Tobias Kaufmann und Lil Zercher bildeten drei Jahre das kommunikative Gespann der Geißböcke. (Foto: Bopp)

Das Kaufmann-Aus: Logische Folge und fragwürdiger Zeitpunkt

Dass Tobias Kaufmann nicht mehr Mediendirektor des 1. FC Köln ist, hat am Mittwochabend viele Fans und auch Mitarbeiter am Geißbockheim überrascht. Die Trennung hatte sich jedoch in den letzten Monaten abgezeichnet und war wohl auch eine indirekte Folge des Machtkampfs um die Vorstandswahl im vergangenen Jahr. Das Kaufmann-Aus setzt die Umstrukturierungen fort, die in diesem Sommer begonnen haben.

Köln – Am Tag nach der Trennung gab es am Geißbockheim erst einmal zwei gute Neuigkeiten: Ron-Robert Zieler nahm das Training bei den Profis auf. Dazu konnte Alexander Wehrle einen Sponsoring-Coup präsentieren und UPS als neuen Exklusiv-Partner vorstellen. Ein Deal, der den Geißböcken dem Vernehmen nach in den nächsten zwei Jahren einen siebenstelligen Betrag bescheren soll. Geld, das die Kölner gut gebrauchen können. Nicht umsonst nannte Wehrle die Meldung “ein starkes Signal” in schwerer Corona-Zeit.

Im Hintergrund hat dagegen das Aus von Tobias Kaufmann als Mediendirektor ordentlich Staub aufgewirbelt. Der Journalist hatte sieben Jahre lang die Kommunikation des FC geleitet und musste nun für viele überraschend gehen. Doch es scheint die Zeit der personellen Veränderungen bei den Geißböcken zu sein. Sportlich haben Horst Heldt und Markus Gisdol die Zügel angezogen. Der Profi-Kader soll inklusive Mannschaftsrat ein neues Gesicht erhalten. Der umstrittene Klaus Maierstein wurde als Chef-Physiotherapeut abgesetzt. Reha-Trainer Dennis Morschel wurde ersetzt. Nun also auch der Abteilungsleiter für Kommunikation, der zuletzt nicht nur wegen der Kommunikation rund um die Dauerkarten-Regelung für die kommende Saison in die Kritik geraten war.

Logische Folge fehlenden Vertrauens

Kaufmann hatte sich jahrelang mit Verve für den alten Vorstand eingesetzt und nach dem Aus von Werner Spinner zusammen mit Wehrle intensiv dafür geworben, dass der FC mit Toni Schumacher und Markus Ritterbach weitermachen sollte. Diese Loyalität dem damals noch amtierenden Vorstand gegenüber führte letztlich aber zu einem natürlichen Konflikt, als mit Werner Wolf und Co. ein neues Präsidium übernahm. Kleinere Spannungen gab es von Beginn an, doch man hatte sich darauf verständigt, es gemeinsam versuchen zu wollen. Nach knapp elf Monaten folgte nun die Trennung.

Dass Kaufmann bei der KGaA angestellt und damit der Geschäftsführung unterstellt war (und nicht dem Vorstand des e.V.), scheint nur auf den ersten Blick ein Problem der Zuständigkeit und der Entscheidungshierarchie. Letztlich war der 44-jährige als Mediendirektor der verantwortliche Sprecher des Vorstands und damit die kommunikative Schnittstelle zwischen dem e.V. und der KGaA. Eine Position, die auf Vertrauen basieren muss, was aber, wie es nun hieß, nicht mehr der Fall gewesen war. Letztlich folgte die Geschäftsführung daher der Empfehlung des Vorstands in dem Wissen, dass eine Zusammenarbeit zwischen Vorstand und Kaufmann nicht mehr möglich schien.

Zeitpunkt und Art und Weise fragwürdig

Die inhaltlichen Gründe für diese Entscheidung wollten die beteiligten Personen nicht öffentlich kommentieren. Bemerkenswert sind aber der Zeitpunkt sowie die Art und Weise der Trennung. Die FC-Führung ließ die Chance verstreichen, eine so wichtige Personalie in der gerade erst zu Ende gegangenen Sommerpause zu verkünden. Im Sommerloch und zu einem Zeitpunkt, da der Übergang zwischen zwei Spielzeiten in der Mache war, wäre eine gleitende Transition möglich gewesen. Nun kam das Kaufmann-Aus abrupt und selbst für die Medienabteilung überraschend schnell. Darüber hinaus verkündete der Klub die Trennung nicht wie marktüblich in einer Pressemitteilung, in der man Kaufmanns langjährige Verdienste hätte würdigen können, um alle Gesichter zu wahren. Stattdessen ließ man die Bombe während eines virtuellen Mitglieder-Stammtisches platzen. Zwar hieß es am Mittwochabend aus dem Klub, man habe damit lediglich Pressemeldungen zuvorkommen wollen, nachdem Kaufmann die Trennung intern bereits kommuniziert hatte. Doch hätte man die Bekanntgabe im Rahmen des Mitglieder-Stammtischs problemlos mit einer parallel verschickten Pressemitteilung verbinden können. So verpasste der Klub letztlich eine diplomatische Verabschiedung des Mediendirektors. Im Hintergrund werden nun wohl die Anwälte die Details der Trennung aushandeln müssen.

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