U21-Trainer Mark Zimmermann. (Foto: GBK)

Zimmermann im Interview: Das Erfolgsrezept der U21

[nextpage title=”Darum ist die U21 zur Zeit so erfolgreich”]

Für die U21 des 1. FC Köln läuft es in dieser Saison rund. Mit einem glatten zwei-Punkte-Schnitt liegt die Elf von Trainer Mark Zimmermann auf einem starken fünften Platz der Regionalliga West. Heute Abend erwartet die Mannschaft bereits den nächsten Härtetest, wenn die Nachwuchs-Geißböcke auf den DFB-Pokal-Achtelfinalisten und aktuell Tabellenzweiten SC Verl treffen (Anstoß 19 Uhr in Verl). Im Interview mit dem GEISSBLOG.KOELN sprach Mark Zimmermann unter anderem über die jüngsten Bundesliga-Debütanten, die Perspektiven im Nachwuchs und das derzeitige Erfolgsrezept der U21. 

Das Interview führten Sonja Eich und Marc L. Merten 

GBK: Herr Zimmermann, für die U21 läuft es bislang richtig gut. Was hat sich im Vergleich zur Vorsaison verändert?

Mark Zimmermann: „Ich weiß natürlich nicht im Detail, wie es letztes Jahr war. Die beiden Trainer sind mit Markus Daun und André Pawlak ja noch im Klub und auch erfahrene Spieler wie Marius Laux, Lukas Nottbeck oder Vincent Geimer. Trotzdem sind viele Leistungsträger aus der Rückrunde inzwischen nicht mehr bei uns. In dieser Saison wollen wir Konstanz reinbringen. Das heißt nicht, wie im letzten Jahr eine Halbserie konstant schlecht und eine konstant sehr gut zu spielen. Bis jetzt haben wir das ganz gut hinbekommen und nur einmal zwei Spiele in Folge verloren, dann aber sofort den Turnaround geschafft. Von der Art, wie die Jungs die Spiele angehen, hat es bis zum heutigen Tag sehr gut funktioniert.“

Woran liegt das?

„Zum einen haben die Jungs, die letztes Jahr schon hier waren, aus den Erfahrungen etwas mitgenommen. Einige sind jetzt in ihrem zweiten Männer-Jahr und können davon profitieren. Wir betreiben auch viel Gegneranalyse und bereiten uns so vor, als wären wir ein normales Regionalliga-Team und keine zweite Mannschaft. Außerdem haben wir auch einige Spieler von außerhalb dazu bekommen. Vielleicht ist es dann auch die Unbedarftheit dieser Spieler, die die Situation in der letzten Saison nicht mitbekommen haben. Wir dürfen aber auch nicht außer Acht lassen, dass wir in den meisten Spielen Unterstützung von den Profis bekommen haben. Das hat von Anfang an eine Wirkung gehabt.“

Die Jungs sind nicht alle immer direkt begeistert

Für die Profis, die in der Regionalliga zum Einsatz kommen, ist das natürlich erstmal eine Degradierung. Wie erleben Sie die Spieler?

„Die Jungs sind, was ich auch verstehen kann, nicht alle immer direkt begeistert bei uns spielen zu müssen. Einige freuen sich aber über die Spielpraxis und alle haben das immer professionell angenommen und es ausnahmslos so gemacht, wie man sich das wünscht.“

Wie reagieren ihre Spieler, wenn Sie aufgrund der Profi-Unterstützung möglicherweise selbst nicht zum Einsatz kommen?

