[nextpage title=”Talente brauchen Geduld”]
Noah Katterbach absolviert derzeit sein erstes Trainingslager mit den Profis des 1. FC Köln. Der Preisträger der Fritz-Walter-Medaille in Gold gilt als eines der hoffnungsvollsten Talente der Kölner. Trotzdem bleibt der 18-jährige Abiturient bodenständig.
Aus dem Trainingslager in Donaueschingen berichtet Sonja Eich
Für Noah Katterbach gibt es derzeit einige Gründe zur Freude: Erst kürzlich hat der 18-jährige sein Abitur mit einer Durchschnittsnote von 2,1 bestanden. “Ich bin mehr als zufrieden mit dem Ergebnis”, sagt der 18-jährige, der sich für die Leistungskurse Deutsch und Erdkunde entschieden hatte. Für die Abschlussfeier verpasste er sogar das erste Testspiel der Vorbereitung in Frechen.
Man braucht immer einen Plan B
Dass Katterbach die Schule beenden würde, stand für den Verteidiger außer Frage. “Man braucht immer einen Plan B, damit man einen zweiten Weg einschlagen kann. Fußball ist kein Sport, bei dem man sich sicher sein kann, immer gesund zu bleiben.” Der Verein unterstützt dabei die Schullaufbahn seiner jungen Talente und bietet auch abseits der Schule seine Hilfe an. Nach dem Unterricht können die jungen Spieler in der Geißbockakademie essen und lernen, bevor es weiter zum Training geht. Auch Achim Beierlorzer freut sich als ehemaliger Lehrer natürlich über das bestandene Abitur seines Spielers. “Das gefällt den Eltern sicherlich noch mehr”, lacht der Trainer. “Aber bei ihm hat alles Struktur. Er hat sein Abitur gut absolviert und jetzt kann er sich auf den Fußball konzentrieren.” Das hat Katterbach nun auch vor. Erstmal will sich der Youngster für ein Jahr komplett auf den Fußball fokussieren. “Ich will jetzt erstmal sacken lassen, dass ich mit der Schule fertig bin.” Später könnte sich der 18-jährige aber zum Beispiel vorstellen, Sport zu studieren. In der Zukunft will der Spieler aber auch in Zusammenarbeit mit seiner Berateragentur und der Hochschule Fresenius an einem Berufswahlverfahren teilnehmen. “Dort wird geschaut, welcher Job gut zu einem passen würde.”
Für die Talente ist Geduld gefragt
Für Katterbach, dessen fußballerisches Vorbild Marcelo von Real Madrid ist, ist es nun das erste Trainingslager mit den Profis beim FC. Schon im Winter hätte der Linksverteidiger mit nach Mallorca reisen sollen, doch eine Verletzung im Testspiel gegen Groningen verhinderte damals die Teilnahme. “Verletzung können immer passieren. Man weiß nie, wann und wo es einen erwischt. Natürlich war es eine Enttäuschung nicht mitzufahren. Aber man muss das Beste daraus machen und nicht lange darauf herumkauen”, nahm Katterbach die Verletzung sportlich und fügt hinzu: “Man kann ja trotzdem immer irgendetwas verbessern, zum Beispiel die Oberkörperkraft.”
In Donaueschingen blieb der junge Spieler zum Glück gesund und darf sich nun auf höchstem Niveau präsentieren. In die Mannschaft scheinen die Talente auch bereits gut integriert zu sein. “Man geht natürlich respektvoll mit den älteren Spielern um, bekommt dann aber auch genauso den Respekt wieder zurück. Es macht Spaß, sich Tipps abzuholen oder sich etwas von erfahrenen Spielern wie Jonas Hector abzuschauen.” Auch der Austausch zwischen ihm und Trainer Achim Beierlorzer sei “klasse. Er kommt auf einen zu und spricht auch mit einem, wenn man gar nicht darum gebeten hat.” Zum Ende des Trainingslagers setzte sich das Trainerteam mit dem Talente-Trio Katterbach, Ismail Jakobs und Darko Churlinov zusammen, um über die gesammelten Eindrücke zu sprechen. “Wir haben ihnen gesagt, dass man in seiner Entwicklung Geduld und Vertrauen in den Verein haben muss”, erklärte Beierlorzer hinterher. Dabei hat der Trainer einen mehr als positiven Eindruck des Eifelers. “Er ist ein ganz engagierter und offener Junge, der hier alles mit aufsaugt. Er verhält sich sehr bodenständig. Die Fähigkeiten sind definitiv da. Jetzt muss er sich Schritt für Schritt vernünftig entwickeln. Am Ende liegt es immer beim Spieler selbst.”
