Horst Heldt, Markus Gisdol und Frank Kaspari bejubeln den Derbysieg. (Foto: Bucco)

Gisdols Liebeserklärung vor und nach dem Derby

Markus Gisdol stand in den vergangenen Monaten in unschöner Regelmäßigkeit kurz vor dem Aus als Trainer des 1. FC Köln. Doch immer wieder, und das dürfte wohl eine der größten Leistungen des FC-Coaches sein, versammelte er stets in den besonderen Spielen seine Mannschaft hinter sich, sodass diese außergewöhnliche Leistungen ablieferte. Auch am Samstag gegen Borussia Mönchengladbach. Ein Grund war offenbar eine hoch emotionale Rede des Trainers in der Kabine. Nach dem 2:1-Sieg ließ er eine öffentliche folgen.

Köln – Als Markus Gisdol seinen Dienst beim FC gerade erst angetreten hatte, steckte seine Mannschaft schon in einer Sackgasse. Vor dem Derby gegen Bayer Leverkusen im Dezember 2019 schien das Team zerfallen, die Chancen auf den Klassenerhalt dahin. Doch Gisdol griff erstmals radikal in die Mannschaft ein und hatte überwältigenden Erfolg. In der Corona-Krise fanden Team und Trainer lange Zeit nicht zurück in die Erfolgsspur, doch dann kam das Spiel bei Borussia Dortmund. Auch in Leipzig und im DFB-Pokal vor Weihnachten bekam der FC wieder die Kurve, ebenso nach dem 0:5-Debakel gegen Freiburg und jetzt, nach dem Pokal-Aus in Regensburg.

Wenn ich aus dem Nähkästchen plaudern darf…

Gisdols Comeback-Qualitäten haben dazu geführt, dass der 1. FC Köln in den entscheidenden Momenten wieder auf Kurs fand und so seinem Saisonziel näher kam. So war es auch in Mönchengladbach, weshalb sich Gisdol nach dem Derby-Sieg über Leverkusen im Dezember 2019 nun auch Derbysieger über die Fohlen nennen darf. Nicht alle FC-Trainer können das von sich behaupten. Der 51-jährige trieb seine Mannschaft im Borussia-Park zu einer taktisch und kämperisch disziplinierten, konzentrierten und emotional kontrollierten Leistung, der man den Spielern nach der Pleiten-, Pech- und Pannen-Woche des Klubs kaum zugetraut hatte. Doch Gisdol hatte vor dem Derby die richtigen Worte gefunden, wie Sportchef Horst Heldt verriet. “Es war eine sehr ungewöhnliche Vorbereitung auf das Spiel. Wenn ich aus dem Nähkästchen plaudern darf: Es war eine außergewöhnliche Rede von Markus Gisdol vor dem Spiel. Wir haben sehr wenig über Taktisches gesprochen, es gab nur zwei Punkte als Vorbereitung auf den Gegner. Sonst ging es sehr viel über unsere Situation. Der Trainer hat das genau getroffen.”

Es ist davon auszugehen, dass Teile dieser Rede die Zuschauer der Vereins-Doku 24/7 in der nächsten Folge zu sehen bekommen werden. Zumindest ist es zu hoffen. Denn dass die Mannschaft aus dem Krisen- in den Überlebenskampf-Modus schaltete und erfolgreich die Fohlen in ihren Stall zurückschickte, war der jüngste Coup in einer Reihe an Erfolgen, die durch das Pokal-Aus und die internen Querelen fast untergegangen war. Drei Siege in den letzten vier Spielen hat Gisdol in der Bundesliga mit dem FC eingefahren. Ein Erfolg, der die Geißböcke auf Platz 14 katapultiert hat.

Trotz Schwankungen: Der FC ist auf dem Weg zum Klassenerhalt

“Wir wussten von Anfang an, dass es nur ein Ziel gibt, und das ist der Klassenerhalt”, sagte Gisdol nach der Partie. “Dass es dann von außen immer mal so aussieht, als wenn du mit dem Rücken zur Wand stehst, ist klar.” Der Grund für die “Mit-dem-Rücken-zur-Wand”-Momente sind kein Mysterium: Der Mannschaft fehlt die Konstanz. Unerklärlichen Aussetzern folgen unerklärliche Topleistungen – und umgekehrt. “Wir haben gezeigt, dass die Mannschaft einiges kann. Aber wir müssen damit rechnen, dass die Mannschaft nicht in der Lage ist, immer diese Leistung zu bringen. Sonst wären wir in anderen Dimensionen”, gestand Gisdol. In der vergangenen Saison konnte Gisdol sein Team irgendwann stabilisieren und in einen wahren Siegesrausch hinein coachen, den die Corona-Pandemie jäh stoppte. In dieser Saison gelang dies noch nicht einmal ansatzweise.

Gisdol erklärte zuletzt zwar immer wieder, er könne mit dem Druck auf seine Person gut umgehen. Doch es wurde in den vergangenen Wochen auch sichtbar, dass ihm die Geschehnisse und Entwicklungen rund um sein Team stärker bewegen also noch vor einigen Monaten. Am Samstag konnte er sein Derby-Glück nicht verbergen. “Der Klub ist verrückt, aber ich liebe diesen Klub auch. Ich glaube, das spürt auch jeder. Ich werde alles dafür tun, dass es weiter so ist, dass wir erfolgreich sind.” In den letzten Wochen gelang ihm dieser Erfolg immer häufiger und soll im restlichen Verlauf der Saison zum Klassenerhalt führen. Nicht mehr, vor allem aber nicht weniger. Dann hätten alle Beteiligten das einzig wichtige Saisonziel erreicht. Und nach dem Derbysieg fühlte sich sogar das unnötige DFB-Pokal-Aus nur noch halb so schlimm an.

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