Markus Gisdol hat nicht viel Zeit. Der neue Trainer des 1. FC Köln muss mit wenigen Maßnahmen seine neue Mannschaft wieder auf Kurs bringen. Bei RB Leipzig am Wochenende werden die Geissböcke einen der schwersten Gegner der Bundesliga vor der Brust haben. Da müssen zwei Dinge funktionieren, auf denen nun zunächst der Fokus liegt: die Defensive und die Konter.
Köln – Ein neuer Trainer, eine neue Grundordnung: So ist es häufig, wenn ein Klub den Übungsleiter austauscht. Beim FC ist es in Sachen Grundordnung aber schwer, etwas Neues einzuführen. Unter Achim Beierlorzer begann der FC im 4-4-2, stellt später auf ein 4-2-3-1 um, spielte dann in der letzten Partie unter dem inzwischen entlassenen Coach im 3-4-1-2. Viererkette, Dreierkette, ein Stürmer, zwei Stürmer – es war fast alles dabei, was die Grundordnung angeht.
Die Grundordnung ist freilich immer nur ein Zahlenspiel, wichtig ist die Art und Weise, wie die elf Spieler auf dem Platz die einzelnen Räume besetzen. Wie sich dies unter Gisdol darstellen wird, wird erst die Praxis am Samstag ab 18.30 Uhr in Leipzig zeigen. Das Topspiel des zwölften Spieltags ist direkt ein Härtetest für Gisdol und seine Spieler. Wie viel kann der 50-Jährige wirklich schon in den ersten Tagen vermitteln, zumal die Nationalspieler erst am Donnerstag wieder auf dem Rasen stehen werden?
Kompakt stehen und schnell umschalten
“Der Trainer macht einen sehr guten ersten Eindruck. Er hat eine klare Idee, wie er spielen lassen möchte”, verriet Abwehrchef Rafael Czichos nach der Einheit am Mittwoch. “Es ist nicht viel Zeit bis Samstag, aber wir versuchen so viel wie möglich aufzunehmen, wie er spielen lassen will.” Wie dies aussehen kann, davon bekam man bereits einen ersten Eindruck. Nicht nur aufgrund des Ausfalls von Jorge Meré ist eine Dreierkette defensiv für Gisdol wohl kein Thema. Die Viererkette wird zurückkehren. Mit zwei Sechsern spielte der FC ohnehin bislang immer in dieser Saison. Davor könnten drei Offensivkräfte hinter einer Spitze agieren. Also wieder ein 4-2-3-1.
Allerdings möglicherweise nicht so hoch agierend, wie Beierlorzer dies zumeist sehen wollte. Gisdol habe auf dem Platz am Mittwoch betont, “dass wir kompakt stehen und schnell umschalten müssen”, verriet Czichos. Kurzum: defensiv kompakt agieren und nach Ballgewinnen schnell kontern. Dazu passte, dass Gisdol mit Kingsley Ehizibue und Ismail Jakobs jene beiden Außenbahnspieler offensiv und nicht defensiv ausprobierte, die auch schon gegen Hoffenheim auf den Flügeln für Druck gesorgt hatten. Im 4-2-3-1 würden sie nun auch noch eine Absicherung in der defensiven Viererkette bekommen und wären somit denkbare Tempo-Spieler über die Außenbahnen.
Modeste wieder fit und sichtlich motiviert
Auffällig war auch, dass Anthony Modeste in der vermeintlichen A-Elf nicht nur den einzigen Stürmer gab. Auffällig war, dass der Franzose überhaupt schon wieder auf dem Trainingsplatz stand und von einer vermeintlichen Verletzung nichts mehr zu sehen oder spüren war. Hatte es zu Wochenbeginn noch so geklungen, als könne Modeste zu den Ausfällen am Samstag zählen, hat der Stürmer offenbar eine (möglicherweise auch psychologische) Wunderheilung durch den Trainerwechsel erlebt. Von übrig gebliebenen Verstimmungen zwischen Gisdol und Modeste aus den gemeinsamen Hoffenheimer Zeiten war nichts zu sehen. Im Gegenteil: Modeste war derart motiviert, dass sich so mancher Kiebitz verwundert die Augen rieb.
Der viel zitierte “frische Wind” durch den Trainerwechsel hat also zumindest einige Spieler bereits erfasst, und nach einer mehr als anderthalbstündigen Einheit waren die ersten Inhalte der Gisdol’schen Spielidee vermittelt. Wie das Personal am Samstag dann tatsächlich aussehen wird, wird auch noch von den Rückkehrern aus den Nationalteams abhängen. Jonas Hector als Option hinten links, Ellyes Skhiri auf der Sechs, Louis Schaub auf der Zehn – die Optionen werden sich für Gisdol erst noch am Donnerstag und Freitag ergeben. Und dann wird der neue Coach auch erstmals einen Spieltagskader benennen müssen. Keine einfache Situation nach gerade einmal dann vier Trainingseinheiten. Doch wenn der FC eines nicht mehr hat, dann ist es Zeit.
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