Anthony Modeste verursachte nach seiner Einwechslung den zweiten Elfmeter für Hoffenheim. (Foto: imago images/Sportfoto Rudel)

Hinten wie vorne glücklos: Modeste als tragischer Held

Anthony Modeste hat beim 1. FC Köln keinen leichten Stand. Gegen den FC Schalke 04 völlig außen vor, sollte der Angreifer in der letzten halben Stunde in Hoffenheim noch einmal für neuen Schwung sorgen. Statt allerdings vorne gefährlich zu werden, verursachte der Franzose als erste Aktion einen Foulelfmeter. Noch tragischer wurde es, als er nur drei Minuten später auf der anderen Seite vom Punkt vergab.

Köln – Laut Definition ist ein tragischer Held der Protagonist einer Tragödie, der nach Aristoteles sein Unglück aus Gründen erleidet, die in ihm selbst zu finden sind. Demnach ist dieser zwar verantwortlich für sein Handeln, allerdings tut er dies nicht aus einer negativen Motivation heraus. Beim 1. FC Köln wurde Anthony Modeste am Sonntagabend in Hoffenheim zu genau solch einem tragischen Helden, denn sein Auftritt nach seiner Leistung war so tragisch wie vorhersehbar.

Der Franzose kommt bei den Geißböcken seit seiner Rückkehr aus China nicht mehr in Tritt und sucht auch in dieser Saison nach seiner Form. Wie wenig Vertrauen Markus Gisdol aktuell in seinen Angreifer hat, zeigte auch das Spiel vor wenigen Tagen auf Schalke. Anstelle des routinierten Angreifers brachte der FC-Trainer für die Schlussphase Youngster Tolu Arokodare, der seine Bundesligatauglichkeit bislang noch schuldig geblieben ist. Vier Tage später in Hoffenheim brachte Gisdol den 32-jährigen dann allerdings wieder für die letzte halbe Stunde, um beim Stand von 0:2 vielleicht doch für den ein oder anderen Impuls in der Offensive zu sorgen.

Er ist sehr enttäuscht und sehr traurig

Dieses Vorhaben ging gegen die TSG allerdings völlig nach hinten los. Keine 15 Minuten nachdem Modeste das Spielfeld betrat und bis dato vor Oliver Baumann noch nicht in Erscheinung getreten war, verursachte der Angreifer im eigenen Strafraum nach einem Eckball einen völlig berechtigten Foulelfmeter gegen Christoph Baumgartner. Für die Hoffenheimer war es nach dem Handspiel von Sava Cestic im ersten Durchgang bereits die zweite Gelegenheit vom Punkt, die Andrej Kramaric in der 75. Minute erneut sicher verwandelte und das Spiel somit vorzeitig entschied. Allerdings hätte der FC nur wenige Minuten später noch einmal zurück kommen können, denn nur drei Minuten nach dem 0:3 wurde Marius Wolf im Strafraum von Stefan Posch zu Fall gebracht. Während Wolf als gefoulter Spieler nicht selbst antreten wollte, nahm sich Modeste die Kugel. Auch wenn der mögliche Treffer am Ende wohl nichts mehr am Ausgang des Spiels geändert hätte, hätte sich der Franzose zumindest mit seinem ersten Saisontor neues Selbstvertrauen holen können. Doch selbst das war dem Angreifer an diesem Tag nicht vergönnt. Modeste visierte seine Lieblingsecke unten links an, doch Baumann schien gut auf den Schützen vorbereitet zu sein und tauchte schnell genug in die richtige Ecke ab. Kurze Zeit später vergab Modeste zudem noch eine Großchance, als er völlig freistehend eine schöne Flanke von Drexler nur neben das Tor köpfte. “Wir gewinnen und verlieren zusammen. Einzelnen Spieler zu viel aufzubürden, macht gar keinen Sinn”, resümierte Trainer Markus Gisdol die Leistung des Franzosen hinterher und nahm Modeste in Schutz. “Das mache ich vor allem nicht, wenn ich sehe, dass Spieler Gas geben und arbeiten. Und das macht Tony. Jetzt gerade hat er eine schwierige Phase. Es ist heute nicht glücklich für ihn gelaufen”, sagte der 51-jährige und gab auch einen Einblick in das Gefühlsleben von Modeste: “Er ist sehr enttäuscht und sehr traurig. Es geht jetzt darum, ihn wieder aufzubauen. Es werden auch wieder bessere Tage für ihn kommen.”

Freilich war es am Ende nicht Modestes Verschulden, dass der 1. FC Köln mit leeren Händen aus Sinsheim nach Köln zurückgefahren ist. Fehlenden Einsatzwillen konnte man dem früheren 25-Tore-Stürmer ebenfalls nicht absprechen. Allerdings hat sein Auftritt einmal mehr die Schwierigkeiten deutlich gemacht, mit denen der Franzose aktuell zu kämpfen hat. Vorne ohne Bindung zum Spiel, zudem noch äußert glücklos, und hinten statt kopfball- und zweikampfstark nicht mit der nötigen Cleverness, um brenzlige Situationen besser zu lösen. Ob Modeste bei den Geißböcken noch einmal ansatzweise in die Form kommt, um für die Kölner ein wichtiger Faktor im Angriff zu werden, bleibt weiter fraglich. Die Tendenz zumindest geht derzeit immer weiter in die Richtung, als dass sich die Rückholaktion nicht mehr auszahlen wird. Fast vier Jahre, nachdem die Anhänger ihren Torjäger auf Händen im RheinEnergieStadion als Helden gefeiert haben, wurde Modeste am Sonntagabend vor leeren Rängen nur noch zum tragischen Helden.

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