Boris Schommers war 13 Bundesliga-Spiele Cheftrainer des FCN. (Foto: imago images / Zink)

“Einer wie Darko gibt dem ganzen Nachwuchs einen Schub”

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Boris Schommers ist aktuell auf Jobsuche. Der ehemalige Nachwuchstrainer des 1. FC Köln und Profi-Trainer des 1. FC Nürnberg weilt wieder in Köln. Mit dem jüngsten FC-Talent, das es zu den Profis geschafft hat, verbindet Schommers eine gemeinsame Vergangenheit. Darko Churlinov machte unter Schommers seine ersten Schritte beim FC. Der GEISSBLOG.KOELN traf den 40-Jährigen zum Gespräch.

Das Interview führte Marc L. Merten

GBK: Herr Schommers, Sie sind aktuell nicht in Amt und Würden. Wie steht es um ihre berufliche Situation?

BORIS SCHOMMERS: „Ich bin aktuell wieder im Rheinland bei meiner Familie. Durch die Zeit in Nürnberg hatte ich nicht viele Möglichkeiten, intensiv Zeit zuhause zu verbringen. Das hole ich jetzt auf. Ich tanke Kraft und schaue, was in den nächsten Monaten passiert.

Rückblickend, warum ging es in Nürnberg für Sie nicht mehr weiter?

Nürnberg hatte einen neuen Sportvorstand geholt, und Robert Palikuca entschied, dass er auch auf der Position des Trainers einen Wechsel vollziehen wollte. Grundsätzlich wurde unsere Arbeit als Trainerteam von der Vereinsführung geschätzt. Fakt ist aber, dass wir die nötigen Punkte nicht holen konnten, um die Klasse zu halten.

Hätten Sie denn in der Zweiten Liga bleiben wollen?

Auf jeden Fall hätte ich gerne weitergemacht und die gute Arbeit, die wir geleistet haben, fortgesetzt. Als wir die Mannschaft übernahmen, konnten wir trotz sehr schwieriger Situation vieles bewegen. Aber es fehlte sicherlich ein bisschen das Glück, das wir gebraucht hätten, um in der Liga zu bleiben. Und wenn der Verein dann einen Neuanfang wünscht, hat man das zu akzeptieren.

Mein primäres Ziel ist ein Engagement in der ersten oder zweiten Liga

Wie geht es mit Ihnen jetzt weiter?

Ich verfolge die Bundesliga und Zweite Liga sehr intensiv. Ich habe in der vergangenen Saison die 13 Spiele als Cheftrainer eines Bundesligisten an der Seitenlinie gestanden und möchte die Zeit jetzt nutzen um mich weiterzubilden. Ich tausche mich mit anderen Trainern aus und mache mir ein Bild darüber, wie in der Bundesliga und international gearbeitet wird. Das ist sehr interessant. Auch Hospitationen sind da sehr hilfreich, um zu sehen, wie andere Trainer und Vereine ihre Abläufe gestalten. Als Trainer lernt man ja nie aus.

Ist es für Sie denkbar, auch wieder als Jugendtrainer zu arbeiten? Stefan Ruthenbeck ist ja bekanntlich beim FC aus dem Licht der Öffentlichkeit herausgetreten und zurück in den Nachwuchs gegangen. Für Sie auch denkbar?

Grundsätzlich sind beide Wege für mich vorstellbar. Ich habe aber nun schon zwölf Jahre im Nachwuchs gearbeitet. Deshalb ist mein primäres Ziel – auch, weil es mir so von mehreren Seiten widergespiegelt wird – ein Engagement in der ersten oder zweiten Liga.

Neun von 18 Bundesliga-Trainern in dieser Saison haben noch nie zuvor in der Bundesliga gearbeitet. Was sagt das über den Wandel im Trainerbereich aus?

Man sieht, dass es erfolgreich sein kann, Trainer mit zwar etwas weniger Erfahrung im Profi-Bereich, dafür einer schon längeren Karriere im Nachwuchs eine Chance zu geben. Vorreiter war sicherlich Julian Nagelsmann. Wenn man ihn oder Florian Kohfeldt sieht, erkennt man, dass viele dieser jungen Trainer sehr komplex arbeiten, denken und sich durch eine große Empathie auszeichnen. Wenn dann ein Verein darauf setzt, nicht nur Spieler, sondern auch Trainer auszubilden, dann macht dieses Bild, das wir gerade sehen, durchaus Sinn.

