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Ein angeschlagener Klub und die Parallelen zu 2017

Der 1. FC Köln. (Symbolfoto: Bopp)
Der 1. FC Köln. (Symbolfoto: Bopp)

Beim 1. FC Köln tun sich nach Ende der Transferperiode im Herbst 2020 Parallelen auf zum Ende der Transferperiode im Sommer 2017. Der FC taumelt sportlich wie politisch angeschlagen durch die Anfänge einer neuen Saison voller Ungewissheiten. Kurzfristig helfen können nur die vorhandenen Spieler und das Trainerteam. 

Ein Kommentar von Marc L. Merten

Die abgelaufene Transferperiode wird sich aus Sicht des 1. FC Köln erst in den kommenden Wochen bewerten lassen. Bis Weihnachten wird sich zeigen müssen,

  • ob Andersson Cordoba ersetzen kann oder ob seine Knie-Probleme eine Hypothek sind,
  • ob Duda Uth ersetzen kann oder ob der FC die millionenschwere Ablöse für den 25-jährigen lieber kurzfristiger in mehrere Leihspieler investiert hätte,
  • ob Limnios und Wolf die Flügel wirklich beleben können oder ob ihnen die Torgefährlichkeit abgeht, die der FC eigentlich so dringend aus der zweiten Reihe braucht,
  • ob Arokodare sich schnell an die Bundesliga anpassen kann oder ob der geplatzte Wunschtransfer von Bayerns Zirkzee die Geißböcke nicht noch teuer zu stehen kommen wird,
  • und ob es nicht aufgrund der eklatanten Defensivschwächen der letzten Saison sinnvoller gewesen wäre, auch in der Abwehr personell nachzurüsten.

Es scheint in jedem Fall so, als hätten Horst Heldt und Frank Aehlig nach der abrupten Flucht Cordobas nach Berlin etwas zu schnell gehandelt. Intern hatte es geheißen, man müsse auch bei öffentlichem Druck geduldig bleiben, um am Ende der Transferperiode noch handlungsfähig zu sein und Last-Minute-Schnäppchen abgreifen zu können. Genau das hat nicht geklappt. Offenbar hatten die Geißböcke am Ende keinen finanziellen Spielraum mehr, um noch einmal nachlegen zu können.

Stöger und Gisdol: Parallelen und Unterschiede

So bleiben viele personelle Fragen offen, nicht nur die oben genannten. Das ruft Erinnerungen an 2017 hervor, als der FC mit einem unausgewogenen Kader durch die Saison schlitterte und schließlich sang- und klanglos abstieg. Damals waren einige Positionen zu zahlreich, aber nicht gut genug besetzt, andere gar nicht, wieder andere wurden von Verletzungen dezimiert, für die es keinen Ersatz gab, und an einigen Spielern, die ihren Zenit längst überschritten hatten, wurde aus Verbundenheit zu lange festgehalten.

Auch jetzt gibt es fast überall im Kader Problemzonen, auf mehreren Positionen Notlösungen oder Spieler, an denen Trainer Markus Gisdol mit nur noch schwer nachvollziehbarer Vehemenz festhält. Die Frage, wer die Tore schießen soll, stellt sich nach 2017 drei Jahre später erneut. Ebenso die Frage, ob der FC sich mit seinen individuellen Fehlern in der Defensive wieder selbst in die Zweite Liga schießt. Vor drei Jahren ergab sich die faszinierende Kombination aus dramatischer Erfolglosigkeit und trotzdem weiterhin enger Verbundenheit der Mannschaft zum Trainer Peter Stöger. Heute ist die Konstellation anders, das Team nicht ansatzweise so homogen, der Trainer bei den Spielern nicht unumstritten.

Nach Schmadtke/Stöger: Das nächste Zerwürfnis?

Einschneidend wirkte im Sommer 2017 das Zerwürfnis zwischen Jörg Schmadtke und Peter Stöger, die so taten, als seien sie noch beste Freunde, in Wahrheit aber kein Wort mehr miteinander redeten. Im Sommer 2020 sind der Vorstand und die Geschäftsführung in Verdacht geraten, nur noch nach außen hin eine Einheit zu bilden. Inwieweit die Konflikte der letzten Monate sie voneinander entfernt haben, lässt sich aktuell schwer sagen. Ob sich die Führungskräfte wieder berappeln und zusammenfinden können, werden womöglich schon die nächsten Wochen zeigen. Die Gefahr jedoch besteht zweifelsohne, dass nach Schmadtke/Stöger ein weiteres Zerwürfnis den FC aus der Fassung bringt.

Kurzfristig ändern kann all dies nur der sportliche Erfolg. Nur Punkte in der Bundesliga können den angeschlagenen FC beruhigen und vielleicht sogar befrieden. Dafür sind Spieler und Trainer gleichermaßen zuständig. Sie stehen jetzt in der Verantwortung und müssen dieser gerecht werden – egal, wie die Transferperiode ausgefallen ist. Sollte es ihnen gelingen, bekommt der FC die Chance sich zu stabilisieren. Sollten sie scheitern, wird sich die Frage der Verantwortung auf höherer Ebene stellen.

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