Anthony Modeste am Freitagabend beim Spiel in Porz. (Foto: GBK)

“Ich habe gefragt: Ey Jungs, was ist denn hier los?”

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Anthony Modeste freut sich auf die Bundesliga. Der Stürmer des 1. FC Köln will die Geissböcke in der kommenden Saison zum Klassenerhalt schießen. Seine Rückkehr zum Effzeh hatte sich der 31-Jährige freilich anders vorgestellt. Vor allem die Stimmung in der Kabine kam für ihn überraschend, verriet er im Interview mit dem GEISSBLOG.KOELN.

Das Interview führte Marc L. Merten

GBK: Herr Modeste, Sie haben die zurückliegende Saison in drei Phasen erlebt. Aus der Ferne, als Rückkehrer ohne Spielgenehmigung und dann als FC-Spieler. Wie fällt Ihr Fazit aus?

ANTHONY MODESTE:„Ich habe das Gefühl, ich war nie weg. Mein Herz war immer hier. Deswegen hatte meine Frau auch immer das Gefühl, ich würde wiederkommen. Trotzdem war das Jahr für mich schwer, weil mein Vater gestorben ist. Ich wünsche niemanden, das zu erleben. Dazu habe ich acht Monate keinen Fußball gespielt, durfte meinen Job nicht ausüben. Das war sehr schwer. Am Ende war ich nur froh, wieder spielen zu dürfen.“

Als Sie dann zurück waren, wie war Ihr Eindruck vom FC?

Ich bin ehrlich: Es war eine komische Stimmung. Als ich das erste Mal in die Kabine gekommen bin, habe ich gefragt: ‚Ey Jungs, was ist denn hier los? Ihr seid Erster und die Stimmung ist so?’ Ich will nicht wissen, wie es gewesen wäre, wenn es so gelaufen wäre wie beim HSV. Man muss doch sein Leben genießen, vor allem, wenn man Erster ist und aufsteigt. Zum Glück ist diese schwere Saison zu Ende und alles ist gut ausgegangen.

Und wie geht es jetzt weiter?

Manche sagen zu mir: Nächste Saison wieder Europa League! Ich sage: Nein, keine Europa League. Wir müssen in der Bundesliga bleiben. Fertig. Wir dürfen nicht wieder absteigen. Ich habe keinen Bock, noch mal in der Zweiten Liga zu spielen. Wir dürfen nicht zu schnell nach vorne schauen. Wir müssen aus dem lernen, was passiert ist.

Ich bin kein eifersüchtiger Mensch

Sie selbst waren nicht zufrieden, wie für Sie persönlich die Rückrunde gelaufen ist. Was fehlt Ihnen noch?

Spielpraxis. Aber ich habe wenig Spielpraxis bekommen, durfte meistens nur auswärts ran, das war nicht einfach für mich. Um es klar zu sagen: Simon [Terodde] und Jhon [Cordoba] haben Tore ohne Ende geschossen. Sie haben zurecht gespielt, ich bin kein eifersüchtiger Mensch. Aber ich hätte mehr spielen können als manchmal nur fünf oder zehn Minuten. Ich habe auch nicht verstanden, warum ich auswärts deutlich mehr Spielzeit bekommen habe als daheim. Aber das ist jetzt vorbei. Ich muss daraus lernen und die Erfahrung mitnehmen.

Sie hatten in Ihrer ersten Zeit beim FC eine besondere Beziehung zu Peter Stöger. Jhon Cordoba hatte jetzt, wie es schien, eine besondere Beziehung zu Markus Anfang. Warum ist so etwas für Stürmer so wichtig?

Für Stürmer und für Torhüter. Weil das besondere Positionen im Fußball sind.

Inwiefern?

Ganz einfach. Wir Stürmer müssen Tore schießen, um Spiele zu gewinnen. Und Torhüter müssen Tore verhindern, um Spiele zu gewinnen. Dafür muss man ein bisschen verrückter sein als andere. Aber auch cool. (lacht)

In der nächsten Saison wird Achim Beierlorzer Trainer. Was war Ihr Eindruck von ihm im Spiel gegen Regensburg?

Seine Mannschaft war sehr aggressiv. Von der ersten bis 95. Minute waren die immer da. Das war schon krank – die haben nie aufgegeben, obwohl es für sie um nichts mehr ging.

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Ich will zwischen 15 und 20 Tore schießen

Manfred Schmid und André Pawlak bleiben als Co-Trainer. Wie war die Arbeit mit dem Duo in den letzten Wochen?

Manni kenne ich schon lange, er gibt den Spielern viel Vertrauen. André kannte ich nur ein bisschen aus der U21, aber man hat gesehen, wie die in der Rückrunde gespielt haben. Dass beide bleiben, macht mich persönlich froh. Wir alle hatten mit ihnen viel Spaß auf dem Platz, wir hatten eine geile Zeit.

Was ist Ihr persönliches Ziel für die neue Saison?

Ich will wieder der alte Tony werden.

Inklusive der alten Torquote?

Ich will zwischen 15 und 20 Tore schießen. Wenn es noch mehr werden, prima. In meiner ersten Saison beim FC habe ich 15 geschossen, dann 25. Irgendwas dazwischen soll es sein.

Welche Qualität hat eigentlich Jhon Cordoba, die Sie gerne hätten?

Er kann hundert Meter laufen und am Ende noch zwei Spieler ausspielen und das Tor schießen. Das kann ich nicht. (lacht)

Am liebsten möchte ich Stürmertrainer werden

Und Simon Terodde?

Simon und ich sind beide typische Strafraumstürmer. Als Stürmer muss man in der Box bleiben und da die Tore machen. Das können wir.

Ihr Vertrag geht noch bis 2023. Danach haben Sie aber einen Anschlussvertrag. In welcher Rolle?

Als ich zurückgekommen bin, wollte ich nicht nur für ein Jahr wieder nach Köln, sondern für eine lange Zeit. Ich fühle mich einfach unglaublich wohl und es ist schön zu wissen, zehn Jahre hier in Köln bleiben zu können. Deswegen habe ich mit Alexander Wehrle und Armin Veh gesprochen, dass ich nach meiner aktiven Zeit etwas zurückgeben will.

Wie genau?

Am liebsten möchte ich Stürmertrainer werden. Das fehlt in meinen Augen. Ich habe schon gesagt: Torhüter und Stürmer sind spezielle Positionen. Dafür brauchst du auch spezielle Trainer. Torwarttrainer gibt es, und sie haben früher immer auch im Tor gestanden. Ich finde, du brauchst auch Trainer, die wissen, was es bedeutet, Stürmer zu sein. Was es bedeutet, den Druck zu haben, die eine Chance, die man bekommt, zu verwerten. Und wenn man sie nicht verwertet, auf die nächste Chance zu warten. Aber auch, was es bedeutet, wenn man mal fünf Spiele nicht getroffen hat. Deswegen will ich mein Wissen als Stürmertrainer weitergeben, an die erste Mannschaft, aber auch an den Nachwuchs.

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