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Es ist schade, dass von diesen Jungs keiner mehr da ist

Blicken wir mal auf den FC: Darko Churlinov hat Sie im Interview mit dem GEISSBLOG.KOELN in den höchsten Tönen gelobt. Nun hat er sein Bundesliga-Debüt gegeben.

Es freut mich riesig für den Jungen. Wenn ein Spieler sich dann noch an seinen Nachwuchstrainer erinnert, ist das für mich die Bestätigung, dass mein Weg der richtige war. Wir investieren als U-Trainer so viel in die jungen Spieler, da ist jedes Spiel, das sie später im Profibereich machen, ein Erfolg.

Was macht Darko Churlinov aus?

Darko kam damals als riesiges Talent nach Köln. Da musst du als Trainer erstmal auch ihm im soziokulturellen Umfeld helfen und unterstützen. Ich habe sehr schnell gemerkt, dass er einen unbändigen Willen hat, aber auch einen eigenen Kopf. Was auch gut so ist. Er hat individuelle Qualitäten, die du nicht verhindern darfst. Gleichzeitig war es wichtig ihm beizubringen, dass Fußball in beide Richtungen auf dem Platz funktioniert und du nur individuellen Erfolg haben kannst, wenn du mit der Mannschaft Erfolg hast. Es hilft nichts, wenn du elf super Fußballer hast, sie aber nicht zusammen spielen. Darko war immer sehr zielstrebig. Er wusste eines schon immer: dass er Profi werden wollte. Und dafür hat er unglaublich hart gearbeitet.

In der letzten Saison ist er mit der U19 noch knapp an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft gescheitert. Die U17 hat den Titel geholt – so, wie mit Ihnen als Trainer 2011. Haben Sie den Titel, obwohl nicht mehr beim FC, besonders wahrgenommen?

Natürlich war das etwas Besonderes. Acht Jahre, nachdem wir den Titel in Bremen geholt haben, kamen natürlich die Bilder von damals wieder hoch, mit der überdimensionalen Hitze, keiner konnte mehr richtig laufen, und dann knallte Lukas Scepanik das Ding aus 40 Metern rein. Das war ein nationaler Titel, den nimmt dir keiner mehr und der holt dich immer wieder ein. Deswegen freut es mich jetzt riesig für den Verein, dass es wieder gelungen ist. Das dokumentiert die gute Nachwuchsarbeit und ich würde mir wünschen, dass im nächsten Schritt die Durchlässigkeit nach oben wieder gegeben ist.

Sie sprechen die Durchlässigkeit an. Sehen Sie das als Problem beim FC?

Es ist grundsätzlich ein Problem, wenn ein Klub die Durchlässigkeit nicht erkennen lässt, denn dann verlassen Jugendspieler einen Klub und versuchen es woanders. Warum das beim FC, von außen betrachtet, in den letzten Jahren nicht so geklappt hat, wäre vermessen zu beurteilen. Man sieht aber bei anderen Vereinen, dass es klappen kann. Deswegen ist es schade, dass es in den letzten Jahren beim FC nicht mehr so geklappt hat, die eigenen Talente im eigenen Klub zu Profis zu formen, die dann auch eine gute Rolle spielen. Nehmen wir die Generation der 2011er-Meister: Mitchell Weiser, Fabian Schnellhardt, Yannick Gerhardt – es ist schade, dass von diesen Jungs keiner mehr da ist. Aber wenn ich sehe, wie gut die U19 und U17 aktuell abschneiden, dann bin ich mir sicher, dass gute Spieler nachkommen. Da wünsche ich mir, dass die es dann auch nach oben in den Profikader schaffen. So wie jetzt Darko. Er kann Vorbild und Motivation für andere junge Spieler beim FC sein. Wenn Spieler aus dem eigenen Nachwuchs es nach oben schaffen, gibt das dem ganzen Nachwuchs einen schönen Schub.

Gibt es für Sie in der Zukunft einen Weg zurück zum FC?

Der Weg zurück zum FC ist natürlich vorstellbar. Ich hatte eine lange und erfolgreiche Zeit beim FC. Es hat damals einfach nicht mehr gepasst. Das schließt aber nicht aus, dass es in der Zukunft einen gemeinsamen Weg geben kann.

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