Achim Beierlorzer an der Seitenlinie. (Foto: Mika Volkmann)

Das Prinzip Beierlorzer: Ein Trainer für den gesamten FC

[nextpage title=”Das Prinzip Beierlorzer: Ein Trainer für den gesamten FC”]

Die Euphorie rund um den 1. FC Köln ist zurück. Sie mag noch keine überbordenden Ausmaße angenommen haben. Doch das zarte Pflänzchen, das bereits zum Saisonende zu sehen war, wächst heran. Besonders Achim Beierlorzer trägt dazu bei. Der neue Trainer der Geissböcke hat in seiner ersten Woche beim FC vieles richtig gemacht. Vor allem reißt er die Menschen mit. Dafür will er stehen.

Köln – Es war nur eine kleine Geste, doch sie sprach für sich: Am Donnerstagnachmittag, das zweite Training unter Achim Beierlorzer war beendet, mussten die beiden Jüngsten im Team, Darko Churlinov und Noah Katterbach, noch zwei kleine Tore vom Trainingsplatz an die Seite tragen. Der Rest der Mannschaft war schon in Richtung Kabine unterwegs. Und auch Churlinov hatte seine Aufgabe schnell erledigt und verschwand. Katterbach hingegen musste das am weitesten entfernte Tor zurück zum Zaun transportieren und brauchte dafür länger.

Neben dem 18-jährigen Katterbach selbst, Athletik-Coach Max Weuthen und Sportchef Armin Veh war nur noch Beierlorzer auf dem Platz geblieben. Als dieser bemerkte, dass Katterbach das Tor noch wegstellen musste und andernfalls alleine hätte zurück zur Kabine laufen müssen, rief der FC-Coach dem Talent zu: “Ich warte auf Dich!” Beierlorzer ging zu Katterbach, half ihm beim Verstauen des Tores am Gitter, wechselte ein paar Worte mit dem Youngster und ging gemeinsam mit ihm vom Trainingsplatz.

Eine kleine Geste nur, doch sie hat Symbolcharakter für den neuen Übungsleiter am Geißbockheim. Genauso wie die Tatsache, dass Katterbach tags drauf trotz Trainings am Morgen und Testspiels am Abend für die Feierlichkeiten rund um sein Abitur einen freien Tag bekam. “Das sind einmalige Erlebnisse”, sagte Beierlorzer später. “Die soll der Junge genießen.”

Der Trainer bringt Euphorie mit, die uns gefehlt hat

Es ist unüberhörbar und unübersehbar: Der Ton und der Umgang des Trainerteams mit der Mannschaft haben sich geändert. Am Ende der vergangenen Saison hatten die FC-Profis offen über eine Distanz geklagt zum ehemaligen Trainerteam um Markus Anfang. Für Beierlorzer soll es diese Distanz dagegen nicht geben. Im Gegenteil: Der 51-Jährige lebt seit Tag eins seiner Aufgabe beim FC vor, was er für selbstverständlich hält: einen engen Austausch zwischen Trainern und Spielern, ein positives, vertrauensvolles und offenes Verhältnis, um die gemeinsamen Ziele zu erreichen. “Der Trainer ist sehr sympathisch, sehr offen”, sagte Marco Höger am Donnerstag und ließ anschließend noch einmal indirekt tief blicken auf die vergangene Saison: “Der neue Trainer bringt auch Euphorie mit, die uns vielleicht in der letzten Saison gefehlt hat, die für uns aber wichtig ist, gerade jetzt als Aufsteiger, damit sie uns durch die Saison trägt.”

Immer wieder hatte der FC in der letzten Saison das unruhige Umfeld des Klubs und überhöhte Erwartungen für die schlechte Stimmung verantwortlich machen wollen. Inzwischen ist klar, dass diese Erklärung viel zu kurz gegriffen hat. Der Austausch des Trainerteams noch vor Saisonende, die spätere Verpflichtung Beierlorzers und die Bestätigung der kommunikativen André Pawlak und Manfred Schmid als dessen Assistenten sind klare Indizien, dass man am Geißbockheim nebst einem fachlich kompetenten Trainerteam vor allem menschlich wieder zu einem anderen Umgang finden will, um die internen Brandherde (wie zuletzt auch im Bereich der Physiotherapie bekannt geworden) genauso zu befrieden wie nach außen ein Zeichen für Optimismus, Nähe und Offenheit zu setzen.