Dass Spieler wie unter anderem Kai Havartz von Bayer 04 Leverkusen, der mit 20 Jahren bereits 88 Bundesliga-Spiele absolviert hat, eher die Ausnahme sind, wird in der heutigen Bewertung immer gerne vergessen. Beim FC versucht man, seine Talente behutsam aufzubauen und an den Profi-Bereich heranzuführen. Katterbach selbst macht sich damit erstmal keinen Druck. Die geforderte Geduld bringt der Youngster nach eigener Aussage mit: “Ich könnte noch in der A-Jugend spielen. Ich habe also noch genug Zeit, an mir zu arbeiten und an das Profi-Business heranzukommen.”
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Hausaufgaben auf der Rückbank des VW-Bus
Dass es der Junioren-Nationalspieler überhaupt soweit geschafft hat, hat er insbesondere seiner Familie zu verdanken. Doch die wollte zunächst eigentlich überhaupt nicht, dass er beim 1. FC Köln anfängt Fußball zu spielen. Schließlich mussten seine Eltern ihn dann täglich knapp 75 Kilometer vom Eifelort Dreiborn zum Geißbockheim und wieder zurück fahren. “Sie haben mir ein Probetraining beim FC zum Geburtstag geschenkt. Aber nicht mit dem Hintergedanken, dass ich dann dort anfange zu spielen. Sie wollten einfach, dass ich einen netten Tag habe”, erinnert sich Katterbach. Der FC wollte den siebenjährigen damals aber unbedingt für seine U8 nach Köln holen. “Da haben meine Eltern erstmal nein gesagt. Dann habe ich auf der Rückfahrt natürlich gequengelt und geheult”, lacht Katterbach heute, hatte damit aber durchaus Erfolg. Am Ende sagten die Katterbachs doch zu. Für ihn machte der FC sogar eine Ausnahme und nahm einen Spieler mehr auf, denn eigentlich war der Platz in der Mannschaft nach der Absage bereits anderweitig besetzt worden. Für den großen Wunsch von Noah nahm seine Familie letztendlich einiges auf sich. Dafür ist der Spieler unheimlich dankbar: “Das war schon ein enormer Aufwand, der betrieben wurde. Auch meinen Brüdern bin ich dankbar, die viel einstecken mussten, weil mich meine Eltern jeden Tag gefahren haben. Aber ich hatte Glück, dass sie früh ausgezogen sind. Dann ging das einfacher”, lacht der 18-jährige heute. Für die langen Fahrten aus der Eifel schaffte sich die Familie damals sogar einen VW-Bus mit integriertem Tisch an, damit ich meine Hausaufgaben erledigen konnte. “Meine Eltern haben sehr viel investiert”, zeigt Katterbach große Dankbarkeit.
Eine Auszeichnung für die Vergangenheit, nicht für die Zukunft
Bislang haben sich all die Mühen jedoch ausgezahlt. Im letzten Jahr erhielt der Kölner die Fritz-Walter-Medaille in Gold als Auszeichnung für den besten Nachwuchsspieler seines Jahrganges. Trotzdem bleibt der Spieler bescheiden: “Ich besitze die Medaille zwar, aber es ist eine Auszeichnung für die Vergangenheit und nicht für die Zukunft. Deswegen muss ich sehen, dass ich dieses Niveau halten kann und weiter an mir arbeite.” Dass er allerdings als eines der größten Talente beim 1. FC Köln wahrgenommen wird, ist dem Linksfuß durchaus bewusst. “Das bringt mir aber nichts, letztlich muss ich auch etwas daraus machen. Man muss zeigen, dass man nicht nur Talent hat, sondern auch den Willen sich durchzusetzen.”
Schon in der vergangenen Saison hatte es Katterbach fünf Mal in den Kader des FC geschafft. Zu einem Einsatz kam der Linksverteidiger zwar nicht, dennoch bleiben die ersten Momente auf dem Rasen des RheinEnergieStadion für ihn unvergessen: “Das war ein atemberaubendes Erlebnis vor 50.000 Leuten auf dem Platz zu stehen und sich warm zu machen. Das war ein besonderer Moment für mich und das spornt einen noch mehr an.”
Vertrag läuft noch bis 2020
Der Vertrag des Youngsters läuft in Köln noch bis zum nächsten Sommer. Einer baldigen Vertragsverlängerung dürfte allerdings nichts im Wege stehen: “Der Verein wird Noah einen Weg aufzeigen, der vernünftig ist und seine Leistungen würdigt. Ich bin völlig überzeugt, dass wir da eine gute Lösung finden”, sagt Beierlorzer. Und auch Katterbach selbst möchte bei seinem Herzensverein den Sprung zum Profi-Fußballer schaffen: “Ich bin seit der U8 da. Ich habe eine große Verbindung zu dem Verein. Mein Traum ist es, beim FC Profi zu werden und mich fest zu spielen. Das will ich schon seit meiner Kindheit.”
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