust am 1. FC Köln verloren, weil sich der Klub wieder wie in dunkelsten Zeiten hinter und vor verschlossenen Türen bekriegt? Oder will Veh den FC reinigen und nach seinen Vorstellungen aufstellen, um im Falle des Aufstiegs im Sommer in der Bundesliga voll angreifen zu können? In jedem Fall wollte der Sportchef die positiven Ergebnisse der letzten Woche nutzen, um in einem Moment sportlich wiedereingekehrter Ruhe die Augen der Betrachter auf ein anderes Thema zu lenken, das schon länger im Argen liegt. Und im Argen liegt beim 1. FC Köln auf Führungsebene eine ganze Menge.

Lange hatte der 1. FC Köln versucht, den Anhängern und der medialen Öffentlichkeit eine heile Welt am Geißbockheim vorzugaukeln. Vorstand, Geschäftsführung, Trainer, Mannschaft – “mer sin eins”, hieß es noch an der Saisoneröffnung. Jetzt aber ist diese Fassade gefallen, ähnlich wie nach dem Schein-Frieden im Sommer und Herbst 2017, als sich die Führungsetage über Monate die Realität so zurechtgebogen hatte, bis der Abstieg nicht mehr abzuwenden gewesen war. Jetzt liegt der FC zumindest sportlich auf Kurs, weshalb Veh wohl auch diesen Zeitpunkt gewählt haben dürfte, um die Gremien zu einem Bekenntnis zu bewegen, wie sich der Klub in Zukunft entwickeln – und wer darüber entscheiden soll. Dabei droht dem Klub jedoch ein Szenario, das an den Machtkampf um Volker Finke und Stale Solbakken aus dem Frühjahr 2012 erinnert. Nur, dass sich nicht Manager und Trainer unversöhnlich gegenüberstehen wie einst. Diesmal geht es um die Frage: Präsident oder Geschäftsführer Sport?

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Beim FC arbeitet jeder nur noch für sich

Am Sonntag ließen die Worte von Armin Veh hektisches Treiben folgen. Die Telefone liefen im Laufe des Nachmittags und Abends heiß. Werner Spinner rief aus dem Urlaub seine Vertrauensleute an, wollte sich aber öffentlich zunächst nicht äußern. Die Vizepräsidenten Toni Schumacher und Markus Ritterbach wurden kontaktiert und suchten selbst das Gespräch mit den weiteren FC-Gremien. Selbst Aufsichtsratschef Lionel Souque fühlte sich nach GBK-Informationen dazu genötigt nachzufragen, woher der Ausbruch des Sport-Geschäftsführers kam. Die Antworten dürften ihm nicht gefallen haben.

Denn beim 1. FC Köln arbeitet nur noch jeder für sich. Ein Präsidium, dessen Amtszeit im September ausläuft, dem als Dreigestirn keine Chancen mehr auf eine Wiederwahl eingeräumt werden und in dem die Vizepräsidenten längst ohne ihren Präsidenten um eine mögliche nächste Amtszeit kämpfen. Ein Präsident, der zuletzt kaum mehr zu sehen war, dessen Bereitschaft zu einer nächsten Amtszeit weiter offen ist, der in den letzten Monaten aber zumindest erkennen ließ, dass er potentielle Missstände offensiver ansprechen wollte als noch vor dem Abstieg. Ein Geschäftsführer Sport, der diesen Präsidenten nun aber offen herausfordert, da Spinner offensichtlich seine Kritik an Veh nicht direkt, sondern hinter dessen Rücken geäußert hatte, weshalb der Sportchef nun seine eigene Zukunft beim FC offen ließ, obwohl er eigentlich damit beginnen müsste die nächste Saison zu planen. Und überdies ein zweiter Geschäftsführer Alexander Wehrle, der sich in den letzten Monaten versucht hat von Spinner zu emanzipieren, in dieser Zeit vom Präsidenten aber unter anderem wegen der Causa Modeste und dem sich immer weiter hinziehenden Geißbockheim-Ausbau intern kritisiert wurde.

Hinzu kommt, dass einer der Konfliktherde zwischen Veh und Spinner die Personalie des Trainers ist. Der Sportchef steht weiter zu Markus Anfang, vor allem nach den drei Siegen zuletzt, ist in der Betrachtung der sportlichen (Weiter-)Entwicklung der Mannschaft allerdings deutlich kritischer geworden. Passte im Herbst noch kein Blatt zwischen Manager und Trainer, erwartet Veh inzwischen, dass auch bei Anfang eine Entwicklung zu sehen ist. Daher auch die klaren Worte nach der Niederlage in Paderborn, die jedoch bei Werner Spinner und auch Toni Schumacher nicht gut angekommen waren. Doch während Schumacher nach GBK-Informationen das persönliche Gespräch mit Veh suchte, kamen Spinners Worte nur über Dritte beim Sportchef an. Genau diesen Umstand prangerte Veh nun als Teil des “Vertrauensverlusts” an.

Fällt ein Stein, könnten weitere folgen

Dass Spinner und Schumacher sich überhaupt zu Vehs Worten in Richtung des Trainers äußerten und ihm verfehltes Krisenmanagement vorwarfen, gehört ebenfalls zu diesem “Problem”, das der Sport-Geschäftsführer in Ingolstadt thematisierte. Denn im Dezember 2017 war sich der FC-Vorstand in den Tagen der Trennung von Peter Stöger bereits mündlich mit dem damaligen Kieler Trainer Anfang einig geworden – und damit noch bevor Veh als Geschäftsführer installiert wurde. Dieser entschied sich anschließend zwar aktiv für Anfang, Veh hätte ihn ablehnen und sich für einen anderen Trainer entscheiden können. Doch hätte er damit gleich zu Beginn der Zusammenarbeit vom Präsidium verlangen müssen, gegenüber Anfang einen Wortbruch zu begehen. Und so gilt Anfang beim FC intern noch immer als Trainer des Vorstands, unter besonderem Schutz des Präsidiums, das ihn persönlich ausgewählt hatte und zu dem es ein enges Verhältnis pflegt.

Der Konflikt zwischen Veh und Spinner betrifft also nicht nur das Duo, sondern die gesamte Führungsriege vom Vorstand über die Geschäftsführung bis hin zum Trainerteam. Damit ist klar: Sollte ein Stein fallen, könnten weitere folgen. Egal auf welcher Seite. Bis möglicherweise kaum jemand mehr übrig ist, bis im September das nächste Präsidium gewählt werden soll. Droht der FC also führungslos in die für die Zukunft des Vereins so wichtigen kommenden Wochen zu taumeln? Am Aschermittwoch, so heißt es bekanntlich, ist alles vorbei. Die Frage lautet allerdings noch: Für wen?

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