Der 1. FC Köln hat ein bewegtes Jahr hinter sich. (Fotos: Mika Volkmann, Eduard Bopp)

Die FC-Gesichter eines turbulenten Jahres 2019

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Der 1. FC Köln hat ein bewegtes Jahr hinter sich. In 2019 stieg der FC wieder in die Bundesliga auf, zerlegte sich politisch aber in alle Einzelteile. Ein Auf und Ab, im Sportlichen wie im Vereinsklima, das vier Profi-Trainer sah, zwei Sportchefs, drei Präsidenten sowie eine Vielzahl an High- und Lowlights. Wer waren die Gesichter der vergangenen zwölf Monate? Wer waren die Gewinner, wer die Verlierer? 

Die FC-Gewinner des Jahres

Jhon Cordoba ist endlich angekommen beim 1. FC Köln. Das Jahr 2019 war sein großer Durchbruch bei den Geißböcken. Nach schweren anderthalb Jahren vom Sommer 2017 bis Herbst 2018 ging es erst am Ende der Hinrunde 2018/19 so richtig los. 2019 dann explodierte der Kolumbianer. 13 seiner 20 Saisontore in der Zweiten Liga erzielte er in der Rückrunde. In der neuen Saison sind es neben einem Treffer im DFB-Pokal inzwischen auch vier Tore in der Bundesliga. Überhaupt seine ersten vier Treffer für den FC in Liga eins – alle vier zuhause (Hoffenheim, Augsburg, Leverkusen, Bremen). Sie sollen nur die Ankündigung dessen sein, was Cordoba 2020 mit dem und für den 1. FC Köln erreichen will.

Meiko Sponsel wird den 16. Juni 2019 in seinem Leben nicht mehr vergessen. Es ist der Tag, da der Rechtsverteidiger die U17 des 1. FC Köln zur Deutschen Meisterschaft schießt. Jacob Jansen erzielt die ersten beiden Treffer beim 3:2-Finalsieg über Borussia Dortmund, nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich ist es Sponsel, der in der 47. Minute den Siegtreffer erzielt. Die U17 ist erstmals seit 2011 wieder Deutscher Meister, Sponsel der Siegtorschütze und damit das Gesicht des Titelgewinns. Umso bitterer, dass sich der frisch gebackene Deutsche Meister im zweiten Spiel der neuen Saison bei der U19 schwer an der Schulter verletzt und für den Rest des Jahres ausfällt.

Jan Thielmann, Noah Katterbach, Ismail Jakobs und Darko Churlinov heißen in der Bundesliga-Hinrunde die vier Debütanten bei den FC-Profis aus dem eigenen Nachwuchs. Willkommen in der Bundesliga! Insbesondere Thielmanns Debüt sticht heraus, als erster 2002er-Jahrgang überhaupt in der Bundesliga, als zweitjüngster Spieler in der Vereinsgeschichte des 1. FC Köln hinter Yann Aurel Bisseck und als Symbol für jene Talente aus der U17 und U19, die in den nächsten Jahren die Chance bei den Profis bekommen sollen.

Überhaupt zählt die gesamte Nachwuchsabteilung des 1. FC Köln zu den größten Gewinnern des abgelaufenen Jahres. Die U17 holt die Deutsche Meisterschaft, die U19 gewinnt den FVM-Pokal, die U21 rettet sich zunächst in einer überragenden Rückrunde vor dem Abstieg, ehe nun alle drei Mannschaften bärenstarke Hinrunden in der neuen Saison spielen. Beim FC wächst eine große Generation an Talenten heran: Die U16 ist Tabellenführer der B-Junioren Mittelrhein, die U17 ist Tabellenführer der B-Junioren Bundesliga, die U19 ist Tabellenführer der A-Junioren Bundesliga und die U21 liegt auf einem starken fünften Platz in der Regionalliga. Selbst beim FC kann man sich nicht mehr daran erinnern, wann der gesamte Nachwuchs letztmals so gut aufgestellt war – nicht nur in den Ergebnissen, sondern auch personell.

Alexander Wehrle hat das Jahr 2019 längst nicht ohne Probleme hinter sich gebracht. Der Finanz-Geschäftsführer muss sich einige Fragen gefallen lassen, da seine Kernprojekte (Geißbockheim-Ausbau, Stadionfrage) arg ins Stocken geraten sind und diese Saison finanziell mit einem dicken Minus beendet werden wird. Doch Wehrle ist einmal mehr bei allen vereinspolitischen Turbulenzen als Sieger hervorgegangen. Niemand sitzt so fest im Sattel wie der 44-Jährige. Der Vorstand ist seinem Werben um Horst Heldt gefolgt, hat ihm nach der Posse um Armin Veh öffentlich den Rücken gestärkt und auch in der China-Frage Wehrles Kurs zumindest generell unterstützt. Wehrle ist ohne Zweifel der mächtigste Mann beim 1. FC Köln.

Eigentlich hätte Werner Spinner als einer der großen Verlierer in diesem Jahr gelten können. Sein Abschied im März ist schmutzig, nachdem Armin Veh und Markus Ritterbach den Präsidenten abgesägt haben. Doch inzwischen erscheint Spinners Rolle im Rückblick klarer: Spinner hat kommen sehen, was später tatsächlich geschieht. Die Trennung von Markus Anfang, die Fehler des Sport-Geschäftsführers Veh. Hätte der FC bereits im Frühjahr unter Spinner die Reißleine gezogen und sich von Veh getrennt, wäre ein geordneter Neuaufbau im Sommer möglich gewesen. Doch statt des Strategen Spinner setzen sich zunächst seine Vizes Ritterbach und Schumacher durch und folgen Veh scheinbar blind. Spinner dagegen hat sich zurückgezogen. Sein brieflich verlesener Abschied auf der Mitgliederversammlung ist stilvoll, ganz im Gegensatz zu jenem seiner ehemaligen Vizepräsidenten. So gilt Spinner inzwischen als heimlicher Gewinner des Chaos’ auf höchster Vereinsebene.

Willi Breuer ist ein Urgestein beim 1. FC Köln und hat große Erfolge mit den Geissböcken gefeiert. Als Nachwuchstrainer hat er Lukas Podolski und Lukas Sinkiewicz nach oben gebracht, später ist er zweimal mit den FC-Frauen in die Bundesliga aufgestiegen. Nun tritt Breuer als Bundesliga-Trainer ab. Zum Jahresende übergibt er seine Arbeit an Sascha Glass, bleibt den FC-Frauen aber erhalten und will im Hintergrund daran arbeiten, dass die Geissböcke in der Bundesliga bleiben und sich als Frauen-Mannschaft auch innerhalb des 1. FC Köln noch stärker etablieren. Breuer, der sich seit vielen Jahren auch im Behindertensport engagiert und dafür 2007 das Bundesverdienstkreuz am Bande erhält, will nun kürzer treten. Das hat sich der 65-Jährige verdient.

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Die FC-Verlierer des Jahres

Der größte Verlierer des Jahres ist die Diskussionskultur beim 1. FC Köln. Eine vertrauliche Sprachnachricht des Präsidenten führt zu dessen Sturz. Ein Interimspräsidium dispensiert sich selbst, weil man nicht miteinander in einem Raum sein will. Der Sportchef sagt offen: “Erklären kann ich gerne alles – diskutieren geht mir aber zu weit.” Und nicht nur beim Thema China scheint es nur noch Schwarz oder Weiß zu geben. Das Motto: “Bist du nicht für mich, dann bist du gegen mich!” Diese Mentalität verfolgt den 1. FC Köln wie ein böser Geist, doch sie wird von vielen Verantwortlichen im und von Einflussnehmern um den Klub herum seit Jahren vorangetrieben. Horst Heldt und Werner Wolf haben sich auf die Fahnen geschrieben, dies zu ändern. Es wird eine Mammutaufgabe.

Passend dazu gehören Markus Ritterbach und Toni Schumacher zu den größten Verlierern des Jahres. Ihr Aus als Vizepräsidenten ist ihres Amtes und ihrer eigentlichen Leistung über viele Jahre für den FC unwürdig gewesen. Das Duo hätte einen großen Abschied verdient gehabt, schließlich sind fünf ihrer sieben Amtsjahre von großen Erfolgen geprägt gewesen. Erst die Posse um Werner Spinner und die Sprachnachricht, vor allem aber ihre Reden auf der Mitgliederversammlung machen einen Abschied im Frieden zunichte. Statt Größe zu zeigen, präsentieren sie sich als verletzte Seelen, die nicht das Wohl des FC im Sinne haben, sondern persönliche Abrechnungen mit ihren Feinden. Diese Wunden zu heilen, wird einige Zeit in Anspruch nehmen.

