Beim 1. FC Köln gab es eine Idealvorstellung: Man verpflichtet einen neuen Geschäftsführer Sport, der dann die Trainerfrage entscheidet. Nun aber gibt es augenscheinlich für die beiden am höchsten gehandelten Kandidaten in den FC-Gremien keine Mehrheit. Offenbar auch, weil der Klub die Trainerfrage von jener des Sportchefs abgekoppelt hat. Lizenzspieler-Leiter Frank Aehlig hatte diese Suche zuletzt unter einem Zeitdruck vorangetrieben, der dem FC nun auf die Füße fallen könnte.
Köln – Seit Freitagabend ist wohl klar: Horst Heldt wird nicht Geschäftsführer Sport des 1. FC Köln. Obwohl sein Umfeld und einige Strippenzieher im Hintergrund versucht hatten, den ehemaligen FC-Profi in die Pole Position für das Amt des Sportchefs zu hieven, scheint der 49-Jährige bei den Gremien der Geissböcke nicht mehrheitsfähig. Entsprechende Informationen der Kölnischen Rundschau und des kicker, die darüber zuerst berichteten, decken sich mit jenen des GEISSBLOG.KOELN.
Es war wohl der Gesamteindruck, der nicht passte: die Art und Weise, wie Heldts Unterstützer zuletzt versucht hatten den ehemaligen Manager von Hannover 96 medial zu pushen und den FC-Vorstand unter Druck zu setzen; aber auch dessen zurückliegendes Verhalten in Hannover. Im November 2017 hatte sich Heldt offen dazu bekannt, zum FC wechseln zu wollen. Der Deal platzte. Ein halbes Jahr später wollte Heldt dann unbedingt zum VfL Wolfsburg. Auch dies bestätigte er öffentlich. Doch auch dieser Deal platzte. So hatte sich Heldt in Hannover dauerhaft beschädigt und war schließlich gescheitert. Episoden, die dazu geführt haben dürften, dass sich so manches Gremienmitglied beim FC gefragt haben wird, ob die namhafteste Variante wirklich immer die beste ist. Schließlich ist man beim FC schon öfter mit der namhaftesten Variante auf die Nase gefallen.
Heldt ist raus – auch Stoffelshaus wegen Trainerfrage?
Entsprechend schien eine weniger namhafte Variante wahrscheinlicher und vielversprechender: Erik Stoffelshaus. Die Gespräche mit dem international erfahrenen Sportdirektor (FC Schalke 04, West Ottawa Soccer Club, Lokomotive Moskau) waren positiv verlaufen, der eloquente 48-Jährige schien ein Mann für frischen Wind am Geißbockheim zu sein. Doch offensichtlich wird die Personalie Stoffelshaus nun zunächst an der Trainerfrage scheitern. Denn der studierte Sportmanager (Abschluss an der Universität Madrid) hätte in dieser Frage entscheidend mitreden wollen, wie der kicker berichtet. Stattdessen gab es auch für Stoffelshaus erst einmal keine Mehrheit in den FC-Gremien. Die Suche geht vielmehr weiter. Es werden neue Gespräche mit weiteren Kandidaten geführt.
Dabei war die Trainerfrage ein vorhersehbarer Konflikt gewesen. Ein Konflikt, für den es eine Lösung gegeben hätte. Schon eine Woche vor der Entlassung von Achim Beierlorzer als Chefcoach der Geissböcke hatte sich die FC-Führung Zeit erkauft. Man entschied sich, mit Beierlorzer in das Spiel gegen Hoffenheim zu gehen, um im Hintergrund zunächst die Frage der sportlichen Führung zu klären. Zur Erinnerung: Bereits zwei Wochen zuvor hatte das Präsidium um Werner Wolf erfahren, dass Armin Veh am Saisonende aufhören würde. Dies dürfte aufgrund der Äußerungen des Ex-Sportchefs in den Monaten zuvor keine Überraschung mehr gewesen sein. In der Woche nach der Düsseldorf-Pleite und vor dem Hoffenheim-Spiel nutzte man also die Zeit, die Fronten zu klären und eine sofortige Lösung mit Veh herbeizuführen. Nachdem die FC-Bosse bereits gewusst hatten, dass der Klub perspektivisch einen neuen Sportchef brauchen würde, trat dieser Fall nun früher ein als gedacht. Entsprechende Vorbereitungen für die Suche nach einem neuen Geschäftsführer Sport hatte man aber schon eingeleitet.
