Mit Spannung wurde die erste Aufstellung von Markus Gisdol als Trainer des 1. FC Köln erwartet. Mit Marco Höger und Anthony Modeste vertraute der 50-jährige auf erfahrende und ihm vertraute Spieler. Ein Quartett dürfte dagegen durchaus enttäuscht über die Nicht-Nominierung für die Startelf gewesen sein – zumindest vor dem Anpfiff.
Köln – “Das waren heute nicht die schönsten Erkenntnisse, aber hilfreiche für die Zukunft”, sagte FC-Geschäftsführer Horst Heldt nach der 1:4-Niederlage bei RB Leipzig. Welche Erkenntnisse und Lehren der neue Sportchef der Geißböcke aus der deutlichen Pleite beim Tabellenzweiten gezogen hat, wollte Heldt am Samstagabend nicht mehr verraten. Dem 49-Jährigen dürfte aber nicht entgangen sein, dass einige Spieler ihrer Form weit hinterher laufen. Derweil dürften sich einige Spieler gewundert haben, dass sie die Partie in Leipzig nur als Zuschauer verfolgen durften.
Frust bei Cordoba und Terodde
Mit Marco Höger und Anthony Modeste in der Startelf wusste Markus Gisdol in seinem ersten Spiel als Cheftrainer der Geißböcke durchaus zu überraschen. Der neue FC-Trainer entschied sich für die defensive Variante mit drei Sechsern vor der Viererkette, darunter Höger, und schenkte neben dem Ex-Schalker auch Modeste und damit zwei Spielern das Vertrauen, die Gisdol aus alten Schalker und Hoffenheimer Zeiten kannte. Dass Modeste das erste Mal seit dem 0:4 gegen Berlin in der Bundesliga als einzige Spitze von Beginn an auflief, hatte sich zwar unter der Woche bereits angedeutet. Die Nominierung dürfte aber insbesondere bei Simon Terodde und Jhon Cordoba für Enttäuschung gesorgt haben.
Cordoba hatte zuletzt gegen die TSG 1899 Hoffenheim sein erstes Bundesliga-Tor im Trikot des FC erzielt und wäre wohl nur allzu motiviert gewesen, gegen die Roten Bullen nachzulegen. Auch für das ausschließlich auf schnelle Konter ausgelegte Spiel der Kölner hätte der Kolumbianer am Samstag zu einer Waffe werden können. Das Spiel wäre dem schnellen und bulligen Angreifer wohl deutlich mehr entgegen gekommen als Anthony Modeste, der gegen die beiden Leipziger Innenverteidiger kaum ein Durchkommen fand und seine einzige Torchance kläglich vergab. Am Ende fand sich Cordoba über 90 Minuten auf der Bank wieder und wird sich in der kommenden Trainingswoche erst wieder in den Fokus spielen müssen. “Es war eine knappe Entscheidung. Am Ende habe ich mein Bauchgefühl entscheiden lassen”, erklärte Gisdol seine Entscheidung pro Modeste vor der Partie.
Damit entschied sich der neue FC-Trainer gleichzeitig auch gegen Simon Terodde und damit gegen den in dieser Saison bislang erfolgreichsten FC-Torschützen. Zwar gehört das schnelle Umschaltspiel auch nicht zu den Stärken Teroddes, in den letzten Wochen überzeugte der Angreifer allerdings mit enormem Einsatz und erzielte immerhin drei Treffer für den FC. Gegen Leipzig kam der 31-Jährige erst 20 Minuten vor dem Ende für Höger in die Partie und machte seinem Frust mit einem harten Foul gegen Upamecano kurz vor Ende Luft. Terodde sah dafür die Gelbe Karte und musste sich beherrschen, in der Folge nicht noch mit der Ampelkarte vom Platz zu fliegen.
Neue Chance für Ersatzspieler gegen Augsburg
Neben Simon Terodde und Jhon Cordoba mussten auch Spieler wie Dominick Drexler und Louis Schaub auf der Bank Platz nehmen – und dort bleiben. Während im Laufe des zweiten Durchgangs Florian Kainz und Marcel Risse in die Partie kamen, blieben die beiden Kreativspieler in Leipzig komplett außen vor. Insbesondere Schaub zeigte in den letzten Wochen eine aufsteigende Form. Nicht nur, dass der Österreicher gegen Hoffenheim das Tor von Cordoba vorbereitete, gleichzeitig sorgte Schaub immer mal wieder für den ein oder anderen überraschenden Moment und konnte sich auch durch ordentliche Standards auszeichnen. Zwar kam Schaub erst am Donnerstag von seiner Länderspielreise zurück und hatte so nur zwei Einheiten um Trainer Gisdol von sich zu überzeugen. Gleiches galt jedoch auch für Jonas Hector und Ellyes Skhiri, die jeweils in der Startelf standen.
So sahen Terodde, Cordoba, Schaub und Drexler nach dem Spiel in Leipzig zunächst wie die ersten Verlierer unter Trainer Gisdol aus. Die nächste Partie in einer Woche gegen den Abstiegskonkurrenten aus Augsburg dürfte jedoch eine deutlich andere werden als noch bei den offensivstarken Leipzigern. Ein Duell auf Augenhöhe mit einer anderen Ausrichtung und potentiell deutlich mehr Ballbesitz für den FC. “Die Spieler, die heute enttäuscht mit ihrer eigenen Leistung sind, müssen wir auf ein höheres Niveau heben”, sagte Sportchef Heldt nach dem Spiel. und machte damit deutlich, dass eine der Erkenntnisse gewesen sein dürfte, dass einige Akteure auch unter dem neuen Trainer beim FC weit hinter ihren Möglichkeiten bleiben. Somit könnten die mutmaßlich ersten Verlierer unter Gisdol, gerade weil sie nicht zum Einsatz gekommen waren, zu den heimlichen Gewinnern zählen.
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