„Wenn ich den Spielern mitteile, dass sie deswegen aus der Mannschaft oder sogar aus dem Kader müssen, nehmen sie das sehr reflektiert auf. Es ist ja nicht so, dass vier oder fünf Profis zu uns kommen, sondern vielleicht einer oder zwei. Darüber hinaus dürfen wir auch nur drei Spieler gleichzeitig einsetzen, die über 23 Jahre alt sind. Da gibt es natürlich auch mal Härtefälle, weil wir von Haus aus vier Spieler über 23 haben. Wenn dann noch Spieler von oben dazukommen, wird es noch schwieriger. Die Jungs sind dann natürlich enttäuscht, aber wissen um die Situation und respektieren das.“

Vor der Saison sind einige Spieler aus der A-Jugend in die U21 aufgerückt. Wie sehen Sie deren Entwicklung?

„Man sagt immer, dass es im ersten halben Jahr bei den Männern hakt, wenn man aus der U19 kommt. Das bedeutet aber nicht, dass die erfahrenen Spieler das Heft dann in die Hand nehmen und das regeln. Es braucht eine gute Mischung.“

Regionalliga klingt nicht so spannend wie Bundesliga

Was macht diese gute Mischung aus?

„Die gute Mischung macht aus, dass Spieler wie Laux oder Nottbeck die Verbindung zum Klub haben. Sie waren selbst in der Situation, in der jetzt viele junge Spieler stecken. Sie haben sich damals vielleicht auch gedacht, dass sie so hoch es geht spielen wollen. Regionalliga West klingt eben nicht so spannend wie A-Jugend-Bundesliga. Dann bist du aber plötzlich auf dem Boden der Tatsachen und es funktioniert vielleicht nicht direkt. So war es auch im letzten Jahr in der Hinrunde. Es hilft den Jungs, dann solche Spieler an der Seite zu haben.“

Mit der U17, U19 und U21 ist derzeit der gesamte Nachwuchs erfolgreich. In den letzten Jahren haben es aber wenige Spieler aus den eigenen Reihen zu den Profis geschafft. Wie erleben Sie derzeit die Verzahnung zwischen den einzelnen Mannschaften?

„Mein Eindruck ist, dass die individuelle Qualität in der U17 und U19 sehr groß ist. Das bedeutet nicht, dass alle oben ankommen werden. Das ist auch noch weit weg. Ich schaue sie mir häufig an und wir tauschen uns oft aus. Mit Stefan Ruthenbeck natürlich mehr, weil die U17-Spieler für uns noch nicht so ein Thema sind. Aber wir verfolgen die Spieler, gerade auch mit Hinblick auf die Rückserie. Ohne die Saisonziele der U19 gefährden zu wollen, geht es auch um die individuelle Entwicklung, um die Spieler früher darauf vorzubereiten, was ab Sommer sein könnte. In den Länderspielpausen wurden ja bereits A-Jugend-Spieler zu den Profis hochgezogen. Das ist für die Jungs ein richtiger Gratmesser. Zum einen sehen sie was noch fehlt, merken aber auch, dass sie im Fokus sind.“

Das Entscheidende bleibt der Männerfußball

Heutzutage scheinen die Profis immer jünger zu werden und die 18-jährigen von heute sind die 21-jährigen von damals. Wie kommt es zu dieser Entwicklung und warum ist es in Köln besonders schwierig?

„Die Entwicklung und die Ausbildung in den jüngeren Jahrgängen wird einfach besser. Die Jungs werden dadurch immer früher besser trainiert und ausgebildet. Wenn es dann einen Ausreißer gibt, der eigentlich zu gut für seinen Jahrgang ist, muss er das meiner Meinung nach nicht zwei Jahre lang machen. Dann soll er versuchen, den nächsten Schritt zu gehen.  Es geht ja nach der U19 erst richtig los. Du kannst 60 Junioren-Länderspiele gemacht haben, das wird dir aber nicht zwangsläufig helfen. Das Entscheidende bleibt der Männerfußball. Dieser Sprung ist noch einmal viel größer. In Köln auch deshalb, weil die erste Mannschaft aufgestiegen ist. Der Sprung in eine Bundesligamannschaft ist natürlich größer als in eine Zweitligamannschaft. Die Konkurrenz ist enorm. Wenn Du dann dabei bist, musst du auch performen. Da kannst du nicht sagen: Gib mir mal ein paar Tage Zeit. Dann heißt es Feuer frei.“

Führt die Tatsache, dass viele Spieler immer früher den Sprung zu den Profis schaffen auch dazu, dass einige den Weg über die Regionalliga nicht mehr gehen wollen?

