Markus Gisdol und seine Spieler feiern das zwischenzeitliche 3:0 in Berlin. (Foto: imago images / Koch)

Beeindruckender FC stärkt seine eigene Widerstandsfähigkeit

Der 1. FC Köln hat am Samstag in Berlin allen Widrigkeiten und negativen Statistiken getrotzt und die Hertha mit 5:0 (3:0) aus deren Stadion gefegt. Damit haben die Geißböcke genau die richtige Reaktion auf die Pleite gegen den FC Bayern gezeigt und zudem noch ein Ausrufezeichen im Abstiegskampf gesetzt. Die Lehren des Spiels. 

Aus Berlin berichtet Sonja Eich 

Geschichte des Spiels: Eigentlich hatte im Vorfeld der Partie nicht unbedingt viel für einen Auswärtssieg der Geißböcke in Berlin gesprochen. Zum einen mussten die Kölner nach der Sperre von Bornauw und der Verletzung von Katterbach auch noch kurzfristig auf Jonas Hector verzichten. Zudem sprach die bisherige Auswärts- aber vor allem auch die Karnevalsbilanz des FC nicht zwingend für drei Punkte. Und dann war da noch der Trainerwechsel bei der Hertha, die zumindest in der Vorwoche gegen Paderborn wichtige drei Punkte einfahren konnte. Doch dem FC, so schien es, war das am Samstagmittag alles herzlich egal. Während die Kölner in den letzten Spielen gerade in der Anfangsphase schwächelten, war die Gisdol-Elf im Olympiastadion von Beginn an hellwach und setzte die Forderungen des Trainerteams perfekt um. Nach nur vier Minuten vollendete Jhon Cordoba einen Konter zum 1:0. Und auch das 2:0 war das Abbild eines perfekten Umschaltspiels, das der Kolumbianer mit seinem zweiten Treffer abschloss. Am Ende ließen die Kölner die Hertha mit fünf Toren im heimischen Stadion ratlos zurück und sicherten sich drei wichtige Punkte im Abstiegskampf. Besser hätten sich die vielen tausend kostümierten FC-Fans ihre Auswärtsfahrt am Karnevalssamstag wohl nicht vorstellen können.

Das Ergebnis: In einigen Sportarten zählt statt der Tordifferenz bei Punktgleichheit der direkte Vergleich. Dass die Geißböcke diesen gegen die Hertha nach der 0:4-Niederlage im Hinspiel noch für sich entscheiden würden, damit hatte wohl vor der Partie in Berlin niemand gerechnet. Doch der FC zeigte sich am Samstag in der Hauptstadt eiskalt und als ungemein effizient. Wobei am Ende möglicherweise sogar der ein oder andere Konter noch besser hätte ausgespielt werden können. In der Endabrechnung geht der 5:0-Erfolg der Kölner bei der Alten Dame aber in Ordnung. Dass im Fußball jedoch die Tordifferenz und nicht der direkte Vergleich zählt, dürfte den FC-Fans am Samstag zwar egal gewesen sein. Für die Geissböcke ist dieser Umstand aber durchaus relevant. Denn mit -9 Toren weist der FC nun eine deutlich bessere Differenz auf als die Kellerkinder aus Düsseldorf (-23), Bremen (-28) und Paderborn (-21) – was aktuell einen virtuellen Extrapunkt in der Gesamtwertung bedeutet.

Sorge des Spiels: Obwohl der FC die Hertha gerade mit 5:0 abgefertigt hatte, so richtig ausgelassen konnten sich die FC-Spieler nach dem Abpfiff nicht über ihren Erfolg freuen. Zu groß war die Sorge um ihren Innenverteidiger Rafael Czichos, dessen Verletzung erst am späten Abend als nicht näher definierte Verletzung im Bereich der Halswirbelsäule eingestuft wurde. Czichos war in der 41. Minute mit Marko Grujic zusammengerasselt und danach liegen geblieben. Kingsley Ehizibue ging neben seinem Mitspieler in die Knie und betete, während die Sanitäter Czichos versorgten und seine Halswirbelsäule mit einer Halskrause stabilisierten. Der Abwehrspieler wurde zu weiteren Untersuchungen ins Krankenhaus gebracht und blieb dort über Nacht. Gute Besserung, Rafa!

Vor dem Spiel: Vor Anpfiff der Partie wurde im Olympiastadion wie auch in allen anderen Bundesliga-Stadien an diesem Spieltag den Opfern des rassistisch motivierten Anschlags von Hanau gedacht. Während der Schweigeminute wollte ein Störer im Berliner Fanblock die Andacht unterbrechen. Die Zuschauer reagierten stark, identifizierten den Mann, sorgten dafür, dass er aus dem Stadion eskortiert wurde und stimmten anschließend lautstark “Nazis raus” an. Reinigende Kräfte im Fanblock gegen Rassismus – ein wichtiges Zeichen in dieser Zeit!

Zitat des Spiels: “Ich habe den Spielern gesagt, dass wir heute für unsere Stadt spielen und für die Menschen, die dort leben.” (Markus Gisdol über seine Ansprache vor dem Berlin-Spiel)

Der Abstiegskampf: Während der FC mit dem 5:0-Erfolg über einen direkten Konkurrenten nochmal ein dickes Ausrufezeichen gesetzt hat, haben der SC Paderborn und Werder Bremen erneut Niederlagen kassiert. Bislang konnte einzig Fortuna Düsseldorf neben dem FC an diesem Spieltag noch gewinnen. Mainz 05 spielt erst heute beim VfL Wolfsburg. Doch schon jetzt steht fest: Die Kölner haben ihren Vorsprung auf die direkten Abstiegsplätze auf neun Punkte ausgebaut und auf den Relegationsplatz zumindest bei sechs Punkten gehalten. Dabei haben die Geißböcke nach wie vor noch das Nachholspiel in Gladbach in der Hinterhand.

Erkenntnis des Spiels: Der 1. FC Köln hat seit Markus Gisdol die beachtliche Gabe, auf Rückschläge die richtige Reaktion zu zeigen. Nach dem schwachen Auftritt beim 1:5 in Dortmund siegte der FC im darauffolgenden Spiel gegen den SC Freiburg mit 4:0. Und auch nach der 1:4-Pleite gegen die Bayern gelang nun die direkten Wiedergutmachung mit einem weiteren Kantersieg. Dabei überzeugt vor allem die Art und Weise, wie die Gisdol-Elf auftritt. Zudem bewiesen die Kölner am Samstag eindrucksvoll, zahlreichen Widrigkeiten trotzen zu können. Trotz der drei Ausfälle von wichtigen Stammkräften und dem Verlust von Czichos während der Partie ist der FC am Samstag nicht in Selbstmitleid verfallen, sondern scheint aus den Rückschlägen selbst noch einmal neue Stärke gezogen zu haben. Darüber hinaus bleibt die Erkenntnis, dass auch die Spieler aus der vermeintlichen zweiten Reihe funktionieren. So überzeugten Toni Leistner, Elvis Rexhbecaj, Benno Schmitz und Florian Kainz gegen die Hertha ohne Anlaufschwierigkeiten.

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