Lukas Berg beobachtet von seinem Büro aus das FC-Training. (Foto: Bucco)

Lukas Berg im Porträt: GEISSBLOG.KOELN trifft den Aehlig-Nachfolger

Seit drei Wochen ist Lukas Berg die neue rechte Hand von Sportchef Horst Heldt. Als Leiter Administration Lizenzspielerabteilung übernimmt der 27-jährige allerdings keineswegs alle Aufgaben seines Vorgängers Frank Aehlig. Der GEISSBLOG.KOELN hat Berg getroffen und mit ihm über seine Aufgaben gesprochen.

Von Sonja Eich und Marc L. Merten

Er ist das neue Gesicht des 1. FC Köln neben Horst Heldt. Lukas Berg, 27 Jahre alt, Kölner, wenn auch mit dem Makel so mancher Domstädter, die in einem Krankenhaus in Bergisch-Gladbach zur Welt gebracht wurden. Absolvent für Sportmanagement des RheinAhrCampus‘ in Remagen, einstiger Kicker bis hoch zur Verbandsliga, dann aber mit zwei kaputten Knien runter vom Platz und an die Seitenlinie dank einer Elite-Jugend-Lizenz, des Trainerscheins zwischen B- und A-Lizenz auf dem Weg zum Fußballlehrer.

Ich muss schon wissen, wann Abseits ist und wann nicht

„Mein Background war natürlich wichtig. Ich muss schon wissen, wann Abseits ist und wann nicht“, erzählt Berg lachend im Gespräch mit dem GEISSBLOG.KOELN. Das Wörtchen „Administration“ in seinem Jobtitel hatte bei seiner Vorstellung so manchen Beobachter etwas ratlos zurückgelassen. Doch Berg ist mehr als Adjutant oder Assistent des Sport-Geschäftsführers. Nicht umsonst bringt er auch die Erfahrung mit, beim Regionalligisten Bonner SC eine Scouting-Abteilung aufgebaut zu haben. „Ich komme in eine Struktur, in der jeder erwartet, dass ich verstehe, worum es geht. Da ist es wichtig, dass alle die gleiche Sprache sprechen.“

Berg spricht Fußballerisch. Das ist auch nötig. Denn bei aller laut gewordenen Kritik an dem Wirken seines Vorgängers Frank Aehlig, hinterlässt der zum Red-Bull-Universum zurückgekehrte Lizenzspieler-Leiter eine große Lücke, in die Berg unmittelbar springen muss. „Natürlich war das für mich eine große Überraschung. Das war so nicht vorhersehbar“, sagt Berg über die Entscheidung von Sportchef Horst Heldt, den 27-jährigen zum Nachfolger des fast doppelt so alten und Branchen-erfahrenen Aehlig zu erklären. „Das Alter darf aus meiner Sicht keine Rolle spielen. Ich möchte meine Aufgabe erfüllen, egal ob ich jetzt 27 oder 37 bin.“

Aehlig ging einst denselben Weg wie Berg heute

Beispiele gibt es genug, wie Nachwuchskräfte aus dem eigenen Verein in eine größere Rolle geführt wurden. Nur gab es diese Beispiele lange nicht mehr beim FC. Berg soll einen Weg gehen, wie ihn Jonas Boldt in Leverkusen oder Aehlig selbst eingeschlagen hatten. Aehlig war mit 29 Jahren quasi aus dem Nichts zum Geschäftsführer von Dynamo Dresden aufgestiegen und fortan im Fußball-Business geblieben. Berg will sich nun beim FC etablieren. „Noch ist nicht die Zeit über perspektivische Ziele zu sprechen. Meine Kernaufgabe liegt erst einmal darin, die Lücke zu füllen, die Frank Aehlig hinterlassen hat. In diese Aufgabe will ich mich schnellstmöglich einarbeiten und alles abdecken, was von mir erwartet wird.“

Trotz seiner jungen Jahre ist Berg schon länger beim FC. Während des Studiums fing alles an, erst mit einem Pflichtpraktikum, als er im Bereich Unternehmensfinanzierung die zweite Fan-Anleihe mitbetreute. Danach blieb er am Geißbockheim: erst im Bereich Mitglieder-Betreuung, später als Digitalisierungs-Beauftragter unter Aehlig, anschließend Teil der Corona-Taskforce des FC und nun Leiter Administration Lizenzspielerabteilung. Aber was genau bedeutet eigentlich dieser Jobtitel?

Leiter Administration? So erklärt Berg seine Aufgaben

„Manche Themen sind für die Öffentlichkeit vielleicht spannender, wie die Abwicklung von Transfers, das Management von Spielerverträgen oder der Austausch mit anderen Vereinen oder Nationalmannschaften“, beschreibt Berg seine Rolle. „Viele andere wichtige Aufgaben laufen im Hintergrund, damit der Apparat funktioniert.“ Berg ist also in Transfers und Vertragsgespräche involviert, wenngleich (noch) nicht in die Entscheidungsprozesse. Zusammen mit Teammanager Denis Lapaczinski kümmert er sich um die Trainingslager-Vorbereitung und die Reisen der Profi-Mannschaft, aber auch – gerade in einem Olympia-Jahr wie 2021 – um den Austausch mit der Nationalen Anti-Doping-Agentur. Schließlich stehen mehrere FC-Spieler auf der vorläufigen Liste für Tokyo 2021 und müssen daher für entsprechende Tests zur Verfügung stehen.

Und dann wäre da noch der große Bereich der Digitalisierung: Das Schlagwort, hinter dem sich bei Unternehmen häufig nicht mehr verbirgt als eine neue Telefonanlage, soll Berg beim FC mit Leben füllen – und die Geißböcke in allen Bereichen auf ein neues Level heben. „Auf längere Sicht geht es um die Visualisierung relevanter Daten, damit man eine gute Entscheidungsgrundlage hat“, erklärt Berg. Vom Scouting über Videoanalyse bis zur Trainingslehre, schon jetzt sammeln die einzelnen Verantwortlichen beim FC zahllose Daten und bekommen noch mehr von externen Anbietern geliefert. Einheitlich zusammengeführt und vergleichbar gemacht werden sie aber noch nicht. So fällt auch die Auswertung schwerer. Berg soll dieses Problem beheben und die einzelnen Abteilungen und Fachbereiche miteinander verbinden.

Der große Unterschied zu Aehlig

Einen großen Unterschied zu Aehlig gibt es allerdings: Bergs Vorgänger war auch Kaderplaner und sportliche Schnittstelle zum Nachwuchs. Diese sportlichen Belange liegen nun in anderen Händen, nicht mehr bei Berg. Das bedeutet auch, dass Sportchef Horst Heldt und Cheftrainer Markus Gisdol Teile von Aehligs Aufgaben werden übernehmen müssen, unter anderem die Abstimmung mit dem Nachwuchsleistungszentrum oder mit Chefscout Martin Schulz. Zudem fällt ohne Aehlig jener Rettungsanker weg, auf den der 1. FC Köln nach den Trennungen von Armin Veh und Achim Beierlorzer zurückgreifen konnte. Damals hatte sich Aehlig um die Neubesetzung beider Stellen gekümmert. Berg könnte dies noch nicht leisten. Doch was nicht ist, kann noch werden. Die Arbeit für den 27-jährigen hat gerade erst angefangen.

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