Gerade hatte der 1. FC Köln aus der Not eine Tugend gemacht und gegen Hoffenheim mit einer Dreierkette weitgehend erfolgreich verteidigt, da brechen den Geissböcken zwei Innenverteidiger verletzt weg. Durch die vorübergehenden Ausfälle von Sebastiaan Bornauw und Jorge Meré könnte sich das Gedankenspiel der Dreier-Defensive vorerst wieder erledigt haben.
Köln – Es war einer der auffälligen Momente am Montag im ersten Training unter André Pawlak und Manfred Schmid. Als die Spieler zum Trainingsspiel zusammenkamen, verteilte Schmid die Leibchen und erklärte: “Ihr entscheidet über die Aufstellung. Einzige Vorgabe: Dreierkette!” Beide Teams mussten sodann mit drei Defensiven in der letzten Reihe spielen, also so, wie es Achim Beierlorzer in seinem letzten Spiel als FC-Coach vorgegeben hatte.
Parallelen zur letzten Saison liegen auf der Hand. Als Markus Anfang das erste Mal arg in die Bredouille geriet, riet ihm Sportchef Armin Veh zu einer Systemumstellung. Ab dem Spiel gegen Dynamo Dresden agierte der FC mit einer Dreierkette in einem 3-5-2. Erst in den letzten drei Saisonspielen unter Pawlak und Schmid kehrten die Geissböcke wieder zur Viererkette zurück. Doch dass Veh – genauso übrigens wie sein Vorgänger Jörg Schmadtke – ein Freund der Dreierkette war und ist, ist bekannt. So ließ sich offenbar auch Beierlorzer in seinem Endspiel davon überzeugen, es mit der Dreierkette zu versuchen.
Kein Personal für eine Dreierkette übrig
Beinahe hätte es auch zu einem Punktgewinn gereicht. Doch die Umstellung muss als Eingeständnis angesehen werden, dass der FC auch in dieser Saison auf der Rechtsverteidiger-Position große Probleme hat. Kingsley Ehizibue kam mit großen Versprechungen, schnellen Beinen und frechen Ideen, präsentierte sich bislang aber vor allem als defensiv undiszipliniert und individuell fehlerhaft in der Rückwärtsbewegung. Gegen Hoffenheim deutete er an, dass er auf der rechten Außenbahn in einem 3-5-2 seine Qualitäten deutlich besser einbringen könnte. Alleine die Verletzungen von Sebastiaan Bornauw und Jorge Meré haben die Dreierkette nun wieder unwahrscheinlicher gemacht. Zumindest in naher Zukunft.
Mit Rafael Czichos und Lasse Sobiech stehen aktuell nur zwei etatmäßige Innenverteidiger zur Verfügung. Marco Höger könnte zurückrücken, Jonas Hector hat die linke Position in einer Dreierkette ebenso bereits gespielt. Darüber hinaus werden dem künftigen FC-Coach, wer das auch immer sein wird, zunächst die Hände gebunden sein. Ehizibue in einer Dreierkette käme einem Sicherheitsrisiko gleich. Benno Schmitz und Matthias Bader konnten sich bislang nicht derart hervor tun, dass man ihnen diese Rolle in der Bundesliga uneingeschränkt zutrauen würde. Noah Katterbach ist noch verletzt, wäre aber ebenso wie Ismail Jakobs eher eine Option für die Position des Linksaußen.
Ein Blick in die Schweiz und in die Zukunft
Und so mag der eine oder andere Fan nun mit einem weinenden Auge nach Bern schauen. Dort spielt ein hoch gewachsener Innenverteidiger als Stammkraft und Leistungsträger bei den Young Boys. Frederik Sörensen hat seit seinem Wechsel im Sommer auf Leihbasis von Köln nach Bern alle Spiele in der Schweiz von Anfang an bestritten – auch international in der Europa League – und wurde nur einmal Gelb-Rot-gefährdet vorzeitig ausgewechselt. Seine Pflichtspiel-Bilanz mit dem Tabellenführer in der Schweiz: neun Siege, fünf Unentschieden, zwei Niederlagen. Trainer Gerardo Seoane setzt auf den Dänen, beim FC gab man ihn schon in der letzten Saison auf und jagte ihn schließlich vom Hof.
Inzwischen ist nicht nur Sörensen, sondern auch Sportchef Veh beim FC Geschichte. Und so muss sich der FC in den kommenden Wochen mit dem Personal behelfen, das zur Verfügung steht – allen Verletzungen zum Trotz. Wann Bornauw und Meré zurückkehren werden, ist offen. Sie haben “Muskelverletzungen” erlitten, wie der FC bekannt gab. Die Formulierung war in den letzten Monaten ein Zeichen für mindestens einen Faserriss und damit einem Ausfall von mindestens zwei bis drei Wochen. Gegen RB Leipzig werden beide Innenverteidiger damit wohl sicher ausfallen. Ob sie auch in den so wichtigen Duellen gegen Augsburg und Union Berlin fehlen werden, ist offen. Doch solange sie ausfallen, scheint sicher: Eine Dreierkette wird es beim FC ohne sie wohl nicht geben.
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