Cordoba bekam einen langen Ball von Hector und umkurvte FCA-Keeper Koubek. (Foto: imago images /

Nur gegen Augsburg – aber mehr als nur ein Punkt?

Der 1. FC Köln hat gegen den FC Augsburg nicht verloren. Die Nachricht des 1:1 (0:1) löste am Samstag in Müngersdorf großen Jubel aus. Nach fünf Pflichtspiel-Niederlagen in Folge gelang ein Punktgewinn, der wie ein Sieg gefeiert wurde. Dabei hieß der Gegner eigentlich nur FC Augsburg und nicht FC Bayern. Doch das Unentschieden soll für die Geissböcke mehr als nur ein Punkt sein.

Ein Kommentar von Marc L. Merten

Wieder einmal lieferte der 1. FC Köln das eigentlich typische Spiel eines Absteigers ab. Vor heimischem Publikum begann der FC mit dem Mut, den man nach einem Trainerwechsel erwarten darf. Doch ein einziger Fehler brachte die Mannschaft komplett aus dem Tritt. Elfmeter. Dass Timo Horn hielt, war zwar der erste Hinweis, dass etwas anders laufen könnte an diesem Tag. Doch in der Folge brachten die Geissböcke fußballerisch praktisch nichts mehr zustande. Und als Rafael Czichos Gelb-Rot sah und kurz darauf das 0:1 fiel, schien doch alles wie so häufig in den letzten Wochen zu laufen. Zumal der FC keinen guten Fußball spielte. Spielerisch war die erste Hälfte einmal überaus dürftig.

Doch dann sah auch André Hahn Gelb-Rot. Es war ein Geschenk, das der ehemalige Gladbacher dem FC gleich doppelt bescherte. Erst sein verschossener Elfer, dann die Ampelkarte, die zumindest personell alles wieder auf Null stellte. Ein nachträgliches Fohlen-Geschenk, könnte man meinen. Doch würde es dem FC nützen? In der Tat. Weil Markus Gisdol riskant wechselte, mit Ehizibue und Kainz Tempo und Flanken brachte, dafür die biederen Höger und Verstraete vom Feld nahm. Zwei Wechsel mit Mut, wenngleich erst die Einwechslung von Jhon Cordoba den entscheidenden Funken Hoffnung aufs Feld brachte, die Wucht, die ein solches Spiel benötigt hatte. Cordoba riss die Teamkollegen mit, arbeitete, sprintete, schoss, köpfte – und traf.

Was nach dem Ausgleich zum 1:1 in Müngersdorf passierte, passte eigentlich eher zu einem Siegtreffer. Die Energie, die sich schon in den Minuten zuvor im RheinEnergieStadion aufgebaut hatte, entlud sich in einem Jubelsturm auf dem Spielfeld und auf den Rängen, wie man ihn in den letzten Jahren nur selten erlebt hat. Eine Kombination aus Erlösung und Erleichterung, aus angestautem Frust und unterdrückter Hoffnung, aus Trotz und “Es geht doch”-Gedanken. Ja, es war nur das Tor zu einem einzelnen Punkt und der Gegner hieß nur Augsburg. Doch der Treffer und das Ergebnis waren unter dem Strich viel mehr als das. Das 1:1 war das Erfolgserlebnis, das eine Mannschaft im Abstiegskampf nach wochenlangem Verlieren braucht, um überhaupt wieder an sich glauben zu können.

Hätte der FC lange 1:0 geführt und kurz vor Schluss den Ausgleich zum 1:1 kassiert, wäre das Ergebnis zwar identisch gewesen, die Wirkung jedoch gänzlich anders. Umgekehrt fühlte sich aus Kölner Sicht das 1:1 am Samstag jedoch eher an wie ein Sieg und nicht wie eine Niederlage. Wenn auch nicht wie ein Sieg über den Gegner und direkten Konkurrenten im Abstiegskampf, so aber zumindest wie ein Sieg über die Zweifel sowie über die Negativergebnisse und -erlebnisse der letzten Wochen. Schon häufig in der Bundesliga-Geschichte hat man einen solchen Moment wie das Tor von Jhon Cordoba bei strauchelnden Klubs im Rückblick einer Saison finden können, um ihn als Wendepunkt zu identifizieren. Beim FC hofft man nun, dass Cordobas Treffer ein solcher sein könnte. Die Energie, die am Samstag freigesetzt wurde, nährt diese Hoffnung. Bestätigen wird sie sich aber erst am Ende der Saison, sofern der FC tatsächlich die Klasse halten sollte.

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