Hinter der U19 und U17 des 1. FC Köln liegt eine erfolgreiche Saison: Zwei Titel und fünf Profi-Debüts kann die Nachwuchsabteilung der Geißböcke in diesem Sommer bejubeln. Trotzdem schmerzt der Abgang von Florian Wirtz nach Leverkusen noch immer und zählt für den FC im Rückblick zu den größten Niederlagen dieser Spielzeit.
Köln – Der Nachwuchs des 1. FC Köln kann auf eine erfolgreiche Saison 2019/20 blicken. Zwar hat der Corona-bedingte Saisonabbruch der A- und B-Junioren-Bundesliga verhindert, dass die U17 und U19 der Geißböcke um die Deutsche Meisterschaft kämpfen durften. Trotzdem können sich beide Teams mit dem Gewinn der West-Meisterschaft rühmen. Wichtiger als die beiden Titel waren für den Klub jedoch die zahlreichen Profi-Debüts der eigenen Talente.
Mit Darko Churlinov, Noah Katterbach, Ismail Jakobs, Jan Thielmann und Tim Lemperle kamen im Laufe der Saison gleich fünf Spieler aus dem eigenen Nachwuchs in der Bundesliga für die Profis zum Einsatz. Mit Can Bozdogan und Florian Wirtz schafften zudem zwei ehemalige FC-Nachwuchsspieler bei anderen Vereinen den Sprung zu den Profis. Doch insbesondere der Aufstieg von Wirtz zu einem festen Bestandteil des Bayer-Kaders dürfte den Geißböcken neben der Freude über die fruchtende Nachwuchsarbeit noch lange Zeit schwer im Magen liegen.
Wirtz war eigentlich schon im Sommer 2019 weg
Beim FC in der Hinrunde noch für die U17 in zehn Spielen (acht Tore, eine Vorlage) auf dem Platz, feierte Wirtz am 26. Spieltag für Bayer Leverkusen sein Profi-Debüt. Seither stand Wirtz bereits sieben Mal für die Profi der Werkself auf dem Platz und hat darüber hinaus gute Chancen, am kommenden Samstag auch im DFB-Pokalfinale gegen Bayern München zum Einsatz zu kommen. Der Marktwert des 17-jährigen liegt dadurch längst in Millionenhöhe. Über die Höhe des Verlustes, sportlich wie finanziell, trauert man daher auch am Geißbockheim. So stellte FC-Vizepräsident Eckhard Sauren am Sonntag fest: “Eine der größten Niederlagen der Saison war, dass wir Florian Wirtz verloren haben.” Gleichzeitig deutete Sauren an, dass die Entscheidung des Spielers den FC zu verlassen, bereits gefallen war, ehe die heutige sportliche Führung unter Horst Heldt und Markus Gisdol das Ruder übernommen hatte.
Noch immer wird am Geißbockheim diskutiert, was letztlich zu Wirtz’ Entscheidung geführt hatte den FC nach zehn Jahren im Nachwuchs zu verlassen. Immer wieder wird dabei die fehlende Wertschätzung genannt, die von den zuvor handelnden Personen ausgegangen sein soll. Bekanntlich hatten es weder Armin Veh noch Frank Aehlig für nötig erachtet, beim U17-Titelgewinn in Dortmund anwesend zu sein. Zudem ist aus Wirtz’ Umfeld zu hören, dass dieser irritiert darüber wahr, im vergangenen Sommer nicht in die A-Jugend hochgezogen worden zu sein oder sogar ins Profitraining reinschnuppern zu können. Stattdessen wollte man am Geißbockheim das fußballerisch größte Talent der vergangenen Jahrzehnte behutsam aufbauen. Es folgte der Wechsel auf der anderen Rheinseite.
Haben erste Maßnahmen getroffen
Dem FC will der Wirtz-Abgang für die Zukunft jedoch eine Lehre gewesen sein. “Wir haben erste Maßnahmen getroffen, dass wir künftig anders agieren können”, erklärte Sauren. Zahlreiche Nachwuchsverträge wurden daher inzwischen frühzeitig verlängert. So wurden Robert Voloder und Tim Lemperle bereits mit ihren ersten Profi-Verträgen ausgestattet. Genauso wie Jan Thielmann und Noah Katterbach hat das Duo langfristig beim FC verlängert. Mit Daniel Adamczyk, Erkan Akalp, Georg Strauch und Mathias Olesen bleiben dem Klub weitere Leistungsträger im Nachwuchs erhalten.
Mit Markus Gisdol haben die Geißböcke zudem einen Trainer in der Verantwortung, der sich dem Kölner Plan verschrieben hat, junge Spieler ins kalte Wasser der Bundesliga zu werfen. Hätte der FC Wirtz gehalten, hätte dieser wohl sicher in der Rückrunde im Kölner Trikot sein Bundesliga-Debüt gegeben. Andererseits mussten die Kölner in der Coronakrise aber auch einen Plan verwerfen. Eigentlich hätte der zum Monatsende scheidende Markus Daun als Bindeglied zwischen den Top-Talenten und der Profiabteilung fungieren sollen. Doch aufgrund der wirtschaftlich schwierigen Situation fehlten die finanziellen Mittel, um diese Stelle im Nachwuchs zu schaffen. Trotzdem will man sich beim FC in den kommenden Jahren eine gute Nachwuchsarbeit auf die Fahnen schreiben können und hat zum Ziel ausgegeben, dass pro Saison mindestens ein Nachwuchsspieler im Profiteam debütieren soll. Alleine den Verlust von Florian Wirtz wird dies wohl kaum übertünchen können.
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