Marco Höger musste bereits aufgrund einer Gehirnerschütterung pausieren. (Foto: Imago images/Norbert Schmidt)

FC-Profis müssen zum Check-Up gegen Hirnverletzungen

Auf die Profis des 1. FC Köln kommt ab der neuen Saison eine weitere ärztliche Untersuchung zu. Aufgrund zahlreicher Kopfverletzungen müssen sich alle Spieler der ersten und zweiten Bundesliga nun vor der neuen Saison einer Baseline-Untersuchung unterziehen. Dies wurde von der medizinischen Kommission des Deutschen Fußball-Bundes beschlossen.

Köln – Ob Christoph Kramer im WM-Finale 2014 oder Leon Goretzka in der Europa League gegen Ajax Amsterdam. Auch im Fußball kommt es häufig zu leichten bis schweren Kopfverletzungen. Häufig werden die Folgen für die Spieler noch unterschätzt. Kramer zum Beispiel wurde gegen Argentinien zunächst wieder aufs Spielfeld geschickt, ehe klar wurde, dass es dem Nationalspieler völlig an Orientierung fehlt. Leon Goretzka erzielte nach einer Kopfverletzung sogar noch das 1:0 für Schalke gegen Amsterdam, ehe er kurz vor dem Zusammenbruch stehend mit einer Gehirnerschütterung ausgewechselt wurde. In der Vergangenheit traf es mit Simon Terodde und Marco Höger auch zwei Kölner Spieler, die mit einer Gehirnerschütterung passen mussten.

Baseline-Screening in Tauglichkeitsuntersuchung integriert

Mit der neu eingeführten Baseline-Untersuchung vor jeder Saison soll die Diagnose und die anschließende Behandlung von Gehirnerschütterungen nun noch genauer und sicherer werden. “Die von der DFL geforderte jährliche Tauglichkeitsprüfung wurde auf Anraten der medizinischen Kommission des DFB um diesen Test erweitert”, erklärte Frank Aehlig. Dabei wird der Scat-5-Test (Sport Concussion Assessment Tool) verwendet, auf dessen Grundlage das Kurzzeitgedächtnis überprüft wird. Dieses standardisiertes Instrument ermöglicht es der medizinischen Abteilung zu beurteilen, ob eine Hirnverletzung vorliegt. „Akute Kopfverletzungen sind eine Gefahr für die Sportler, dafür werden Klubs und Ärzte regelmäßig sensibilisiert. Mit der verbindlichen Einführung des Baseline-Screening professionalisieren wir den Umgang mit Kopfverletzungen im Fußball weiter und schaffen einen einheitlichen Standard für Bundesliga und 2. Liga“, erklärte der zuständige DFL-Direktor Andreas Nagel der Bildzeitung.

American Football als Vorbild

Im American Football ist man schon seit vielen Jahren für das Thema Kopfverletzungen sensibilisiert. Bereits 2009 führte man dort das sogenannte Concussion Protokoll ein. Dabei sind zwei Beobachter pro Spiel darauf fokussiert, Kopfverletzungen bei Spielern frühzeitig zu erkennen und ein entsprechendes Signal an Trainer und medizinische Abteilung zu senden, sollte die Wahrscheinlichkeit einer solcher Verletzung gegeben sein. Daraufhin kann eine medizinische Auszeit veranlasst werden, um den Spieler sofort behandeln zu können. Durch Koordinations-, Gleichgewichts- und Orientierungstests wird entschieden, ob er aufs Spielfeld zurückkehren kann. Zeigt der Spieler hingegen Auffälligkeiten, muss dieser den gleichen Test wie beim vorangegangenen Baseline-Screening absolvieren. Anschließend werden die Werte miteinander verglichen. Weichen diese voneinander ab, folgen weitere Untersuchungen in der Kabine. Der betroffene Spieler darf erst dann wieder am Spielbetrieb teilnehmen, wenn ein Arzt ihm dafür die Freigabe erteilt. Fällt der Test negativ aus, muss der Spieler erst weitere Rehabilitations-Schritte durchlaufen, ehe er wieder am Trainingsbetrieb teilnehmen darf.

Deutsche Sporthochschule forscht seit vielen Jahren

An der Deutschen Sporthochschule in Köln wird schon seit mehreren Jahren intensiv am Thema Kopfverletzung mit leichtem bis schwerem Schädel-Hirn-Trauma gearbeitet. Im Institut für Bewegungstherapie und bewegungsorientierte Prävention und Rehabilitation führen die Wissenschaftler bereits mit Aktiven verschiedenster Risiko-Sportarten für Kopfverletzung Baseline-Screenings durch. Dazu zählen Reaktions-, Konzentrations- und Gleichgewichtstests. Ziel ist insbesondere, nach einer solchen Verletzung den richtigen Zeitpunkt zum Wiedereinstieg in den Trainingsbetrieb zu finden, um spätere Folgeschäden zu vermeiden.

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