Kölner Uneinigkeit bei den Interimstrainern
Als dann mit Beginn der anschließende Länderspielpause auch die Trainerfrage hinzu kam, schien trotzdem genügend Zeit, um erst die Suche nach einem Sportchef abzuschließen und dann über die Trainerfrage zu befinden. Schließlich hatte man in André Pawlak und Manfred Schmid ein Interims-Duo bei der Mannschaft, das bereits in der letzten Saison die Spieler vorübergehend angeleitet hatte. Doch offenbar gingen genau in dieser Frage intern die Meinungen beim FC auseinander. Während Präsident Werner Wolf im Interview mit dem Express erklärte, der FC habe “zwei Co-Trainer mit Cheftrainer-Fähigkeiten”, klang Interims-Sportchef Frank Aehlig davon weniger überzeugt. Man wolle schon für das Spiel des FC in Leipzig einen “externen Impuls” und unabhängig der Sportchef-Suche bis Montag einen neuen Trainer präsentieren.
Aehlig war nach dem Veh-Aus mit der Aufgabe betraut worden, die Trainerfrage zu lösen. Entsprechend hatte sich der 51-Jährige mit Geschäftsführer Alexander Wehrle zusammengetan und den straffen Zeitplan bis Montag festgelegt. Dieser fällt den Geissböcken nun offenbar auf die Füße. Denn offensichtlich schloss man sich beim FC damit die Türen zu einigen potentiellen Sport-Geschäftsführern. So mancher Kandidat, wie offenbar auch Stoffelshaus, will sich die Trainerfrage nicht von einer Interimslösung (Aehlig) vorsetzen lassen, um später dafür selbst verantwortlich sein zu müssen. Indem Aehlig also die Trainerfrage forcierte, könnte er sich damit selbst zunächst zum Sportchef auf Zeit befördert haben, sollten die FC-Bosse die Geschäftsführer-Suche neu aufrollen müssen.
Kommt der Trainer vor Leipzig, muss er sofort funktionieren
Aehlig wäre somit vorübergehend der neue starke Mann im sportlichen Bereich beim FC – mit der entsprechenden Verantwortung. Pal Dardai, Markus Weinzierl und Markus Gisdol werden aktuell gehandelt, Dardai soll Aehligs und Wehrles Wunschkandidat sein. Sollte der unverbrauchte Ungar tatsächlich zum FC kommen, hätte man wohl auf dem schwierigen Trainermarkt eine der interessantesten Lösungen gefunden. Weinzierl und Gisdol hingegen stünden wohl für die Verzweiflung der Geissböcke, überhaupt einen neuen Übungsleiter zu verpflichten, scheiterte der Eine doch zuletzt krachend als Feuerwehrmann in Stuttgart und wartet der Andere nun schon seit einem Jahr und zehn Monaten auf einen neuen Job.
Doch egal, welcher Trainer am Montag kommen sollte: Sollten Aehlig und Wehrle den neuen Übungsleiter tatsächlich noch vor dem Spiel bei RB Leipzig präsentieren, stünde das Duo zusammen mit dem Trainer sofort unter Druck und in der Verantwortung. Denn den Zeitdruck hatte man sich selbst auferlegt. Pawlak und Schmid hätten das schwierige Spiel bei den formstarken Leipzigern übernehmen können, ehe ein neuer Coach mit neuem Schwung die direkten Duelle gegen die Abstiegskonkurrenz aus Augsburg und Berlin hätte angehen können. So wird nun möglicherweise ein neuer Trainer mit einer ersatzgeschwächten FC-Elf in das Spiel bei RB Leipzig geschickt, ehe es gegen den FCA und Union schon ums Überleben in der Bundesliga geht. Kommt also wirklich schon vor Leipzig der neue Trainer, werden diese drei Spiele entscheiden, ob Aehlig und Wehrle richtig lagen. Andernfalls hätte sich der FC mehr Zeit nehmen können, um die Trainerfrage gemeinsam mit der Sportchef-Frage zu entscheiden.
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