„Es gab Spieler, die ich gar nicht kennengelernt habe. Die gesagt haben, dass sie hier nicht in der Regionalliga spielen sondern und gleich zu den Profis wollen. Aber der Weg aus der U19 zu den Profis funktioniert nicht so leicht. Ich kenne viele Spieler, die U19-Bundesliga gespielt haben und vielleicht Deutscher Meister geworden sind, aber überhaupt keine Rolle in der Dritten Liga spielen. Dortmund ist in der U19 Deutscher Meister geworden. Davon spielt nur einer jetzt im Regionalliga-Team, das zeigt die Schwierigkeiten. Wo sind die anderen alle? Die wechseln dann in höhere Ligen, spielen aber nicht. Und irgendwann kommt das Verständnis, dass die Mannschaften in der Regionalliga doch gar nicht so schlecht sind.“

[nextpage title=”Zimmermann über Katterbach, Churlinov und Jakobs”]

Mit Noah Katterbach und Ismail Jakobs haben zwei Spieler aus dem Nachwuchs zuletzt ihr Startelfdebüt bei den Profis gegeben. Auch Darko Churlinov hat zu Saisonbeginn sein Profi-Debüt gefeiert. Wie sehen Sie deren Entwicklung?

„Ich habe Noah und Darko in unserem Spiel gegen Aachen kennengelernt. Das was unser sechstes Saisonspiel. Die beiden waren vorher überhaupt nicht bei uns und ich kannte sie nur vom Erzählen. Mein erster Eindruck von den Jungs bei diesem Spiel war dann top. Dafür, dass Noah vom Status her immer noch ein U19-Spieler ist, hat er das für mein Empfinden sehr gut gemacht. Er hat sich schnell im Männerfußball akklimatisiert. Vielleicht haben ihm die Spiele bei uns dann auch geholfen, sich die Wettkampfhärte für die Profis zu holen. Iso Jakobs hat meiner Meinung nach einen guten Intellekt. Er weiß wo er herkommt, dass er eine sehr gute letzte Saison gespielt aber noch viel Arbeit vor sich hat. Ich glaube, dass er die Qualität hat, bei den Profis zu spielen. Er hat Geschwindigkeit und ein großes Laufvermögen. Dazu ist er sehr zweikampfstark. Aber natürlich brauchst du auch noch ein bisschen Glück. Wenn du einen Deutschen Nationalspieler auf deiner Position hast, ist es nicht so einfach, an ihm vorbeizukommen. Er muss jetzt die Chance nutzen. Man kann das aber nicht voraussetzen, nur weil einer in der U19 der Beste seines Jahrgangs war. Bei den Profis herrscht eine völlig andere mentale und körperliche Belastung.“

Noah wirkt geerdeter

Bei Churlinov folgten nach seinem Profi-Debüt nur noch Einsätze in der Regionalliga. Wie kommt das?

„Für Darko ist es bei dieser Offensive natürlich schwierig, bei den Profis reinzukommen. Aber gerade zuletzt hat er es bei uns sehr gut gemacht. Eine andere Möglichkeit hat er auch nicht. Er muss die Geduld haben und da sein, wenn er gebraucht wird. Ich messe ihn nicht an Toren, sondern an seiner Art. Er muss nicht der beste Spieler bei uns sein, aber er muss sich einbringen. Das tut er bislang.“

Im Zuge der Diskussion um seinen Vertrag hieß es zeitweise, er hätte keine Lust für die zweite Mannschaft zu spielen.