[nextpage title=”Beierlorzer verändert Kommunikation – auch im Nachwuchs”]

Er wirkt wie ein Typ, der eine Mannschaft mitnehmen kann

Beierlorzer gelingt dies, und es gelingt ihm auf gänzlich natürliche Art und Weise. “Sein Präsenz, seine Ausstrahlung und sein Auftreten sind grundweg positiv”, beschrieb es Höger. “Das hat man schon gespürt, als er sich Ende letzter Saison vorgestellt hat und bei uns eigentlich ein bisschen die Euphorie verloren gegangen war. Da hat er sofort gezeigt, in welche Richtung es gehen soll und dass wir eine positive Grundstimmung reinbekommen sollen. Er wirkt wie ein Typ, der eine Mannschaft mitnehmen kann.” Das Prinzip Beierlorzer – es scheint bereits nach nur wenigen Tagen zu greifen.

“Es freut mich, dass es so wahrgenommen wird. Und es ist für mich ein Auftrag, mit der Mannschaft auch genauso zu arbeiten”, sagte Beierlorzer am Freitagabend nach dem 7:1-Testsieg in Frechen. “Ich will Begeisterung und Freude vorleben und an die Spieler weitergeben. Und wie ich das Team kennen gelernt habe, fällt das auf fruchtbaren Boden.” Man nimmt dem bodenständigen Gymnasial- und Fußballlehrer ab, wenn er davon spricht, dass er seine Rolle als Trainer wie eine “Berufung” empfindet. Weder sein Optimismus noch seine Euphorie für seinen Job wirken aufgesetzt. Vielmehr zeigte er in den ersten Tagen am Geißbockheim, dass sich Selbstbewusstsein und Bescheidenheit nicht ausschließen müssen.

Aufbruchstimmung eng mit Beierlorzer verknüpft

Der Applaus der Fans zum Trainingsauftakt freute Beierlorzer ebenso wie die gut gelaunten 4000 Zuschauer in Frechen. Vor allem aber versuchte er in den ersten Tagen immer wieder, die Kommunikation zu seinen Spielern in den Mittelpunkt zu stellen. “Wir haben eine sehr offene Mannschaft. Offenheit ist enorm wichtig. Wenn mir ein Spieler gegenüber stehen würde, der sagt: Ich weiß, wie Fußball geht, der Trainer muss mir nix erklären – dann wäre es schwierig. Aber solche Spieler haben wir nicht.” In den kommenden Tagen und Wochen wird es dem Trainerteam vornehmlich darum, einen guten Draht zueinander zu bekommen und eine Einheit zu formen, wie sie es in den vergangenen zwei Jahren nicht gegeben hat. “Im Kollektiv geht alles einfacher, als wenn nur die Summe der Einzelqualitäten zählen würde.”

Auch außerhalb seiner Mannschaft und über andere Abteilungen hinweg hat Beierlorzer bereits diesen Eindruck hinterlassen. Hatte es im vergangenen Jahr kaum einen Austausch zwischen der Profi- und der Nachwuchsabteilung gegeben, sorgte Beierlorzer an seinem ersten Tag am Geißbockheim bereits für eine Veränderung. Nach GBK-Informationen traf sich der neue Profi-Trainer am vergangenen Montag auch mit den Trainerteams der U17, U19 und U21, um sich vorzustellen und um einen regelmäßigen Austausch zwischen Profi- und Nachwuchsabteilungen vorzuschlagen. André Pawlak soll zwar die Schnittstelle zum Nachwuchs darstellen. Doch Beierlorzer will als nahbarer und kommunikativer Typ zeigen, dass seine Tür offen steht. Am Geißbockheim haben es die Mitarbeiter bereits ebenso vernommen wie die Spieler und die Fans. Es herrscht wieder Aufbruchstimmung beim FC – und sie ist eng mit dem Namen Beierlorzer verknüpft.

DAS KÖNNTE DICH AUCH INTERESSIEREN

DISKUTIER MIT!

Willkommen im Kommentarbereich des GEISSBLOG!
Hier kannst du über den 1. FC Köln diskutieren und dich mit anderen Usern austauschen. Bitte beachte dabei die Spielregeln in unserer Netiquette! Du findest sie hier und kannst sie jederzeit nachlesen. Viel Spaß!
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Kommentare
Inline-Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen