Nicht im Kader gegen Leverkusen: Florian Kainz. (Foto: Mika Volkmann)

Ein Kader für die Stimmung statt für das Leistungsprinzip

Viel wurde beim 1. FC Köln unter der Woche diskutiert, ob Markus Gisdol für das Derby gegen Bayer Leverkusen personelle Konsequenzen aus den Auftritten gegen Leipzig, Augsburg und vor allem Union Berlin ziehen würde. Am Donnerstag hatten Gisdol und Horst Heldt die eigene Ankündigung jedoch abgeschwächt und von solchen Maßnahmen nichts mehr wissen wollen. So überraschte es kaum noch, dass im Kader gegen Leverkusen alle Spieler weiter dabei sein werden, die zuletzt für die schlechten Auftritte verantwortlich waren.

Ein Kommentar von Marc L. Merten

Florian Kainz und Kingsley Schindler heißen die beiden FC-Profis, die neben den ohnehin keine Rolle spielenden Vincent Koziello, Niklas Hauptmann und Matthias Bader nicht für das Rheinische Derby am Samstag berücksichtigt wurden (mehr dazu hier). Zur Erinnerung: Schindler war bereits für Union Berlin aussortiert worden, hatte gegen Augsburg 90 Minuten auf der Bank gesessen und nur in Leipzig eine Stunde lang schlecht gespielt. Kainz dagegen war gegen Leipzig zur zweiten Hälfte eingewechselt worden, als das Kind mit 1:3 schon in den Brunnen gefallen war, kam gegen Augsburg ebenfalls zur zweiten Hälfte und war mit der beste Spieler auf dem Platz, durfte in Berlin aber erst in den letzten 20 trostlosen Minuten ran, als das Spiel bereits entschieden war.

Markus Gisdol entschied sich also gegen zwei Spieler, die an den schlechten Auftritten der Geissböcke in den letzten drei Wochen verhältnismäßig wenig Schuld trugen. Schindler war nur in Leipzig für den Auftritt mitverantwortlich, danach kam er nicht mehr zum Einsatz. Kainz machte seine Sache in Leipzig nach der Einwechslung allerdings ordentlich, gegen Augsburg sogar stark – und es verwunderte in Berlin, dass er nicht von Beginn an ran durfte. Hinterher lud man beim FC dagegen Schuld auf Kainz’ Schultern, nachdem er (eingewechselt in der 68. Minute beim Stand von 0:2) bei einem Freistoß aus guter Position in den Rasen getreten und eine gute Chance vergeben hatte. Dabei war diese Szene lediglich sinnbildlich für die gesamte Leistung des Effzeh gewesen, die deutlich weniger Kainz als seine Mitspieler in den vorangegangenen 70 Minuten zu verantworten hatten.

Sportlich verantwortlich sind andere Spieler

Doch an genau jene Spieler traute sich Gisdol für das Spiel gegen Leverkusen nicht heran. Einmal mehr wurden somit heilige Kühe im Kader verschont, langjährige Spieler mit großer Reputation im Klub, Mitglieder des Mannschaftsrates, aber auch Spieler, denen weiterhin eine wichtige Rolle in der Kabine zugesprochen wird. Gemeinhin nennt man daher aussortierte Spieler wie Kainz und Schindler eher Bauernopfer als tatsächliche Verursacher der Krise. Insbesondere bei Kainz ist allerdings bekannt, dass der Österreicher in der Mannschaft nur eine geringe Lobby hat. Noch lebhaft in Erinnerung ist Dominick Drexlers Ausbruch im April in Dresden, als er nach dem Spiel eine Stellungnahme mit den Worten “Das machen die Stars” verweigerte und damit Kainz meinte, mit dem er sich ein Wortgefecht auf dem Platz geliefert hatte. So könnte Gisdol also vor allem auf das Klima in der Kabine geachtet haben, als er die personellen Konsequenzen zog. Die Leistungen auf dem Rasen und damit das Leistungsprinzip hingegen setzte er damit zumindest in Teilen außer Kraft. Denn diesem zufolge hätte es andere Spieler treffen müssen.

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