Der 1. FC Köln ist angeschlagen: Zwei Niederlagen in Folge haben die Derby-Euphorie wieder zum Erliegen gebracht. Als nächstes müssen die Geißböcke zum FC Bayern München. Die Kritik an der Spielweise des FC wird nach dem 0:1 (0:0) gegen den VfB Stuttgart wieder lauter. Am Sonntag wollte Sportchef Horst Heldt davon aber nichts wissen und wies in einer Medienrunde allzu kritische Fragen vehement von sich.
Köln – Es hätte ein schöner Sonntag für den 1. FC Köln sein können. Die Sonne schien über dem Geißbockheim, die Menschen gingen spazieren, während die Profis ihre Laufrunde absolvierten und die Ersatzspieler auf dem Trainingsplatz ein Kleinfeldspiel bestritten. Doch nach der Niederlage gegen Stuttgart war die Stimmung trotz frühlingshafter Temperaturen deutlich unterkühlt. Entsprechend gereizt reagierte Horst Heldt auf Nachfragen zur Niederlage gegen den VfB.
Es macht Sinn, bei der Wahrheit zu bleiben
“Mich wundert, dass Sie das wundert”, sagte Heldt auf die Frage, warum immer wieder Muster bei den Niederlagen des FC zu erkennen seien. “Man muss anfangen das zu akzeptieren. Wir haben Momente wie im Derby, das man gewinnt, aber auch Momente wie in Frankfurt oder gegen Stuttgart, in denen die Spiele so oder so hätten ausgehen können. Wir wussten, dass es bis zum Ende eng bleiben würde und dass wir bis zum Ende kämpfen müssen. Bis zum Ende heißt aber auch bis zum Ende. Da ist man nicht am 22. oder 23. Spieltag gerettet.” In einem fast fünfminütigen Monolog auf diese Ausgangsfrage betonte Heldt mehrfach, der FC brauche Kraft und Ausdauer für eine langen Kampf um den Klassenerhalt, in dem es immer wieder Rückschläge geben werde. “Wir müssen damit umgehen und Sie müssen sich fragen, wie Sie damit umgehen und wie sie das begleiten.”
Immer wieder kam Heldt direkt oder indirekt auf eine vermeintliche zu hohe Erwartungshaltung im Umfeld zu sprechen. “Es macht Sinn, bei der Wahrheit zu bleiben. Es ist leider nichts Neues, und ich muss Sie immer wieder abholen und darauf hinweisen, dass wir von nichts anderem reden”, echauffierte sich Heldt, als hätten Fans und Medien in den letzten Wochen andere Dinge vom FC erwartet als den Abstiegskampf. “Wir haben weder nach dem Derbysieg vom Europapokal geredet noch nach Freiburg vom Abstieg geredet. Keinem von uns geht es heute gut. Aber es ist ein Kampf. Wir sind nicht in der Lage die Liga zu beherrschen, wir kämpfen in der Liga, und das müssen wir bis zum letzten Spieltag.”
Darauf lasse ich mich gar nicht ein, in welche Richtung Sie mit mir reden wollen
Ein Reporter begann daraufhin die nächste Frage mit dem Satz: “Es verlangt ja keiner die Liga zu beherrschen, aber wenn man die Sätze des Trainers nach dem Spiel hört…” Doch der Reporter durfte die Frage nicht beenden. Heldt fiel ihm ins Wort. “Wissen Sie, wenn man Ihre Sätze vor dem Spiel sieht, kann man auch ganz viel diskutieren. Darauf lasse ich mich gar nicht ein, in welche Richtung Sie mit mir reden wollen. Jeder sollte seine Sätze überdenken. Das tun Sie aber genauso wenig wie andere. Die Frage müssen Sie gar nicht zu Ende stellen.”
Ein anderer Reporter setzte die Frage trotzdem fort und wollte wissen: “Es geht um die Diskrepanz zwischen dem, wie sich die Spieler und wie sich der Trainer nach dem Spiel äußert.” Doch auch davon wollte Heldt nichts wissen. “Das ist vollkommen Wurscht. Das interessiert nicht. Jeder hat seine Ansichten, das ist auch gut. Da findet aber keine Diskrepanz in der Kabine statt.” Heldt machte in diesem Zuge deutlich, dass es keine Frage von Vorgaben des Trainerteams sei, ob die Mannschaft aktiver spielen könnte. “Es gibt immer einen Plan. Es wird keiner daran gehindert, Leistung abzuliefern, aktiv zu sein. Ob man vorne presst, in der eigenen Hälfte eng steht und Zweikämpfe führt oder Ballgewinne umsetzt. Da ist jeder Spieler immer gefordert. Egal, wie die Ausrichtung lautet. Aktivität ist immer gefordert.”
Ich glaube davon mehr Ahnung zu haben
Das war die einzige Kritik, die sich am Sonntag vom Sportchef an die Mannschaft richtete. Ansonsten hatte es Heldt auf die anwesenden Journalisten abgesehen. “Ich kritisiere nicht die Kritik. Das steht mir nicht zu”, sagte Heldt. “Genauso wie Sie kritisieren dürfen, müssen Sie akzeptieren, dass ich mit Ihrer Kritik nichts anfangen kann, weil sie einfach daneben ist”, schimpfte der Sportchef. “Aus Ihrer Sicht mag das nachvollziehbar sein, aber das interessiert mich nicht, weil ich glaube mehr Ahnung davon zu haben. Sie begleiten das, das ist legitim und in Ordnung, aber Sie malen sich die Welt, wie Sie wollen. Das ist eine Nachbetrachtung. Die ist immer einfacher. Darin unterscheiden wir uns. Wir müssen uns in der Verantwortung sehr konzentriert im Vorfeld Gedanken machen. Im Nachhinein finde ich auch immer sehr viele Ansätze.”
In der Nachbetrachtung hatte es am Samstag nach dem Spiel große Unterschiede zwischen Trainer Markus Gisdol und seinen Spielern gegeben. Während die FC-Profis die abwartende Grundausrichtung in Hälfte eins kritisiert hatten, hatte Gisdol die defensive Spielweise gelobt und angedeutet, der FC wäre mit einem Unentschieden durchaus zufrieden gewesen. Das war manchem Spieler aber zu wenig gewesen. “In der ersten Halbzeit haben wir zu tief gestanden. Dadurch hatten wir weite Wege und haben uns das Leben selber schwer gemacht”, hatte Marius Wolf kritisiert. Timo Horn hatte ergänzt: “Wir müssen insgesamt zwingender nach vorne spielen. Da reichen nicht die 15 bis 20 Minuten am Ende.” Um dieses Thema hätte es am Sonntag gehen sollen. Doch Horst Heldt hatte ein anderes Probleme der Geißböcke ausgemacht: die Erwartungshaltung im Umfeld des Klubs.
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