„Mir hat er nie das Gefühl vermittelt, dass er keinen Bock hat bei uns zu spielen. Dass das nicht spurlos an einem vorbei geht und es auch mal Schwankungen in der eigenen Leistung gibt, ist auch klar. Aber um das aufzufangen, dafür ist diese U21 ja auch da. Aber dass er ein anderer Typ ist als Noah ist auch klar. Er ist sehr extrovertiert und verspielt. Noah wirkt schon etwas geerdeter und ruhiger. Aber als Offensivspieler ist das absolut okay.“

Wie funktioniert die Absprache zwischen den Trainerteams, wenn ein Profi in der Regionalliga zum Einsatz kommt?

„Die Spieler machen meistens ein oder zwei Einheiten vor dem jeweiligen Spiel bei uns mit. Die Absprache zwischen André Pawlak und mir ist da sehr gut. Nach jedem Spiel arbeiten wir in der Videoanalyse gemeinsam mit den Trainern und dem Spieler die Leistung auf. Natürlich gibt es da Unterschiede, was in der Bundesliga gefordert ist und was in dem jeweiligen Spiel in der Regionalliga gefordert war. Jeder Trainer hat da auch andere Nuancen, was er gerne sehen möchte. Deswegen finde ich den Austausch sehr gut, denn die Spieler sollen ein Feedback bekommen und ihre Leistungen ausgewertet werden.“

Das Entscheidende ist nicht die Regionalliga

Mit den Profis und dem Nachwuchs prallen derzeit zwei unterschiedliche Welten aufeinander. Während es im Nachwuchs in allen Bereichen hervorragend läuft, steckt die erste Mannschaft in der Krise. Ist das etwas, das Sie beschäftigt? 

„Natürlich sprechen wir darüber. Aber ich weiß für mich schon, dass das Entscheidende hier beim 1. FC Köln nicht die Regionalliga ist und wie es bei uns läuft. Allerdings ist die Art und Weise, wie die Zusammenarbeit läuft, nach wie vor wirklich gut. Aber man merkt schon, dass die Jungs angespannter sind, wenn es sportlich nicht gut läuft.“

Wie macht sich das bemerkbar?

„Das sieht man und merkt man auch im Sprechen miteinander. Der Job wird aber weiter professionell betrieben. Wir müssen trotzdem personell vor jedem Spiel planen, wer möglicherweise zu uns stoßen könnte.“

Was ist für die U21 in dieser Saison drin?

„Es geht uns hauptsächlich um die Konstanz. Auch wenn jetzt alle sagen, dass es besser läuft denn je, müssen wir das immer noch in der zweiten Halbserie auf den Platz bringen. Bis jetzt hatten wir kein richtiges Tief, aber das gibt es meistens immer mal im Saisonverlauf. Aber es wäre cool, wenn wir das nach hinten schieben könnten. Vielleicht gibt es mit dieser positiven Entwicklung eine positive Stimmung und dann auch immer mehr positive Leistungen und Ergebnisse. Und vielleicht entwickelt sich dadurch ein Spieler auch schneller, bei dem man es vorher nicht unbedingt erwartet hätte.“

Haben Sie da jemanden im Kopf?

„Ich habe einen sehr guten Eindruck von Oliver Schmitt und Luca Schlax, der sich allerdings verletzt hat und wahrscheinlich das halbe Jahr ausfällt. Schmitt hat es für mich bislang so gut gemacht, dass er fast immer in der Anfangself gestanden hat. Er ist sehr schnell mit und ohne Ball und hat auch den Mut in die Dribblings zu gehen. Es macht schon Laune mit den Jungs, wenn sie dir das Vertrauen auch zurückgeben. Es sind einige dabei, die sehr wissbegierig und lernwillig sind. Das ist eine gute Voraussetzung. Die Geduld, nicht direkt aus der U19 in die Bundesliga zu wollen, haben die wenigsten. Diese Ungeduld bekommen sie aber auch früh vermittelt, von wem auch immer. Sie sind beide auf dem Weg, dass sie es schaffen könnten.“

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