Auch Armin Veh hätte einen anderen Abgang wählen können. Im Sommer, als sein Entschluss 2020 zu gehen reift, hat der Sportchef alle Chancen und unternehmerischen Freiheiten den FC in bestem Lichte zu verlassen. Doch der 58-Jährige will nicht nur über sein Ende beim FC, sondern auch über die Art und Weise der Verkündung selbst bestimmen. Der Zeitpunkt, den er sich dafür wählt, ist mit der Vereinsführung nicht abgesprochen, doch es passt zu dem Wesen des Geschäftsführers, sich von nichts und niemandem vorschreiben zu lassen, wie er sein Leben lebt und seine Arbeit vornimmt. Dass zu diesem Zeitpunkt bereits deutliche Kritik an einigen seiner Personalentscheidungen laut wird, passt. Perspektivisch hat so mancher Transfer zwar das Potential zu einem großen Wert für den FC. Doch Veh muss sich kurzfristig anhören, dass er zum zweiten Mal mit der Trainerwahl daneben gelegen, einen klaren Schnitt im Kader verpasst und die Grenze dessen, was er sich als Geschäftsführer gegenüber den Gremien der Geissböcke erlauben darf, überschritten zu haben. Sein Abschied erscheint daher letztlich wie eine Erlösung für den Verein und auch für ihn selbst.

Der Mitgliederrat erlebt das turbulente Jahr des 1. FC Köln hautnah mit. Erst muss Stefan Müller-Römer in den Vorstand aufrücken. Dann wählt das Mitgliedergremium ein neues Präsidium aus und stellt es zur Wahl. Als Werner Wolf, Eckhard Sauren und Jürgen Sieger mit großer Mehrheit gewählt werden, scheint alles gut. Doch dann gehen die Turbulenzen weiter und münden in Siegers Rücktritt nur drei Monate nach der Wahl. Eine herbe Niederlage für den Mitgliederrat, der zur Folge hat, dass erneut ein Interimsvorstand bestellt werden muss. Besonders macht die Situation, dass aus dem Mitgliederrat schon wieder Stimmen laut werden, die das amtierende (selbst vorgeschlagene) Präsidium hart kritisieren. Dabei müsste diese Kritik des Mitgliederrates am Vorstand eigentlich eine Selbstkritik sein, schließlich hat sich das Gremium ein Jahr Zeit genommen, um das bestmögliche Trio für den Job auszuwählen. Wenn der Mitgliederrat nun also mit der Vorstandsarbeit nicht zufrieden ist, muss sich das Gremium die Kritik selbst auf die Fahne schreiben. Derweil geht die Suche erneut los, denn es muss für Herbst 2020 ein neuer Vizepräsident gefunden werden.

Als FC-Verlierer im Jahr 2019 muss auch Markus Anfang gelten. Der 45-Jährige schafft eigentlich den Aufstieg mit dem 1. FC Köln. Die von ihm geholten Punkte hätten zur Rückkehr in die Bundesliga gereicht. Feiern darf er mit dem FC aber nicht mehr. Das liegt einerseits an den sportlichen Schwankungen in der Saison 2018/19, andererseits an der Kluft, die zwischen ihm und der Mannschaft geherrscht hat. Auch die Fans schließen Anfang nie in ihr Herz. Obwohl Kölner, will es zwischen Anfang und der Stadt nie wirklich funken. Seit seinem Abgang wird er vielfach bei anderen Klubs gehandelt. Man darf gespannt sein, wo der Trainer als nächstes eine Chance bekommen wird.

Zwei Spieler stehen sinnbildlich für viele sportlichen Enttäuschungen im Jahr 2019: Anthony Modeste und Jorge Meré. Modeste darf im Februar endlich wieder für den Effzeh auflaufen, kommt dann aber unter Anfang nicht ins Rollen. Für diese Saison nimmt sich der Franzose viel vor, enttäuscht aber gar größtenteils, hat nach 13 Einsätzen erst ein Saisontor auf dem Konto. Der Franzose steht damit beispielhaft für die alte Garde jener einst gefeierten Spieler, die beim FC inzwischen überaus kritisch beäugt werden. Der Rückkehrer wird hart arbeiten müssen, um seinen Zwei-mal-Fünf-Jahres-Vertrag zu rechtfertigen. Derweil ist Jorge Meré nur noch Bankdrücker und eine der großen Überraschungen der bisherigen Saison – im negativen Sinne. Dass sich der Spanier in der Hinrunde nicht durchsetzen kann, mag auch ein Lob für Sebastiaan Bornauw und Rafael Czichos sein. Vor allem aber ist es eine persönliche Niederlage für den so hoch veranlagten Meré. In Topform wären beide Spieler, der Innenverteidiger Meré und der Stürmer Modeste, für den FC Gold wert. Aktuell jedoch sind sie verdientermaßen nur Ersatz.

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